KURIER: Für "The Night Manager" mussten Sie die Regisseurin Susanne Bier erst überreden, weil Sie hochschwanger waren, nicht wahr?
Olivia Colman: Ich habe noch nie so sehr um eine Rolle gekämpft. Jemand hat mir das Drehbuch zugespielt, und ich wusste, das muss ich machen, aber ich war mit meinem dritten Kind schwanger und man konnte das nicht verbergen. Ich überzeugte Susanne Bier dann mit dem Argument, dass Frances McDormand in ihrem Part als Marge Gunderson in "Fargo" auch schwanger war, und wie toll das war für die Figur im Film.
Sie haben sowohl Elizabeth II. als auch Queen Mum gespielt. In Peter Morgans "The Crown" waren Sie die zweite Darstellerin der Queen nach Claire Foy und vor Imelda Staunten. Welche Erinnerungen haben Sie an die Serie?
Das waren die wunderbarsten Jahre meiner Karriere. Diese Rolle! Wirklich der beste Job meines Lebens, und zugegeben: ich war danach sehr eifersüchtig auf Imelda Staunten, die von mir übernommen hat, um die ältere Version zu spielen. Ich war natürlich sehr interessiert, was sie aus der Rolle gemacht hat, und dann ging es mir wie wahrscheinlich jedem Schauspieler: du siehst auf einmal Dinge, die dir selbst gern eingefallen wären. Das kommt so oft vor, auch bei sich selbst, und ich glaube, es ist auch der Grund, warum Schauspieler sich selbst sehr oft gar nicht sehen wollen. Wenn jemand sagt, „ich habe keinen meiner Filme gesehen“, dann verstehe ich das. Das ist nicht Affektiertheit, sondern Selbstschutz. Denn nachher weiß man es immer besser, und man ist sehr selbstkritisch: warum habe ich an dieser Stelle nicht eine andere Geste gemacht, warum nicht meine Stimme anders eingesetzt, anders betont? Damit muss man leben. Oder man darf sich die eigenen Projekte nie anschauen.
Was schauen Sie sich zum Spaß an? Gibt es ein Genre, das Sie besonders lieben?
Ich gehe nicht so oft ins Kino, wie ich sollte. Das ist natürlich Faulheit, weil es so vieles im Fernsehen gibt, was gut ist, und die eigene Couch einfach bequemer ist als jeder Kinosessel. Dass viele Kinofilme immer schneller im TV landen, ist auch ein Grund. Als Familie mögen wir vor allem Komödien und Sitcoms. Die alten Chevy-Chase-Filme sind sehr beliebt bei uns und Serien wie "Community" und "New Girl".
Als Sie Ihren ersten Golden Globe gewannen, für die TV-Serie "The Night Manager", konnten Sie ihn gar nicht persönlich entgegennehmen. Tut Ihnen das im Nachhinein leid?
Ja, aber es hat sich nicht verhindern lassen. Ich stand zu dem Zeitpunkt in London auf der Bühne, acht Vorstellungen pro Woche, ohne Zweitbesetzung. Und für zwei Tage nach Hollywood zu fliegen, war unmöglich.
Drehen Sie lieber in England?
Ja, natürlich, denn ich habe eben Familie. Einen Mann und drei Kinder. Was nicht heißt, dass ich nicht für die richtige Rolle überallhin reise. Aber wenn ich meinen Mann nicht hätte, der daheim alles regelt, wäre das nicht möglich.
Es gab vor ein paar Jahren einen Eklat, als ein Produzent Sie nicht engagieren wollte, weil Sie seiner Meinung nach nicht schlank genug waren, was heutzutage komplett unakzeptabel ist. Wie haben Sie reagiert?
So wie ich auch reagieren würde, wenn das jemand privat zu mir sagt: "Wenn du ein Problem mit der Größe meines Hintern hast, dann kannst du scheißen gehen. Ich bin eine sehr nette Person."
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