Briten feiern die „Geburt des Jahrhunderts“
Ein Baby zieht die Welt in seinen Bann. Die Menschen konnten endlich aufatmen, als Kate, die Herzogin von Cambridge, den Briten einen Thronfolger schenkte. Ich fuhr gerade in der Underground, als die Fahrgäste vom Fahrer des Zuges per Durchsage über das Ereignis informiert wurden. Die Freude war groß, auch wenn die meisten Briten wohl eine kleine Prinzessin erwartet hatten. Als ich die U-Bahn verließ, waren bereits überall Schilder angebracht: „Wir haben einen Thronfolger!“
Die ersten Bilder des kleinen Prinzen
Alle britischen TV-Stationen berichteten die ganze Nacht über „die Geburt des Jahrhunderts“. Am nächsten Tag widmeten die Printmedien bis zu zehn Seiten ihrer Ausgaben Bildern, Interviews und der Hintergrundberichterstattung über die Ankunft von George Alexander Louis. Kein Wunder also, dass die Huffington Post einen Artikel mit dem Titel „Woman gave birth – Baby will grow up“ (Eine Frau hat ein Kind auf die Welt gebracht – es wird aufwachsen) veröffentlichte, um sich über die Auswüchse der Berichterstattung lustig zu machen.
Medien im Freudentaumel
Nicht alles, was veröffentlicht wurde, fand Zuspruch bei den Lesern: So löste das Magazin OK! mit dem Artikel „Duchesse Diet“ heftige Kritik aus. In einem Interview enthüllt Kates Personal-Trainer detailliert, wie die Jungmutter es schaffen werde, ihren Bauch in kürzester Zeit wieder in Topform zu bringen. Verärgerte Eltern forderten daraufhin auf Social-Media-Plattformen, die Sonderausgabe zu boykottieren. OK! freute sich über die unbezahlte Werbung und erwiderte: Kate sei einer der größten Schönheiten unserer Generation, und OK!-Leser würden sie lieben.
Die royalen Jungeltern und ihr Nachwuchs werden die nächsten Tage bei Kates Familie in Bucklebury verbringen. Das Anwesen der Middletons wird rund um die Uhr bewacht – von Polizisten zu Fuß, zu Pferd und in einem Helikopter. Was das alles den Steuerzahler wirklich kostet, wird geheim gehalten. Dass es sich um beträchtliche Summen handelt, davon kann ausgegangen werden, aber selbst diese Tatsache kann die Euphorie im Land nicht wirklich trüben. Nicht einmal die 140 Pfund pro Woche, die Prinz William in seinem Vaterschaftsurlaub bezieht, können die Briten verärgern, obwohl auch Stimmen zu hören sind, die sich darüber verwundert zeigen. Ist es in Großbritannien doch den meisten Vätern aus finanziellen Gründen nicht gegönnt, überhaupt Vaterschaftsurlaub in Anspruch zu nehmen.Bei aller Berichterstattung bleiben Fragen offen: Wird George Alexander Louis je den Thron besteigen? Wird es der kleinen Hoheit gegönnt sein, normal aufzuwachsen, abgeschottet von den Medien? Sicher ist, dass seine Eltern – wie einst schon Großmutter Diana – alles dafür tun werden.
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