Paulina H., 14

Ein stilisierter Computerbildschirm zeigt den Text „Teenager machen Zeitung“ und ein Foto von Paulina.
Paulina schrieb über die Proteste in Ferguson: "Das bringt mich zum Weinen"

Welches Ressort? Politik natürlich!
Weil ich mich gerne mit sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen auseinander setze. Ich bin offen für neue Menschen und Gedanken, belesen und immer "up to date" was das Weltgeschehen betrifft. Außerdem schreibe ich mit Begeisterung.

Den kritischen Journalismus zu meinem Beruf zu machen, kann ich mir ohnehin vorstellen.

Die Mutter des erschossenen 18-jährigen Michael Brown, eines Schwarzen, ist geschockt, als sie von dem Gerichtsurteil erfährt: Freispruch für den angeklagten weißen Polizisten Darren Wilson, es sei Notwehr gewesen. "Selbstverteidigung – wovor?", fragt Lesley McSpadden in die Menge, die sich in der US-Kleinstadt Ferguson versammelt hat. Ihr Sohn war an jenem 9. August unbewaffnet, als ihn ein halbes Dutzend Projektile traf. Tränen rinnen der Frau hinunter. Sie sinkt in den Arm ihres neuen Ehemannes Louis Head. "Burn this down (brennt das nieder)", zitiert diesen die New York Times. Es kommt zu Ausschreitung, auch in anderen US-Städten wird protestiert.

In Ferguson (US-Bundesstaat Missouri) werden Beamte mit Molotow-Cocktails attackiert, Polizeiautos gehen in Flammen auf, Geschäfte werden geplündert. Sicherheitsbeamten setzen Rauchbomben und Tränengas ein, Hubschrauber kreisen über der Stadt. Auch Schüsse fallen. Von wem, ist zunächst unklar. "Das ist nicht, wofür wir hergekommen sind", ruft ein Demonstrant die Gewaltbereiten zur Friedfertigkeit auf. Ohne Erfolg.

Einig sind sich aber alle, das dieses Urteil – getroffen von neun weißen und drei schwarzen Geschworenen – den latenten Rassismus in den USA widerspiegelt. "Die Leben der Schwarzen zählen nicht", sagt die 48-jährige Flugbegleiterin Teri Franks, selbst Mutter von vier Kindern, "die ganze Sache bringt mich zum Weinen."

Tatsächlich haben Schwarze weniger Aufstiegschancen, sind im Schnitt ärmer als Weiße, sitzen in Relation zum Bevölkerungsanteil überproportional im Knast, immer wieder gibt es Übergriffe und Schnellschüsse von weißen Polizisten auf schwarze Bürger. Erst am Wochenende wurde der farbige Tamir Rice, 12, von Beamten auf einem Spielplatz erschossen – er hielt eine Spielzeugwaffe in der Hand.

Die Diskriminierung der Afro-Amerikaner hat sich auch unter Barack Obama, dem ersten schwarzen US-Präsidenten, nicht geändert. In einer Stellungnahme nach dem Urteil, sagte er, dass es ein tiefes Misstrauen zwischen Polizeikräften und Nicht-Weißen gebe. Wörtlich sprach er davon, dass es gelte, "breite Herausforderungen für uns als Nation" zu bewältigen. Salopp zusammengefasst haben das Demonstranten in Atlanta: "Die Hölle von Ferguson ist die Hölle Amerikas."

Krawalle in den USA

Polizisten in Schutzausrüstung stehen vor einem brennenden Barrikade auf einer Straße.

USA FERGUSON BROWN SHOOTING PROTEST
Ein Auto steht in Flammen, die Tür ist geöffnet.

USA FERGUSON BROWN SHOOTING PROTEST
Eine Frau mit einer roten „Stanford“-Jacke ist mit einer weißen Substanz bedeckt.

USA FERGUSON BROWN SHOOTING PROTEST
Ein Mann wird mit einem forensischen Lineal vermessen.

St. Louis County Prosecutor's Office photo shows F
Ein gepanzertes Fahrzeug steht vor einem Gebäude in Ferguson, während Polizisten mit Gasmasken aus einem anderen Fahrzeug steigen.

USA FERGUSON BROWN SHOOTING PROTEST
Eine Gruppe von Menschen kniet mit erhobenen Händen unter einer US-Flagge und einem Banner mit der Aufschrift „Sons Greetings“.

USA FERGUSON BROWN SHOOTING PROTEST
Eine Frau liegt auf der Straße, während ein Polizist daneben steht und ein gepanzertes Fahrzeug im Hintergrund zu sehen ist.

USA FERGUSON BROWN SHOOTING PROTEST
Ein brennendes Auto auf einer Straße, während Polizisten mit Schilden vorbeigehen.

USA FERGUSON BROWN SHOOTING PROTEST
Eine Person hält ein Schild mit der Aufschrift „From Boston to Ferguson, Cops are racist Murderers“.

Man holds a sign, as demonstrators react to the gr
Die Windschutzscheibe eines Polizeiautos ist durch einen Ziegelstein beschädigt.

USA FERGUSON BROWN SHOOTING
Ein Mann hält ein Schild mit der Aufschrift „Doing nothing and saying nothing changes nothing #BlackLivesMatter“ vor einer US-Flagge.

Protester demonstrates in Times Square after the g
Zwei Feuerwehrleute bekämpfen einen Brand in einem Gebäude mit Wasserwerfern.

USA FERGUSON BROWN SHOOTING
Demonstranten stehen vor dem Weißen Haus mit Schildern, die Gerechtigkeit für Mike Brown fordern.

Protesters demonstrate after the decision by a Mis

Schwarze Sportler empört

Auch zwei schwarze US-Superstars aus der Welt des Sports meldeten sich zu Wort. Die Tennis-Ikone Serena Williams twitterte: "Beschämend. Was muss noch alles passieren?" Und die Basketball-Legende Earvin "Magic" Johnson bekannte, "ich bin sehr enttäuscht".

Außergewöhnlich scharf und emotional reagierte ein europäisches Regierungsmitglied: "Wie alt war Michael Brown? 18. Trayvon Martin? 17. Tamir Rice? 12. Wie alt der nächste? 12 Monate? Tötet sie bevor sie groß werden, Bob Marley", schrieb die schwarze französische Justizministerin Christiane Taubira auf dem Kurznachrichtendienst twitter in Anspielung auf ähnliche Fälle. Der letzte Satz ist eine Zeile des Bob-Marley-Songs "I shot the sheriff", und er wird eben diesem Sheriff zugeschrieben.

Was viele Menschen in den USA zusätzlich aufregt, sind das Umfeld und die Vita des zuständigen Bezirksstaatsanwalts Bon McCulloch: Dieser unterhält enge Beziehungen zur Polizei, mehrere Verwandte von ihm sind dort beschäftigt. Auch sein Vater war Polizist, er wurde 1964 erschossen – von einem Schwarzen. 26.000 Bürger hatten eine Ablöse des Ermittlers gefordert. Vergeblich.

Mitarbeit: Paulina H.

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