Schritt für Schritt

 
Schon ein einfacher Spaziergang pro Tag wirkt sich positiv aus.

Man muss keinen Marathon laufen, um fit zu sein. Josef Niebauer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, erklärt, warum Sport für Diabetiker wichtig ist.

Ab wann gilt man denn als fit?

Josef Niebauer: Wenn es möglich ist, einen Radausflug oder eine Wanderung zu machen, ohne danach völlig erschöpft zu sein. Man kann natürlich sagen, 1 Watt pro Körpergramm sollte man auf einem Fahrrad treten können. Aber das ist ein relativer Wert.

Wie kann der Risikofaktor Übergewicht erfolgreich bekämpft werden?

Bei Übergewicht nimmt man mehr Kalorien zu sich, als man verbrennt. Um abzunehmen hat man zwei Möglichkeiten: entweder weniger Kalorien zu sich zu nehmen – aber das scheint nicht zu funktionieren, denn die Hälfte der Bevölkerung ist übergewichtig. Oder aber Sport, weil man dadurch den Kalorienverbrauch steigert.

Wie erklären Sie einem Laien den positiven Effekt des Kalorienverbrauchs?

Zucker geht in die Muskulatur und wird dort verstoffwechselt. Je mehr Muskeln man hat, desto mehr kann man aufnehmen und desto weniger Zucker ist im Blut. Selbst leichtes Wandern oder Nordic Walking führt schon qualitativ zu einer besseren Muskulatur. Mit jedem Schritt gewinnt man dazu.

Kommt Sport einem Medikament gleich?

Für Patienten, die ihren Bewegungsplan ernst nehmen, dient Sport als ein weiteres Therapeutikum. Indem man die sportliche Aktivität steigert, können Medikamente oft reduziert werden.

Wie viel Bewegung ist gut?

Die WHO empfiehlt an drei bis sieben Tagen in der Woche zwischen 30 und 60 Minuten körperlich aktiv zu sein. Das Ziel sind insgesamt 2,5 Stunden in der Woche. Man soll beim Sport zumindest leicht schwitzen und durchaus kurzatmig sein, aber weiterhin reden können – etwa beim Laufen. Es ist wichtig, gemütlich anzufangen, damit sich das gesamte Herz-Kreislauf-System mit der neuen Belastung mitentwickeln kann.

Wie sieht eine gute Beratung aus?

Es fehlt den Ärzten leider immer mehr an Zeit, Menschen individuell und persönlich beraten zu können. Man wird im Gesundheitssystem auf Dauer nicht darum herumkommen, gezielt mehr Bewegungsberater einzusetzen. Jemand, der Jahrzehnte lang nichts gemacht hat, wird seinen Lebensstil nicht plötzlich von alleine ändern können. Das ist ein harter Kampf und dazu würde es eine entsprechende Begleitung benötigen. Im Idealfall kennen Bewegungsberater die Infrastruktur vor Ort und können Tipps für Beratungsstellen, Trainingsplan und Ausrüstung geben.

Wo kann man sich abseits der Bewegungsberatung Motivation holen?

Technologien kann man sicher gewinnbringend nutzen. Es gibt Handy-Apps, die neuen Schwung bringen. Zum Beispiel können sie daran erinnern, sich wieder einmal zu bewegen. Damit wird man aber nicht jede Altersgruppe erreichen können.

- Magdalena Meergraf

Zur Vorbeugung und für die Therapie von Typ-2-Diabetes steht Bewegung ganz oben am Plan. Empfohlen werden vor allem Ausdauersportarten, weil sie gut für das Herz-Kreislauf-System sind. Doch im Prinzip ist alles gut, was die Muskulatur anstrengt.

Am besten sucht man sich eine Sportart, die auch Spaß macht und die man regelmäßig ausüben kann. Leichtes Wandern, Radfahren, Schwimmen und Nordic Walking führen qualitativ schon zu besserer Muskulatur. Man sollte sich nie mit anderen vergleichen, denn es geht um die eigene Lebensqualität!

Ziel soll es sein, 2,5 Stunden in der Woche aktiv sein, aufgeteilt auf mindestens drei Tage. Im Alltag kann man sich öfter die Frage stellen: Muss ich mit dem Auto fahren oder nehme ich das Rad?

Das Tragen eines Ausweises kann einem Diabetiker im Notfall nicht nur das Leben retten, sondern erspart auch Unannehmlichkeiten bei Flugreisen oder Medikamenteneinkäufen im Ausland. Pharmafirmen bieten sie zwar gratis an, doch einheitliche Ausweise gibt es in Österreich nicht. Im Internet kann man sich welche in verschiedenen Sprachen gratis ausdrucken (zum Beispiel unter www.diabetikerausweis.de). Bei Fragen kann man sich außerdem an die Österreichische Diabetes Gesellschaft wenden.

Wenn Sie mehr zu Fachbegriffen, zum Krankheitsverlauf oder zu den neuesten Behandlungsmethoden wissen wollen, einfach Ihre Fragen hier absenden. Unsere Diabetes-Expertinnen und –Experten werden sie umgehend beantworten. Die Antworten werden gesammelt einmal pro Woche hier veröffentlicht.

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