Auf der Suche nach der Quelle

Nahaufnahme von sanften Wellen auf einer Wasseroberfläche.
Ein Wiener Forschungsprojekt konnte erstmals nachweisen, wie Giardien in die Oberflächengewässer der Stadt gelangen.

Die Wasserqualität der österreichischen Badegewässer rangiert im europäischen Spitzenfeld. Doch nicht alle Stellen, die zum Abkühlen genutzt werden, werden überprüft – im Falle Wiens gilt das etwa für die Donau und den Wienfluss. Das vom WWTF geförderte Forschungsprojekt „The impact of Giardia spp. as a reference pathogen in urban water system“ zielte darauf ab, diese auf Krankheitserreger zu überprüfen. „Die Proben wurden auf einen Modellmikroorganismus untersucht, nämlich auf Giardien“, sagt dazu Univ.Prof. Mag. Dr. Julia Walochnik vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der Medizinischen Universität Wien. „Parasiten wie diese werden bei Wasseruntersuchungen üblicherweise nicht erfasst.“

Ganzheitlicher Ansatz

Der Durchfallerreger zählt zu den häufigsten Darmparasiten weltweit und wird durch Fäkalien verbreitet. „In Österreich ist man bisher davon ausgegangen, dass es sich um eine importierte Reiseerkrankung handelt. Wir konnten aber nachweisen, dass in Wiens Gewässern durchaus eine gewisse Belastung vorhanden ist“, so die Parasitologin. „Ein Ziel unserer Studie war aber auch herauszufinden, wie die Giardien in die Gewässer gelangen.“ Dafür wurde vom Interuniversitären Kooperationszentrum Wasser und Gesundheit ICC Water & Health eine spezielle molekularbiologische Methode entwickelt: Durch Marker wurden die Krankheitserreger genotypisiert. „Durchaus unerwartet war für uns, dass wir nahezu ausschließlich die menschlichen Genotypen vorgefunden haben“, so Walochnik. Das zeigt, dass in erster Linie menschliche Fäkalien für die Einbringung der Keime in Wiens Gewässer verantwortlich sind. Bei der Studie wurde das Stadtsystem ganzheitlich betrachtet: Mögliche Eintragswege von Krankheitserregern in die Gewässer können undichte Kanäle ebenso sein, wie Starkregenfälle oder tierische Fäkalien, etwa von Nutztieren aus dem Umland oder Wildtieren. „Unser Monitoring zeigte, dass nach Extremwetterereignissen die fäkale Belastung höher ist, als unter Normalbedingungen“, so Walochnik.

International stieß vor allem der Einsatz der Marker für Fäkalbelastung auf großes Interesse. Dieser könnte langfristig die Gewässerüberwachung verbessern.

Informationen über Badegewässer:

www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Wasser/Badegewaesser

Vom Baden in nicht kontrollierten Gewässern wird dringend abgeraten.

Eine Frau mit Brille arbeitet an einem Computer mit Diagrammen.