1,3 Milliarden Euro Umsatz mit gefälschten Produkten für Pflanzenschutz in der EU

1,3 Milliarden Euro Umsatz mit gefälschten Produkten für Pflanzenschutz in der EU
Laut Europol sind Produkt-Fälschungen in der Landwirtschaft ein krimineller Wachstumsbereich.

In der EU wurden im vergangenen Jahr etwa 14 Prozent der verwendeten Pflanzenschutzmittel gefälscht. Das entspricht einem Verkaufswert von 1,3 Milliarden Euro. Die genannten Zahlen sind eine Schätzung des EU-Amtes für geistiges Eigentum (EUIPO).

Der Handel mit illegalen Pflanzenschutzmitteln ist nach Meinung von Europol einer der am schnellsten wachsenden kriminellen Bereiche in der Europäischen Union. Bei einer von Europol koordinierten Aktion wurden 2018 binnen 20 Tagen insgesamt 360 Tonnen an Produkt-Fälschungen für den Agrarbereich sichergestellt.

Die Auswirkungen der Fälschungen auf Umwelt sowie Lebensmittelsicherheit sind nicht bekannt. Weltweit soll der Umsatz mit illegalen Pflanzenschutzmitteln etwa sechs Milliarden Euro betragen. Oft werden minderwertige Substanzen verwendet, die entweder keine oder sogar schädliche Auswirkungen haben können.

Importe aus Asien

Hergestellt werden die billigen Fälschungen meist in Asien. Die Produkte werden vor Ort abgemischt oder die einzelnen Substanzen werden nach Osteuropa gebracht und dort zusammengestellt. Es gibt zwei Arten von Produktfälschungen. Entweder werden bekannte Marken benutzt oder neue erfunden. Die Hersteller von Pflanzenschutzmittel wehren sich etwa mit Hologrammen auf dem Etikett. Bisweilen werden auch gebrauchte Behälter von namhaften Herstellern neu befüllt. Man sollte daher beim Kauf darauf achten, dass Etiketten in deutscher Sprache vorhanden sind und diese Etiketten „fest mit der Verpackung verbunden sind“, rät Christian Stockmar, Obmann der Industriegruppe Pflanzenschutz. Bauern sollten „unbedingt eine Rechnung mit detaillierten Verkaufsinformationen verlangen“.

Um den Betrug zu entdecken, bedarf es einer umfangreichen Untersuchung im Labor. Pflanzenschutzmittel bestehen oft nicht nur aus einem Wirkstoff. Es sind auch Substanzen dabei, die etwa die Staubbildung oder das Aufschäumen verhindern. Es müssen also alle vorhandenen chemischen Substanzen untersucht werden.

Angewendet werden die illegalen Mittel insbesondere in Osteuropa, in Ländern mit EU-Außengrenzen und in Ländern mit großen Agrarmärkten. Das senkt die Produktionskosten von Lebensmitteln und steigert die Wettbewerbsfähigkeit. Seit der Debatte über die Anwendung von Glyphosat ist bekannt, wie aufwendig und teuer die Zulassungsprozesse in der EU sind.

Der Vertrieb erfolgt weltweit über das Internet oder über Händler, die den Bauern ein besonderes Schnäppchen anbieten. Das angebliche Pflanzenschutzmittel eines bekannten Herstellers ist um 30 Prozent billiger. Das Angebot gilt aber nur für kurze Zeit.

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