Ackermann sagt auch Siemens ade

Nach seinem Rückzug beim Versicherungskonzern Zurich verlässt Ackermann auch den Siemens-Aufsichtsrat.

Josef Ackermann legt nach seinem Rückzug beim Versicherungskonzern Zurich auch seinen Aufsichtsratsposten bei der Siemens AG nieder. Beide Entscheidungen stünden aber nicht miteinander in Zusammenhang, betonte der frühere Chef der Deutschen Bank am Donnerstag. „Diskrepanzen in Stil und Fairnessfragen“ hätten den Ausschlag dafür gegeben, dass er bei Siemens den Vizevorsitz des Kontrollgremiums aufgebe, sagte der 65-Jährige. Alle anderen Mandate, etwa beim Mineralölkonzern Shell, will er behalten.

Ackermann verlas eine Erklärung, in der er zugleich jegliche Verantwortung für den Suizid des Zurich-Finanzchefs Pierre Wauthier von sich wies. Dass der Verstorbene ihn in einem Brief verantwortlich oder mitverantwortlich an dem Suizid gemacht habe, müsse er mit aller Entschiedenheit zurückweisen. „Seine Anschuldigungen an meine Person sind in keiner Weise nachvollziehbar.“

Ackermann war nach dem Suizid vor zwei Wochen von seinen Posten als Verwaltungsratspräsident des Schweizer Versicherungskonzerns Zurich zurückgetreten. Er habe nur wenige Kontakte mit Wauthier gehabt, hob der Manager hervor. „Die gute Gesprächskultur, die auch Zeugen, die immer dabei waren, bestätigen, war immer sachlich und von gegenseitigem Respekt getragen.“ „Ich wäre mit Bestimmtheit in meiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt gewesen“, begründete Ackermann, dass er dennoch zurücktrat. Die Familie Wauthiers habe weitere Schritte gegen ihn angedroht, darunter Medienveröffentlichungen.

Reuevolle Biografie

Bei Siemens hatte Ackermann nach Angaben aus gut informierten Kreisen das Vorgehen kritisiert, mit dem der Aufsichtsrat Konzernchef Peter Löscher durch den Finanzchef Joe Kaeser ersetzte. Ackermann als Vizevorsitzenden des Kontrollgremiums sei der Wechsel zu schnell gegangen. Er sei dafür gewesen, zunächst nach einem externen Kandidaten für den Chefposten in Deutschlands größtem Elektrokonzern Ausschau zu halten.

Ackermann präsentierte am Donnerstag seine Biografie „Späte Reue“, verfasst von seinem früheren Sprecher Stefan Baron. Der ehemaligeWirtschaftswoche-Chefredakteur zeichnet darin das Bild eines Managers, den die Finanzkrise ab 2007 ins Grübeln bringt („Die Finanzkrise ruft ihm den Werte-Kompass, den sein Elternhaus ihm einst fürs Leben mitgegeben hat, wieder ins Bewusstsein.“) und der Konsequenzen zieht: „Gewiss, Josef Ackermanns Reue kam erst, als der Schaden größtenteils bereits angerichtet war“, konstatiert der Autor. Doch: „Die Umkehr war ehrlich gemeint, auch wenn sie dem Schweizer die Möglichkeit bot, sein arg ramponiertes Ansehen aufzupolieren, also nicht allein auf uneigennützige Motive zurückging.“

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