10 Jahre: Der Tag, an dem die Bawag gerettet wurde

Das Logo der BAWAG Bank vor blauem Himmel.
Vor zehn Jahren endete der BAWAG-Skandaljahr mit dem Verkauf der Bank an amerikanischen Fonds Cerberus. Bawag und ÖGB waren gerettet

Heute Freitag sind es zehn Jahre, dass der Gewerkschaftsbund die BAWAG abstoßen musste. Am vorletzten Tag des Jahres 2006 wurde damals nach mehrmaligen Verzögerungen der Vertrag mit dem amerikanischen Fonds Cerberus unterschrieben. Für die damals fünftgrößte Bank Österreichs nahmen die Amerikaner mehr als 3 Mrd. Euro in die Hand.

Geplatzte langjährige Milliardenspekulationsgeschäfte hatten sowohl die BAWAG als auch ihren damaligen Eigentümer ÖGB an den Rand der Pleite geführt. Nur eine Bundesgarantie konnte die Bank im Frühjahr 2006 kurzfristig vor dem Zusammenbruch bewahren.

Rücktritte und unzählige Prozesse

Der bisher größte Wirtschaftsskandal der Nachkriegszeit führte zu einer Rücktrittswelle und zog in den Jahren darauf eine Reihe spektakulärer Prozesse nach sich.

Für den ÖGB war es ein Notverkauf. Bis zum "Closing" des Deals sollte es noch bis Mai 2007 dauern. Erst ab dann war der ÖGB schuldenfrei.

Der amerikanische Hedge Fonds Cerberus - der mit kleinen Aktienpaketen auch noch die österreichische Post und Industrielle in sein Käuferkonsortium aufgenommen hatte - wollte die Wiener Bank ursprünglich nur ein paar Jahre lang besitzen. Beim Kauf wurde eine fünfjährige Behaltedauer abgemacht. Gleich nach der Übernahme wurden Börsefantasien gewälzt, schon 2012 sollte das Institut börsenfit sein, hofften die neuen Eigner.

Cerberus weiterhin Mehrheitseigentümer

Aus einem Börsegang wurde bisher nichts. Cerberus hat seit 2012 zwar einen zweiten amerikanischen Großaktionär (Golden Tree) für die BAWAG gefunden, ist aber weiter Mehrheitseigentümer. Verhandlungen für einen Verkauf an Investoren sollen bisher immer wieder an hohen Kaufpreisvorstellungen und Vertragsdifferenzen gescheitert sein. Auch ein baldiges Ende des Prozesses über die Swap-Verluste der Stadt Linz (Streitwert: mehr als 500 Mio. Euro) wäre hilfreich, heißt es.

Cerberus bringt sich mit der BAWAG zunächst weiter als Player für mögliche Übernahmen anderer Banken ins Gespräch. Voriges Jahr wurden Cerberus und BAWAG für die deutsche Postbank und kurzzeitig auch einmal für das österreichische Bank-Austria-Filialgeschäft gehandelt.

2016 erstmals Dividende

Das lange Warten auf Dividenden aus Wien hatte heuer für Cerberus & Co jedenfalls einmal ein Ende: Aus dem Gewinn des Geschäftsjahres 2015 zahlte die nach mehreren Sparpaketen abgeschlankte BAWAG heuer im Frühjahr das erste Mal eine Dividende.

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