Manfred Baumann: Im Angesicht des Todes

Manfred Baumann fotografierte in Texas Todeskandidaten
Star-Fotograf Manfred Baumann begleitete in Texas Häftlinge bis zu ihrer Hinrichtung.

Ein ganzes Jahr lang hat Fotograf Manfred Baumann (47) mit 40 Insassen des texanischen Gefängnisses "Polunsky Unit" in Livingston einen regen Briefwechsel geführt und einige von ihnen dann auch persönlich besucht. Seine Eindrücke vom "letzten Weg" der Todeskandidaten hat er jetzt im beklemmenden Bildband "End of Line" (Präsentation: Heute im Grand Hotel Wien) buchstäblich "gewaltig" verarbeitet.

Manfred Baumann: Im Angesicht des Todes
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Seit 1976 wurden 508 Gefangene in Texas hingerichtet – 3359 in ganz Amerika. Unter ihnen auchArnold Prieto Jr(wurde am 21. Jänner diesen Jahres in Huntsville, dem ältesten Gefängnis von Texas, exekutiert), der Baumann und seiner FrauNellyein Jahr zuvor erlaubte, seine Geschichte zu dokumentieren. Bis zum bitteren Ende hatte er beteuert, das ihm zur Last gelegte Verbrechen, die Ermordung von drei Menschen im Drogenrausch, nicht begangen zu haben. Genau so wieCharles Mamou(sitzt wegen einer Schießerei mit Todesfolge), der seine Hinrichtung erwartet, aber beharrlich auf seine Unschuld pocht.
Manfred Baumann: Im Angesicht des Todes
honorarfrei, Manfred Baumann
"Das war wirklich ein sehr bedrückendes Gefühl. Dort sind ja die gefährlichsten Männer ganz Amerikas. Bei manchen war ich froh, dass eine Glaswand dazwischen war. Wobei ich finde, dass die Todesstrafe so was von veraltet und nicht zeitgemäß ist", erzählt Baumann über seine Zeit mit den Todeskandidaten. Menschenunwürdig beschreibt er die Verhältnisse in diesem Hochsicherheitsgefängnis. Keine Fenster, nur kleine Lichtschlitze. Die Verurteilten dürfen nur ein Mal in der Woche für 30 Minuten alleine in den Hof, müssen für sämtliche Alltagsdinge selber aufkommen, da die Anstalt privat geführt wird. Wer kein Geld hat, der bekommt auch überhaupt nichts, nicht einmal Klopapier.

"Am meisten vermissen die Häftlinge aber Berührungen, das haben mir viele von ihnen erzählt. Niemand darf sie nämlich angreifen, nicht einmal die engsten Verwandten. Erst wenn sie tot sind, darf der Leichnam angefasst werden", so Baumann.

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