Spannende Memoiren von Anthony Hopkins: "Der Teufel steckt in mir"
Stella und Anthony Hopkins
Er ist eine wahre Schauspiellegende, die ihren Rollen eine fast unheimliche Intensität verleiht und ihnen mit unvergleichlicher Dringlichkeit Leben einhaucht. Jetzt hat Sir Anthony Hopkins (87) seine Memoiren „We Did Ok, Kid“ veröffentlicht, die am Mittwoch auch auf Deutsch erscheinen.
Und darin beleuchtet er nicht nur seinen beruflichen Werdegang, sondern geht auch schonungslos mit sich selbst ins Gericht.
Er berichtet von seiner schweren Kindheit in Südwales – er war ein Einzelgänger, ein schlechter Schüler und wurde von anderen Kindern als „Elefantenkopf“ beschimpft. „Ich war etwas dünn, aber mein Kopf war ungewöhnlich groß (...) Sie meinten, ich hätte nicht viel im Inneren“, erzählte er dem US-Radiosender NPR.
Hopkins schreibt darüber, dass in seiner Familie kaum Gefühle gezeigt wurden und wie hart sein Vater Richard Arthur, ein walisischer Bäcker, oft mit ihm ins Gericht ging. Er nannte seinen Sohn während seiner Schulzeit einen „hoffnungslosen Fall“.
Er habe ihm aber auch Ausdauer und Pflichtgefühl vermittelt. „Er war ein zäher alter Mann. Er trank gern. Er war ein einsamer Mann und emotional verletzlich.“ An seinem Sterbebett bat er Hopkins, einen Monolog aus Hamlet vorzutragen. Ein besonders emotionaler Moment.
Hopkins hat „in gewisser Weise meinen eigenen Vater“ in seiner oscargekrönten Rolle „The Father“ (2021) verkörpert. „Er konnte dich mit einem Blick vernichten. Und das kann ich auch.“
Als er zum ersten Mal als Jugendlicher Laurence Olivier (gestorben 1989) in „Hamlet“ sah, machte es bei ihm „klick“ und er wusste, er will Schauspieler werden. Zwanzig Jahre später engagierte Olivier ihn am National Theatre. Und der Kreis schloss sich.
Seit 1975 trocken
Der Schauspieler schreibt aber auch offen über seine Alkoholsucht. „In meinen Jahren als Trinker habe ich viel Leid verursacht. Ich hatte keine Ahnung, dass ich Alkoholiker war. Verleugnung ist der größte Killer.“
1975 fuhr er betrunken Auto und verlor die Orientierung. Da wurde ihm klar, dass er jemanden hätte töten können – ein großer Wendepunkt in seinem Leben. Seitdem rührt er keinen Tropfen mehr an und das sei auch entscheidend für seine kreative Klarheit und Lebensqualität.
Für die breite Öffentlichkeit feierte Anthony Hopkins seinen großen Durchbruch als Dr. Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“ (1991). Inspiriert von Bela Lugosis (gestorben 1956) unheimlicher Darstellung in „Dracula“.
„Ich spürte instinktiv, wie ich Hannibal spielen musste. Der Teufel steckt in mir.“ Und wer genau hinsieht, bemerkt, dass Hopkins als Dr. Lecter fast nie blinzelt – was es noch bedrohlicher macht. Das Drehbuch empfindet er bis heute als eines der besten, welches er je gelesen habe.
In seiner Biografie gesteht die Schauspiellegende auch Seitensprünge und schreibt über das schlechte Verhältnis zu Tochter Abigail (aus seiner ersten Ehe mit Petronella Barker). Die Entfremdung bezeichnet er als „die traurigste Tatsache meines Lebens und mein größtes Bedauern“.
Auffallend ist, dass Hopkins keine Eitelkeit bezüglich seiner großen Karriere an den Tag legt, sondern ein Leben aus Einfachheit, Disziplin und Selbstbeobachtung führt. Er setzt sich auch stark mit der Begrenztheit des Lebens auseinander.
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