90 Prozent der Unternehmer gegen NoVA-Erhöhung

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Fuhrparkverband Austria befragte Unternehmen zu den konkreten Auswirkungen der geplanten Erhöhung der Normverbrauchsabgabe.

Wie reagieren Österreiches Unternehmen auf die geplante Erhöhung der Normverbrauchsabgabe? Die Bundesregierung will für die NoVA ab kommendem erstmals ja auch Kleintransporter bis 3,5 Tonnen einbeziehen.

Welche Auswirkungen wird die Einführung also auf Unternehmensfuhrparks haben? 

In einer Umfrage für den Fuhrparkverband Austria (FVA) unter 135 Unternehmer, Geschäftsführer und Fuhrparkmanager sprachen sich nun deutliche 90 Prozent gegen eine Erhöhung aus. 

"Die Studie liefert die ersten konkreten Zahlen aus der Praxis. Und sie zeigen, das kürzlich beschlossene NoVA-Gesetz erzielt nicht die gewünschte Wirkung für die Umwelt", wird Henning Heise, Obmann Fuhrparkverband Austria, in einer Aussendung zitiert. Stattdessen werde es in dieser wirtschaftlich schwierigen Phase zu finanziellen Mehrbelastungen bei den Unternehmen führen, die diese Zusatzkosten an die Konsumenten weiterreichen werden.

Der Grenzwert für den CO2-Malus soll ab Mitte 2021 in mehreren Schritten bis 2024 deutlich gesenkt werden. Der Malusbetrag wird in diesem Zeitraum von 50 auf 80 Euro erhöht. Auch beim CO2-Abzugsbetrag und beim Höchststeuersatz wird geschraubt.

Die Ausnahmen für Kraftfahrzeuge zur Güterbeförderung bis einschließlich 3.500 Kilogramm höchstes zulässiges Gesamtgewicht werden gestrichen. 

In Summe betreiben die Teilnehmer der Umfrage 24.731 Fahrzeuge – 8.987 leichte Nutzfahrzeuge bzw. 15.744 Pkw. 

9 von 10 halten Zeitpunkt der NoVA-Einführung für falsch

Konkret halten 90 Prozent der Unternehmer den Zeitpunkt für die NoVA-Erhöhung für falsch. 92 Prozent finden es nicht sinnvoll, dass einerseits Förderungen in Milliardenhöhe ausbezahlt und andererseits die Belastungen für Unternehmen erhöht werden. Und 89 Prozent beurteilen die beim Kauf fällige Normverbrauchsangabe per se für kein taugliches Steuerinstrument, um die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich zu senken.

Mehr als die Hälfte wird alle Kosten an Kunden weitergeben

Laut den Ergebnissen werden 60 Prozent der Befragten alle Kosten, die durch die erhöhte NoVA für Pkw bzw. durch die neue NoVA für leichte Nutzfahrzeuge entstehen, an die Kunden weitergeben. 16 Prozent werden zumindest einen Teil der Kosten anrechnen, 13 Prozent haben sich dazu noch keine Gedanken gemacht.

Heise: "Teilweise werden die Nutzfahrzeuge durch die NoVA um über 20.000 Euro teurer. Das heißt, wir alle zahlen am Ende mehr für das Kasterl vom Tischler, die Lieferung des Online-Versandhändlers oder die Wartung der Therme. Dieser Umstand wird gerne vergessen ­– oder seitens der Politik verschwiegen."

Darüber hinaus würden 22 Prozent der Unternehmen mit dem Gedanken spielen, in Zukunft vermehrt Fahrzeuge im Ausland zuzulassen und in Österreich zu betreiben.

Verdopplung des Einsatzzeitraums

Die NoVA soll die CO2-Emissionen verringern, doch dieses Ziel erfüllt das Gesetz laut Fuhrparkverband Austria nicht. Denn die vorhandenen Fahrzeuge würden in Zukunft einfach länger gefahren werden: Konkret werden 66 Prozent der befragten Unternehmen ihre Pkw und Nutzfahrzeuge in Zukunft länger nutzen. Wobei sich die Nutzungsdauer bei den Pkw in über einem Drittel der Unternehmen um 1 bis 2 Jahre und in fast einem Drittel um 3 bis 4 Jahre verlängern wird.

Bei den leichten Nutzfahrzeugen wird fast jedes dritte Unternehmen den Einsatzzeitraum um 1 bis 2 Jahre und nahezu die Hälfte um 3 bis 4 Jahre verlängern. Laut den Ergebnissen der Umfrage werden die Pkw von den Firmen derzeit zu 98 Prozent für 3 bis 4. Jahre bzw. 5 Jahre und länger genutzt. Auch die leichten Nutzfahrzeuge sind bei 55 Prozent für mindestens 5 Jahre oder länger in Betrieb. Daraus lässt sich eine Erhöhung des Einsatzzeitraums zwischen 50 und 100 Prozent ableiten. 

Elektrotransporter erfüllen Anforderungen nicht

Zwar ist der Wille vorhanden auf Elektroautos und -transporter umzusteigen, doch für viele Firmen ist das laut FVA derzeit einfach nicht möglich. So gaben exakt 50 Prozent der Befragten an, dass sie derzeit weder Pkw oder Nutzfahrzeuge durch Elektro-Modelle ersetzen könnten. "Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie zeigen aber vor allem im Nutzfahrzeugbereich, dass der Stand der Technik noch nicht die Bedürfnisse der Realität abdeckt", so Heise.

Konkret scheitert der Umstieg bei den leichten Nutzfahrzeugen an einer zu geringen Reichweite (86 Prozent), an zu wenigen Lademöglichkeiten (57 Prozent), an einem zu geringen Zuladungs-Gewicht für den Transport von Werkzeug und Material (55 Prozent) sowie an zu hohen Kosten (52 Prozent).

Im Gegenzug zur NoVA-Erhöhung schlägt der FVA vor, dass künftig alle betrieblich genutzten Fahrzeuge vorsteuerabzugsfähig wären – und nicht nur wenige Van-Modelle sowie Nutz- und Elektrofahrzeuge. 

Aktuell zählt der FVA 70 Mitglieder, die knapp 19.000 Firmenfahrzeuge in Österreich verwaltet und im Rahmen der Unternehmensmobilität betreiben. 

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