Profiler Axel Petermann: "Das Böse liegt in der Tat"
Es gibt nichts, was Axel Petermann (69) noch nicht gesehen, der gebürtige Bremer hat in menschliche Abgründe geblickt, die man sich kaum vorstellen kann. Der bekannte deutsche Profiler hat in seiner mehr als 40-jährigen kriminalistischen Berufslaufbahn über 1000 Fälle bearbeitet – vier davon wurden sogar als „Tatort“-Folgen verfilmt.
Er war bis 2014 Leiter der 1. Mordkommission Bremen, setzt sich seit 1999 mit den FBI-Methoden des Profilings auseinander, berät Krimi-Autoren und diverse „Tatort“-Redaktionen, hat über seine Fälle Bücher geschrieben und auch TV-Sendungen gemacht. Seine Passion sind vor allem die sogenannten „Cold Cases“, sprich ungeklärte Mordfälle.
Als Profiler sucht man die Spur hinter der Spur, erklärt er in der Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.
Die ganze Sendung:
Video: Herrlich ehrlich mit Profiler Axel Petermann
„Als Mordermittler habe ich mich auf Spurensuche begeben, bin am Tatort gewesen und habe mir angeschaut, was hat ein Täter getan, welche Spuren hat er zurückgelassen und wie kann man diese auswerten, welche Hinweise ergeben sich dadurch. Und als Fall-Analytiker suche ich mir die Spur hinter der Spur. Das bedeutet also, welche Intention hatte der Täter, als das Verbrechen begangen wurde? Was war letztendlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte? Ich versuche, Erklärungen zu finden, wie das Tatgeschehen war, aus welchem Motiv heraus es geschehen ist und wie die Interaktion zwischen Täter und Opfer war“, so Petermann, der in Wien auch Seminare in der zertifizierten Profiler-Ausbildung von Verhaltensanalystin Patricia Staniek hält.
Manchmal lassen ihn aber die Taten nicht los, rauben ihm nachts sogar den Schlaf. „Ich musste lernen, dass ich manches ausblende. Dass ich die Gewalt, die zum Tod der Opfer führte, irgendwie nicht sehe. Ich hab mir den Ansatz zurechtgelegt, dass das Böse in der Tat liegt, dass der Mensch nicht per se böse sein muss, um Böses zu tun.“
Mit seiner Frau und den drei Buben ist er aber dann doch weg aus der Stadt gezogen, damit die Kinder „wirklich so büllerbümäßig aufwachsen können“.
Als Berater diverser „Tatort“-Redaktionen (Bremen, Frankfurt, Leipzig und Münster), schaut der Kriminalist darauf, dass die Fälle auch wirklich realistisch sind.
„Andererseits musste ich aber lernen, dass der ,Tatort’ zwar Verbrechen abbildet, auch die Suche nach dem Täter und auch zeigt, dass wir das Gut- und Böse-Prinzip haben, aber letztendlich soll er auch unterhalten. Wir haben zwischen acht und 11 Millionen Zuschauern jeden Sonntag dabei und die wollen natürlich nicht das sehen, was ich im Kriminalistik-Unterricht benötige“, erzählt er.
„Natürlich soll es auch fesseln und ein wenig schon mal gruseln. Der Sendung ist eine Mischung zwischen Show, gesellschaftskritischem Thema und Kriminalität.“
Warum Mord eigentlich eine Männerdomäne ist, was eher weibliche Mordmethoden sind, warum Petermann als junger Polizist kein Blut sehen konnte und welche Fälle ihn besonders in Erinnerung geblieben sind, sehen Sie im Video oben.
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