Was unsere Gefäße tatsächlich zusammenhält

Nahaufnahme von roten Blutgefäßen.
Grundlagenforscherin Klaudia Schossleitner ergründet die Regulatoren des menschlichen Blutgefäßsystems.

Gefäße sind die Infrastruktur des Körpers. Durch sie werden Organe mit Nährstoffen versorgt. Gefäße sind keineswegs starre Bahnen, sondern ausgesprochen aktiv, indem sie sich ständig selbst regulieren – Wege öffnen oder schließen. Was passiert, wenn die Gefäßbarriere nicht richtig arbeitet, weil sie zu durchlässig ist, aber auch welche Regulatoren für den Gefäßzusammenhalt wichtig sind, untersucht Klaudia Schossleitner am Department für Dermatologie der Universität Wien.

Eine lächelnde Frau mit blonden Haaren und blauem Schal vor einem unscharfen Hintergrund.

Den Zell-Kontakten auf der Spur: Klaudia Schossleitner 

Womit beschäftigen Sie sich konkret?

Klaudia Schossleitner: Ich schaue mir die Regulation der Blutgefäße, bzw. die Mechanismen der Gefäßbarriere an. Salopp gesagt: Ich untersuche, was die Zellen eigentlich zusammenhält. Und was passiert, wenn durch ein Entzündungssignal die Barrierefunktion in den Gefäßen nachgibt. Dabei hat sich herausgestellt, dass Cingulin ein wichtiges Regulationsprotein ist. Wir sind die erste Forschergruppe, die dieses Protein in Blutgefäßen beschrieben hat.

Weshalb ist das wichtig?

Nachdem wir gesehen haben, dass Cingulin ein wichtiger Faktor ist, wollen wir natürlich wissen, wie man das Protein fördert, um die Blutgefäße intakt zu halten. Wir haben uns dazu die Prozesse bei Brandwunden angesehen.

Warum gerade da?

Weil man hier gut nachvollziehen kann, wie Cingulin Reparaturprozesse aktiviert. Hier konnten wir zeigen, dass die Wirkung vor allem am Beginn eine große Rolle spielt und die Hauptaufgabe des Cingulin im initialen Schutz liegt. Und wir konnten nachweisen, dass Cingulin bei Gefäßentzündungen und bei Melanomen eine Rolle spielt.

Gibt es schon Medikamente?

Mit dem Projekt wollen wir auch herausfinden, ob Therapeutika, die bereits in der klinischen Praxis verwendet werden, auch zur Regulierung von Blutgefäßen eingesetzt werden könnten. Dazu dient uns ein spezielles Gerät, wodurch wir live mitschauen können, wie Gefäßbarrieren aufgebaut, wie sie instand gehalten werden, aber auch wie sie unter Umständen zusammenbrechen, wenn es zu einer Entzündungsreaktion kommt. Wir testen Medikamente, die das Cingulin aktivieren und somit dem Zusammenbruch der Gefäßbarriere bei vielen Krankheiten entgegenwirken könnten.

Wie geht es dann weiter?

Unser WWTF-Projekt wird jetzt abgeschlossen. Im Rahmen dessen haben wir die passenden Medikamentengruppen identifiziert. Mit den Daten und der Publikation daraus ist die Basis für weitere, vielversprechende Forschung in dem Bereich gelegt.

Eine Frau mit Brille arbeitet an einem Computer mit Diagrammen.