Abgasskandal: USA prüfen auch andere Marken
Die US-Umweltbehörde weitet einem Medienbericht zufolge die Überprüfung von Dieselmotoren auf andere Marken aus. Neben Volkswagen untersuche die Behörde EPA mindestens 28 dieselbetriebene Modelle von Herstellern wie BMW, Chrysler, General Motors, Land Rover und Mercedes Benz, berichtete die „Financial Times“ am Freitag unter Berufung auf ein EPA-Dokument. Ziel sei es, herauszufinden, ob neben Volkswagen auch andere Autobauer Manipulationstechnik genutzt hätten. Eine Stellungnahme des Amtes war zunächst nicht zu erhalten.Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte in Berlin, es lägen derzeit keine Hinweise darauf vor, dass auch andere Autobauer von der Diesel-Affäre betroffen sind.
Frankreich: Schwerer Betrug
Die französische Justiz hat im VW-Abgas-Skandal Vorermittlungen wegen schweren Betrugs eingeleitet. Diese richteten sich gegen den deutschen Autobauer, sagte eine Sprecherin der Pariser Staatsanwaltschaft am Freitag.
Die französischen Behörden wollen dazu auch Kontakt zu ihren deutschen Kollegen aufnehmen - die Braunschweiger Staatsanwaltschaft führt bereits Ermittlungen wegen der Affäre. Der für Verkehrsthemen zuständige Vizepräsident der Hauptstadtregion Ile-de-France hatte den Fall zuvor bei der Pariser Staatsanwaltschaft angezeigt.
In Frankreich sind rund 950 000 Autos von den Manipulationen mit der Abgas-Software betroffen. Die Regierung kündigte als Reaktion Stichproben der Abgaswerte von 100 Fahrzeugen an und erwägt auch, Fördergelder für umweltfreundliche Autos von VW zurückzufordern.
Auch die italienische Kartellbehörde hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das Amt ermittle in dem Fall wegen unlauteren Geschäftsgebarens, wie die Behörde am Freitag in Rom mitteilte. Sie will demnach prüfen, ob Verbraucher durch Angaben zu Emissionen von VW-Autos in Werbekampagnen und Broschüren in die Irre geführt wurden. Es geht um Modelle der Marken Volkswagen, Audi, Seat und Skoda, die von 2009 bis 2015 verkauft wurden. Das Kartellamt hat dazu nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen Hinweise von Verbraucherverbänden bekommen.
US-Chef von VW vor US-Congress
Am 8. Oktober muss der US-Chef von Volkswagen, Michael Horn, vor dem US-Congress in Washington Rede und Antwort zum Abgas-Skandal stehen. Die Befragung im Unterausschuss für Überwachung und Untersuchungen, die vom Republikaner Tim Murphy geleitet wird, steht unter der Überschrift „Volkswagens Abgas-Betrugs-Behauptungen: Erste Fragen“ und soll um 10.00 Uhr Ortszeit im Rayburn House beginnen, heißt es in einer Mitteilung des Parlaments. Bei der Befragung werden auch Vertreter der US-Umweltbehörde EPA teilnehmen.
„Es gibt ernsthafte Probleme durch Berichte, dass Volkswagen durch den Einsatz sogenannter Defeat Devices (Manipulationssoftware) in einigen Dieselfahrzeugen Jahrzehnte alte Vorschriften zum Schutz der Gesundheit umgeht“, sagte Murphy. Das amerikanische Volk wolle wissen, warum es diese Geräte gebe, wie die Entscheidung getroffen wurde und warum sie so lange unentdeckt geblieben sind. „Wir werden ihnen die Antworten liefern.“
Kritik an Pötsch
In der IG Metall gibt es starke Bedenken, den bisherigen Finanzvorstand
Hans Dieter Pötsch zum Aufsichtsratschef bei Volkswagen zu machen. Man brauche nach dem Abgas-Skandal ein klares Zeichen, dass das Kontrollgremium unabhängig und ohne Vorbelastung seinen Aufgaben nachgehen könne, war am Freitag in Kreisen der bei VW einflussreichen Gewerkschaft zu hören. Von daher wolle man sich für eine „weitergehende Neuorientierung“ einsetzen. Auch im Interesse der Arbeitnehmer müsse alles getan werden, um Vertrauen zurückzugewinnen.
Bei der Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums am vergangenen Mittwoch hatten die VW-Eigner-Familien Piëch und Porsche gegen Bedenken der Arbeitnehmervertreter klar gemacht, dass sie den Österreicher
Pötsch an der Spitze des Kontrollgremiums sehen wollen. Letztlich stimmten Gewerkschafter wie auch das Land Niedersachsen der Personalie aber zu.
Zuvor hatte es Bedenken gegeben, dass Pötsch eine Mitschuld an der Manipulation der Abgaswerte von rund elf Millionen Dieselmotoren tragen könnte.Der 64-Jährige soll nach den Plänen der Familien von einem Registergericht als Aufsichtsrat bestellt werden, anschließend stünde in dem Kontrollgremium seine Wahl zum Vorsitzenden an. Über das mögliche Abstimmungsverhalten der Gewerkschafter in dem Gremium gab es am Freitag keine Hinweise.
Deutschland: mindestens 2,8 Millionen
Großbritannien: 1,2 Millionen
Frankreich: 950 000
Spanien: 680 000
Italien: 650 000
Belgien: 500 000
USA: 482 000
Österreich: 363 000
Mexiko: 32 000
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