Der Kaschmir-König erobert die Wiener City
Brunello Cucinelli, 61, geht im oberen Stockwerk seiner Boutique im Goldenen Quartier auf und ab. Alles soll bei der Eröffnung am Abend perfekt sein. Immer wieder schweifen seine Augen über die Kreationen aus Kaschmir. Jener Stoff, mit dem er sich in den 1980er-Jahren, von einem kleinen Dorf in Italien aus, weltweit einen großen Namen gemacht hat.
KURIER: Was ist für Sie das Besondere an Kaschmir?
Brunello Cucinelli: Kaschmirteile schmeißt man nicht weg. Alleine die Herkunft macht das Material so besonders. Die Mongolei, wo die Kaschmirziegen beheimatet sind, ist einer der härtesten Orte, um zu leben. Die Temperatur sinkt dort bis 50 unter null.
Ein Luxusgut. Wie würden Sie diesen Begriff definieren?
Luxus ist Handwerk. Produkte mit einer hohen Qualität, einer gewissen Exklusivität und einer Identität. In den letzten Jahren wurde das Wort zu beliebig eingesetzt. Zu viel wurde als Luxus bezeichnet. Ich glaube, im Moment ändert sich das wieder.
Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Wir produzieren in Italien, das bedeutet ein Maximum an Qualität und Handarbeit, und das gibt den Sachen einen Wert. Unsere Produkte sind authentisch. Dadurch hat man ein anderes Verhältnis zu ihnen. Nachhaltigkeit ist aktuell ein sehr starkes Thema. Die Kunden möchten Produkte kaufen, die ethisch einwandfrei produziert wurden. Sie wollen der Welt und der Menschheit nicht noch mehr Schaden zufügen.
Im Schnitt sind sie zwischen 35 und 45, aber im Grunde kennt unsere Mode kein Alter. Die Kreationen kann eine 50-Jährige genauso tragen, wie eine 25-Jährige. Von letzterer kann man aber nicht verlangen, dass sie sich die Teile leisten kann.
Warum eröffnen Sie Ihre Boutique ausgerechnet in Wien?
Wien ist eine der wichtigsten Hauptstädte Europas. Eine wunderschöne Stadt mit Tradition. Wir haben drei ganze Jahre nach passenden Location gesucht und jetzt haben wir sie endlich gefunden.
Wie würden Sie den Stil der Wiener bezeichnen?
Den typisch österreichischen Stil oder den typisch italienischen Stil gibt es nicht mehr. Der Geschmack der verschiedenen Länder ist sehr ähnlich geworden.
Was für einen Bezug haben Sie zu Wien?
Bei meinem ersten Besuch war ich noch sehr jung. Es war ein Schulausflug und wir waren im Prater. Seitdem fahre ich nicht mehr Achterbahn. Das war zu heftig. Damals habe ich mich in eure Kultur verliebt, in die Musik und in die Philosophen. Heute bin ich oft in Kitzbühel Skifahren und erst vor einem Monat war ich am Bodensee. Ein sehr schönes Fleckchen Erde.
Sie stammen aus Solomeo in Umbrien. Dort sind sie quasi der Stadt-Erhalter, wie kommt das?
Ich wollte immer etwas behüten, restaurieren, schöner machen. Jeder Mensch ist irgendwie für eine gewisse Zeit in der Menschheitsgeschichte ein Behüter und Schützer.
Sie haben zwei Töchter, habe sie Ihre Liebe zur Mode geerbt?
Sie arbeiten bei mir in der Firma. Müssten sie aber nicht. Wichtig ist, dass sie gesund sind, gut leben und dass sie machen, was sie machen möchten.
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