Frühstück mit Frenkie Schinkels

Am Stadtrand von St. Pölten steht das schmucke Haus der Schinkels. Bepackt mit einem großen Einkaufssack kommt der Hausherr vom Supermarkt. Zwei seiner vier Töchter, Samantha (22) und Kimberly (20), trudeln mit ihren Kindern ein. Der Sonnyboy strahlt seine Enkerln an und packt Süßigkeiten aus. Opa Piet, Schinkels 74-jähriger Vater, beobachtet das Getümmel schmunzelnd aus dem Abseits.
Platz genug ist in der großen Wohnküche, eingerichtet im Afrika-Look: Zebrafell, dunkle Massivholzmöbel, große Elefanten- und Nashornskulpturen. „Mei’ Frau ist die Handwerkerin, ich der Dekorateur“, sagt der 49-jährige vierfache Opa und fünffache Papa, während er den Tisch deckt. Sind seine Frau Romana und er Afrika-Fans? „Wir waren noch nie in Afrika und werden auch nie hinkommen, weil ich Flugangst hab’. Aber der Stil gefallt uns, wir haben den gleichen Geschmack“, sagt der gebürtige Holländer quietschfidel, wie ihn sein Publikum als Dancing Star kennt. Frenkie ist, wie er ist – ein Original, ein Entertainer und vor allem ein Familienoberhaupt mit riesengroßem Herz.
Familienmensch

Als sein Vater nach der Scheidung von seiner zweiten, um 24 Jahre jüngeren, österreichischen Frau zurück nach Holland wollte, ließ ihm Frenkie in der gleichen Straße ein Häuschen bauen. „Unter der Woche frühstücke ich jeden Tag beim Piet auf dem Heurigenbankerl im Garten. Daneben springen die drei Ziegen, fünf Hasen und zwei Hühner herum“, sagt der Ex-Fußballer und -Trainer, der das Angebot, beim SC Wr. Neustadt die Nachfolge von Peter Stöger zu übernehmen, dankend abgelehnt hat. „Ich bin noch nicht stark genug für den Fußball. Mein Freund Wolfgang Winheim hat das im KURIER genau richtig geschrieben. Ich will kein Traineramt annehmen und so wie Ivica Vastic mit Füßen getreten werden.“ Viel lieber möchte er fürs Fernsehen arbeiten. „Ich will unterhalten. Das ist meine Welt. Da bin ich hungrig, da bin ich scharf, da bin ich geladen.“

Wie ein Stehaufmandl, unverdrossen und zielstrebig, meisterte der 1,70-Meter kleine Athlet immer wieder große Schicksalschläge. Aufgewachsen ist er in Rotterdam als Sohn eines Kontrolleurs im Hafen. „Der Vater hat von sechs bis sechs gearbeitet, mich vom Fußballtraining abgeholt und gekocht. Meine Mutter war schwer depressiv und valiumsüchtig. Sie ist den ganzen Tag im Bett gelegen, in der Nacht ist sie einfach im Nachthemd auf die Straße gegangen und war weg“, erinnert sich Frenk. In der 65 Quadratmeter kleinen Wohnung hatte er kein Rückzugsgebiet. „Es war die Hölle. Der Fußball war meine Rettung, mein Ausweg. Dort haben sie sich um mich gekümmert.“
Mit 16 Jahren wurde er Fußballprofi, als er 18 war, ließ sich sein Vater scheiden, nachdem die Mutter völlig in der Tabletten- und Alkoholsucht versank. Ein Fußtritt, den er einem Schiedsrichter verpasste, beendete seine Karriere in Holland. Damals, 1985, wurde Österreich die neue Heimat des Fußballers.
Zehn Jahre später, als er gerade sein zweites Standbein, ein Kaffeehaus in St. Pölten, aufbaute, kamen die nächsten Schicksalsschläge. „Meine erste Frau, Esther, ist bei einem Verkehrsunfall gestorben. Drei Monate später ist meine Mutter gestorben, am gleichen Tag mein Schwiegervater. Und ich bin mit vier kleinen Kindern und 3,5 Millionen Schilling Schulden, die ich vom Lokal und vom Haus gehabt hab’, dagestanden."
Lebensretterin

