Außer vielleicht, dass sie ihrem ersten Ehemann Roger Vadim (gestorben 2000) zuliebe die Rolle der Lara in „Dr. Schiwago“ aufgab.
Sie, die ihr ganzes Leben lang Trendsetterin war, sich in den 1970er-Jahren in Nordvietnam auf eine Kanone setzte und in den 1980ern 17 Millionen Aerobicvideos verkaufte, war immer ein wandelnder Widerspruch.
Auch auf der Leinwand ließ sie sich nie in Kategorien zwingen, machte von frühem Science-Fiction („Barbarella“) über Thriller, Dramen und Komödien alles, was sie wollte, und feierte nach 15 Jahren privatisieren während ihrer Ehe zu CNN-Erfinder und TV-Mogul Ted Turner (84), den sie „meinen Lieblingsexehemann“ nennt, ausgerechnet mit „Monster in Law“ als Jennifer Lopez’ (53) böse Schwiegermutter ein fulminantes Comeback.
Buch übers Alter
In den vergangenen Jahren sprach sie oft und gern übers Alter. Zu ihrem 80er veröffentlichte sie sogar ein Buch darüber und sagte damals: „Ältere Frauen sind die am schnellsten wachsende Bevölkerungsschicht der Welt. Wir leben heute im Durchschnitt fünf Jahre länger, und für Themen, die uns interessieren und betreffen, gibt es sowohl im Film als auch im Fernsehen einen großen Markt. Das ist der Zeitgeist, Frauenthemen waren lange genug im Verborgenen. Und das ist schlecht für Frauen wie Männer, denn wenn die eine Hälfte der Geschichte nicht erzählt wird, verlieren alle. Wir werden in Zukunft mehr Storys über ältere Frauen, die Sex haben sehen. Ich habe darüber ein Buch geschrieben. Okay, darin geht es ums Älterwerden, aber ein paar Kapitel sind über Sex. Ich habe dafür viele ältere Leute interviewt, bis zu 90- und 100-Jährigen. Ich bin 80, daher kann ich da mitreden. Sex im Alter ist anders, besonders wenn der Mann älter ist. Junge Menschen müssen sich darüber informieren, dass sich der Sex mit dem Körper verändert“, so Fonda.
Und weiter: „Spontan geht da gar nichts mehr, denn da sind Pillen im Spiel und Cremes. Schnell ins Bett hüpfen geht gar nicht. Aber die Planung kann auch sehr erotisch sein. Und für eine Frau wird der Sex nur besser, denn wir wissen, was wir wollen und haben keine Angst davor, das auch laut zu sagen.“
Ihre Autobiografie „My Life So Far“ schrieb sie schon vor 25 Jahren – am Ende des zweiten Lebensaktes, wie sie sagte: „Ich begann das Buch mit 60 zu schreiben, und – angenommen ich werde 90 – war das der Abschluss des zweiten Aktes. Dritte Akte sind wichtig. Man kann die ersten beiden etwas konfus leben, aber der Dritte muss Sinn ergeben, sodass alles wie ein Puzzlespiel zusammenfällt. Diese Erkenntnis liegt an den acht Jahren, die ich in Frankreich gelebt habe. Denn da lernte ich etwas sehr Wichtiges: Frauen werden nicht weggeworfen, wenn sie nicht mehr jung und schön sind, im Gegenteil. Die Franzosen, wie überhaupt alle Europäer, haben große Loyalität ihren Ikonen gegenüber. Das sieht man an den Simone Signorets, den Annie Girardots und den Jeanne Moreaus. Und deshalb weiß ich, dass ich mehr als zwei Akte in mir habe.“
Sie hätte ihr Alter auch nie verleugnet, nicht mal, wenn sie weniger berühmt gewesen wäre. Im Gegenteil: „Ich würde um keinen Preis mehr 40 sein wollen. Was ist so toll an 40? Da ist man bereits in der Pre-Menopause und dadurch deprimiert und schlecht drauf. Ich hasste 40. Aber wir werden heute älter, weil wir medizinisch mehr wissen. Und wie das hier aus meinem Mund kommt, weiß ich, dass es ein Privileg ist. Denn arme Menschen, Schwarze und die weiße Arbeiterklasse in den USA leben nicht länger. Sie haben nicht die Möglichkeiten, die ich habe. Sie können sich kaum oder gar nicht eine Krankenversicherung leisten.“
Sie sagt, dass sie ihren jüngeren Freundinnen ihr immer noch starkes Interesse an Politik und Aktivismus verdankt: „Sie halten mich jung, sie stoßen mich an, wenn ich aufgeben will, wenn ich frustriert bin, dass sich die Welt so langsam zum Besseren verändert.“
Männer aufgegeben
Vor fünf Jahren hat sie Männer aufgegeben und ist damit glücklich. Der Moment der Selbsterkennung kam, „als ich begriffen habe, dass ich keinen Mann brauche, um mein Selbstwertgefühl zu stärken. Ich bin auch allein glücklich. Für diese Erkenntnis habe ich 62 Jahre gebraucht.“
Weisheiten? Viele: „Steh zu deinen Fehlern und lerne aus ihnen. Du musst nicht perfekt sein, um geliebt zu werden. Gut genug ist gut genug. Und es ist wichtiger, interessiert zu sein, als interessant zu sein. Interesse an deiner Umwelt ist, was dich jung hält.“ So betrachtet ist Fonda 25 Jahre alt.
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