25 Jahre Telekom-Aktie: Volksaktie fast ohne Volk

Die Telekom-Spitze beim Börsengang im Jahr 2000 in New York (Zweitlisting neben Wien)
Die Stimmung bei der 25-Jahr-Feier der Telekom-Aktie an der Wiener Börse am Dienstagabend war ein wenig getrübt. Ausgerechnet zum Jubiläum purzelte die Aktie aus dem ATX. Die Sichtbarkeit für internationale Investoren wird damit erschwert. Der Abstieg aus der obersten Börsenliga in Wien wurde bereits zu Monatsbeginn verkündet und kam ob des schwachen Handelsvolumens wenig überraschend.
„Der Ausstieg aus dem ATX hatte negative Auswirkungen auf den Aktienkurs, die bereits eingepreist sind“, sagt Nora Varga-Nagy, Aktienanalystin bei der Erste Bank zum KURIER. Die Telekom musste der Strabag weichen, Bauunternehmen stünden derzeit höher bei Anlegern im Kurs.

TA-Chefs Arnoldner (li) und Plater (re.) mit Aufsichtsratschefin Hlawati
Hoch im Kurs ist die TA-Aktie schon lange nicht mehr, statt eines Aufstiegs schaffte sie gerade einmal einen Marathonlauf auf ebener Fläche. Wer beim Börsengang im November 2000 die Telekom-Aktie zum Ausgabepreis von neun Euro gekauft hat und noch hält, hat von der Kursentwicklung nicht profitiert. Am Dienstag notierte die Aktie nahe ihres Ausgabepreises von neun Euro. Große Höhenflüge sind auch in naher Zukunft nicht zu erwarten. Varga-Nagy sieht derzeit „nur begrenztes Kurspotenzial für die TA-Aktie“.

Zuverlässiger Dividendentitel
Für Aktionäre sei der Telekommunikationsdienstleiter ohnedies vor allem ein zuverlässiger Dividendenbringer, meint Kleinanlegervertreter Florian Beckermann. „Die Aktie performt besser als jedes Sparbuch. Manche Anleger suchen genau das und auch der Staat freut sich jährlich über die Ausschüttungen.“ Die von der Erste Bank erwartete Dividendenrendite für das Geschäftsjahr 2025 liegt bei rund fünf Prozent und kann mit anderen Telekom-Titeln mithalten.
Die Börsenstory hatte durchaus turbulent begonnen: Vor 25 Jahren war die Telekom noch zu drei Viertel im Staatsbesitz, Juniorpartner war damals die Telecom Italia, die Internettochter hieß noch Jet2Web. Die Rahmenbedingungen für den Börsengang in Wien und New York waren ob der platzenden Dot-Com-Blase bereits denkbar schlecht, trotzdem zog die damalige schwarz-blaue Regierung unter Finanzminister Karl-Heinz Grasser den IPO durch.

Der damalige Festnetz-Chef Fischer mit Generaldirektor Sundt und Wirtschaftsminister Johannes Ditz
Als "Volksaktie" angepriesen
Um möglichst viele Kleinanleger zu gewinnen, propagierte Infrastrukturministerin Monika Forstinger den Titel als „Volksaktie“. Der Verkauf von einem Viertel der Anteile sollte mehr als eine Milliarde Euro in die Staatskasse spülen. Doch gleich zum Börsendebüt gab es einen veritablen Kursverlust, von dem sich die Aktie lange Zeit nicht erholte.
Aus der Zeit rund um die Privatisierung geblieben sind zahlreiche Skandale rund um die Telekom-Spitze, den Lobbyist Peter Hochegger und dem Umfeld der schwarz-blauen Regierung. Die Gewerkschaft warnte damals vor einem massiven Stellenabbau, was sich auch bewahrheitete. Beim IPO hatte die Telekom 18.650 Beschäftigte hauptsächlich in Österreich, heute sind es 17.000 in der gesamten Gruppe, 6.000 in Österreich.
Seit 2014 in mexikanischer Hand
2014 übernahm America Movil die Mehrheit (60,8 Prozent). Seither werde das Unternehmen auf Kosteneffizienz getrimmt, meint Beckermann. Das Österreichische sei dadurch etwas verloren gegangen, was der Attraktivität der Aktie geschadet habe.
„Die Deutsche Telekom ist viel mehr eine Volksaktie.“ Als positiv wertet er die Entpolitisierung des Konzerns, wofür Aufsichtsratsvorsitzende Edith Hlawati maßgeblich verantwortlich zeichne. Die Republik Österreich hält über die Beteiligungsgesellschaft ÖBAG noch 28,4 Prozent der Aktien, der Rest ist in Streubesitz, wobei nur 3,4 Prozent Kleinanleger sind.
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