Im gleichen Jahr verliebte er sich in Romana. „Ich hab’ gewusst, dass er vier Kinder hat und Witwer ist. Dass er Fußballer ist, nicht“, sagt die 43-jährige Omi mit der Modellfigur. Sie übernahm die Mutterrolle und bekam mit Frenkie noch Sohn Romario Ronaldo (16). „Wir sind in der Phase durch die Hölle gegangen. Aber sie war immer für uns da, hat ihr Haus verkauft und das Geld in unser Haus gesteckt. Sie hat mir das Leben gerettet. Wir haben so viel miterlebt, dass unsere Beziehung unerschütterlich ist“, sagt Schinkels voll Demut und Liebe.
Urlaube mit der Großfamilie konnten sie sich nicht leisten. Um über die Runden zu kommen, nahm Schinkels Jobs als Fitnesstrainer an. Als die Zwillingstöchter auf Schulskikurs fahren sollten, hatte er nur das Geld für eine. „Da hat der Elternverein das Geld gesammelt, damit die Zweite auch fahren kann. Ich hab’ mich zu Tode geniert.“
Fortuna meinte es trotzdem wieder gut mit dem unerschütterlichen Optimisten. „Mein größtes Glück war, dass ich beim Privatsender Premiere als Fußballexperte engagiert worden bin. Die haben sich gedacht, der kleine Holländer, der hat immer die Pappen offen, wenn der was sagt, das ist ein Brüller.“ Frank Stronach, der Frenk Schinkels im Fernsehen sah, soll damals gesagt haben, „den will ich bei der Austria haben“.
„Da hab’ ich gesagt, das ist wie ein Lottosechser. Ich hab’ zwar bei der Austria so viel verdient wie mein Vorgänger Christoph Daum für seine Wohnung am Graben gebraucht hat, nämlich 7000 Euro im Monat, aber ich hab’ meine Schulden zurückzahlen können.“ Und dann kam sein Burn-out. „Das war auch heavy. Ich hab’ schon gedacht, ich hab’ die Depressionen von meiner Mutter geerbt.“ Er schaffte es ohne Medikamente, aus dem Tief zu kommen.
Sparsamkeit

„Immer wieder aufstehen“, ist sein Motto. „Ich habe vor Dancing Stars 1200 Euro im Monat verdient, das ist kein Geheimnis. Ich kann schnell umschalten. Heute einen Ferrari fahren und übermorgen wieder ein Auto um 5000 Euro. Kein Problem“, sagt der Uhren- und Weinsammler. Luxus brauche er nicht. Seit elf Jahren fährt er mit Romana nach Kroatien auf den FKK-Campingplatz. Dort steht sein Wohnwagen. Dort kennt er schon die Leute. Dort fühlt er sich pudelnackert wohl. „Ich hab’ als Fußballer mit nackert überhaupt kein Problem. Die hätten mich nach drei Dancing-Stars-Sendungen schon ausziehen können. Ich finde die Leute viel erotischer, wenn sie was anhaben. Beim FKK schau’ ich die Nackerten nicht an.“
Romana sieht das anders. „Der Altersdurchschnitt ist dort 60+, da schauen mich schon einige an. Das seh’ ich schon, wenn’s aufe und abe geht bei den Männern.“ Was geht rauf und runter bei den Männern? „Na die Augen!“, sagt Romana und die ganze Familie zerkugelt sich.
Vor 17 Jahren hat sie sich in Frenkie verliebt, „weil er so schöne blaue Augen hat und weil man mit ihm viel Spaß haben kann.“

Hat Frenkie auch schlechte Eigenschaften? „Mich nervt seine Unpünktlichkeit. Er sagt, er kommt gleich und das gleich dauert drei Stunden.“ Konter vom Ehemann: „Aber nicht beim Sex!“ Gute Laune liegt bei den Schinkels in der Luft. „Ja, jeder Tag muss so sein, dass du am Abend sagst, bist du deppert, das war ein lustiger Tag.“
Ein Glückstag wird auch wieder dieser Sonntag für den Clan-Vater, wenn er seine große Patchworkfamilie – inklusive Halbbruder Maurice (15), der ein Jahr jünger als Frenkies Sohn ist – bei der Taufe seiner Enkelkinder um sich versammelt.
Kommentare