George Clooney streitet mit Londons Bürgermeister

Hollywood-Star George Clooney ist mit Londons Bürgermeister Boris Johnson in einen offenen Streit über die sogenannten Elgin Marbles im British Museum geraten. Die Bruchstücke aus der Akropolis in Athen sollen endlich an Griechenland zurückgegeben werden, hatte Clooney gefordert.
Sie waren 1801 unter leicht dubiosen Umständen von britischen Forschern in Athen aus der Akropolis gebrochen, nach London gebracht und später an das British Museum verkauft worden. Forderungen zur Rückgabe gibt es seit langem.

Gerade ist Clooney mit seinem Film "Monuments Men" im Kino zu sehen. Darin geht es um Raubkunst der Nazis.
Ungewöhnliche Helden – so lautet der deutsche Untertitel des Films „Monuments Men“, der am kommenden Samstag bei der Berlinale Premiere hat und am 20. Februar in den österreichischen Kinos startet.
Tatsächlich waren die Angehörigen der so genannten „Monuments, Fine Arts and Archives Section“ (MFAA), denen Superstar George Clooney in diesem Film ein Denkmal setzt, keine klassischen Helden: Zusammengesetzt aus Kunsthistorikern, Künstlern und Restauratoren, machte sich die Spezialeinheit ab 1943 daran, von den Nazis geraubte Kunstschätze wieder ans Tageslicht zu bringen und Denkmäler vor Beschädigung durch vorrückende Alliierte zu schützen. General Eisenhower erließ elf Tage vor der Landung in der Normandie den Befehl zum größtmöglichen Schutz von Kunstwerken.
Doch es fehlte der MFAA an Geld, Personal, Transportmitteln und Befugnissen. So blieben die wenigen „Monuments Men“ weitgehend Einzelkämpfer, angewiesen auf ihre Überzeugungskraft und den Goodwill der jeweiligen Kommandierenden. Sie retteten Kunstwerke und waren nach dem Krieg daran beteiligt, dass diese den Vorbesitzern zurückgegeben wurden.
Heldengeschichte
Das ist der Stoff, aus dem in Hollywood Heldengeschichten gestrickt werden. Doch bei aller Heldenhaftigkeit konnten die „Monuments Men“ – unter denen sich zahlreiche Frauen befanden – nicht verhindern, dass das Thema der NS-Raubkunst bis heute eine unerledigte und kontroversielle Angelegenheit bleibt.
Weswegen Clooneys Film wohl unweigerlich Debatten nach sich ziehen wird: Denn bei Weitem nicht jedes Werk, das die „Monuments Men“ sammelten, gelangte an die rechtmäßigen Besitzer zurück.
Ein Rubens-Bildnis der Heiligen Katharina, das in Wiesbaden registriert worden war, tauchte etwa 1950 in Los Angeles auf, berichtete die New York Times – offenbar wurde dieses Bild in die USA „mitgenommen“. Dank der Katalogisierungsarbeit einer Mitarbeiterin konnte es retourniert werden.
Gurlitt
Auch Teile der Sammlung von Hildebrand Gurlitt gingen nach dem Krieg durch die Hände der „Monuments Men“ – und wurden dann an den Kunstsammler zurückgegeben. Nun sind die Werke in München bei Gurlitts Sohn Cornelius wieder aufgetaucht – und wurden zum Auslöser eines hitzigen Streits um den Umgang Deutschlands mit Raubkunst.
Einen Dienst könnten die „Monuments Men“ aber in Sachen Raubkunst noch erweisen: Der Film könnte der Provenienzforschung zusätzliche Aufmerksamkeit verschaffen. Denn „es hat keinen Sinn, zu vertuschen. Es hat keinen Sinn, etwas schönzureden“, sagt die Wiener Provenienzforscherin Sophie Lillie zur APA. „Die Vergangenheit wirkt in die Gegenwart. Wenn wir nicht versuchen, das zu lösen, bleibt das Trauma bestehen.“
Es ist ein Film, der mehr Gegenwartsbezug hat, als uns allen recht sein kann: Die „Monuments Men“ haben sich der Rettung bedeutender Werke und der Sicherstellung von geraubter Kunst im und nach dem Zweiten Weltkrieg verschrieben.
Aber auch jetzt noch, bald 70 Jahre später, ist diese zweite Aufgabe nicht abgeschlossen. Immer noch zeigen Museen Kunst, die durch die Nationalsozialisten geraubt oder aus öffentlichen Sammlungen verbannt und in Folge am internationalen Markt verschleudert wurde. Immer noch sind viele durch das NS-Regime enteignete Werke verschollen, und wohl zum Teil nicht zerstört, sondern in den Händen privater Sammler.
Immer noch wirkt damit jene obszöne „Kulturpolitik“ nach, die den Nationalsozialisten so wichtig war. Zusätzliche Brisanz hat der Film noch durch den Fall Gurlitt bekommen. Nach dem Krieg beschlagnahmten die „Monuments Men“ einen Teil der Sammlung von Hildebrand Gurlitt, der unter den Nazis ein wichtiger Kunsthändler war. Sie gaben sich mit Gurlitts Erklärung zufrieden, dass er die Bilder rechtmäßig erworben hatte, und retournierten die Werke.
Jetzt tauchte die Sammlung in der Wohnung von Gurlitts Sohn Cornelius wieder auf – ein Fiasko für Deutschland: Denn im gleißenden medialen Scheinwerferlicht zeigte sich dadurch deutlich wie nie, wie viele Raubkunst-Fragen immer noch ungeklärt sind.
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