Post: Neue Bankkunden, teuer erkauft

Post-chef Georg Pölzl
Grazer Wechselseitige ersetzt Bawag als Bank-Partner. Post-Chef Pölzl unter enormem Erfolgsdruck

Von Null auf ein paar Hunderttausend und das in wenigen Monaten. Post-Chef Georg Pölzl steht vor einer riesigen Herausforderung. Denn mit dem neuen Partner, der Grazer Wechselseitigen Versicherung, mit der er nach der Trennung von der Bawag Ende dieses Jahres das Bankgeschäft in der Post weiter anbieten will, startet er mit null eigenen Kunden.

Auf den ersten Blick aber klingt es wie der große Befreiungsschlag: Die Post hat nach langen Mühen und Wehen eine Banklinzenz. Und zwar über den Erwerb von 80 Prozent an Brüll Kallmus, einer Tochter der Grazer Wechselseitigen (Grawe).

Die kleine steirische Privatbank, die 1884 von Eugen Brüll und Gustav Kallmus gegründet wurde, wird sich auf neue Kunden einstellen müssen. Nicht die feine Privatbank-Gesellschaft wird sie künftig über die 1800 Post-Filialen und Post-Partner bedienen, sondern die ganz normalen Österreicher. Post-Chef Pölzl hat sich den Erwerb von 80 Prozent an Brüll Kallmus 56 Millionen Euro kosten lassen, 80 Millionen Euro könnten es mit den notwendigen Folgeinvestitionen werden. „Das wird sich rechnen“, gab sich Pölzl am Dienstag im ORF-Mittagsjournal überzeugt.

Beinharter Wettbewerb

Ob sich das für die Post wirklich rechnet, ist die große Frage. Denn am österreichischen Bankenmarkt herrscht beinharter Wettbewerb um Kunden. Und das in einem Umfeld, in dem Online-Banken mit gebührenfreien Konten und Billigst-Angeboten in den Markt fahren. Da ist nicht allzu viel an Gewinn zu holen für die Kreditinstitute.

Für die Kunden könnte das allerdings positiv sein: Die Post wird versuchen müssen, mit höchst attraktiven Spar- und Girokonten-Angeboten möglichst viele der Bawag/PSK-Kunden zu einem Umstieg auf die neue „Bank der Post“ – der Name steht noch nicht fest – zu verleiten: eine kostengünstige Kontobox, eine Sparbox und eine Kreditbox. Zudem wird es in der Post dann wohl Versicherungen der Grazer Wechselseitigen geben und Bausparverträge, die von Wüstenrot kommen könnten. Aber all das wird erst in den nächsten Monaten feststehen. Die Aktionäre der Post sind zunächst einmal zufrieden, dass die Bank-Partnersuche beendet ist. „An der Börse ist das ein non-event. Die Aktie hat sich am Dienstag kaum bewegt“, sagt Christoph Schultes, Analyst der Erste Group.

Für die Grazer Wechselseitige ist die Kooperation mit der Post schon eher ein Geschäft – vor allem aber eine Chance. Über die Post hat sie Zugang zu einer riesigen Anzahl von Kunden. So einen Sprung nach vorne hat sich das Grazer Institut, das 1846 auf Betreiben von Erzherzog Johann gegründet wurde, seit langem gewünscht.

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