KURIER: Sie haben jahrelang nicht über Ihr Leben geredet. Warum jetzt?
Bobby Brown: Ich habe einiges erlebt, habe auch Psychotherapien hinter mir, und der Film gab mir die Chance, über alles zu reden, was in mir vorgeht. Er hat mir sehr geholfen, die furchtbarsten Phasen zu verarbeiten.
Was hat Sie dabei an Ihrer Vergangenheit am meisten von Ihnen selbst überrascht?
Ich dachte nie, dass ich so viel psychisches Gepäck mit mir rumschleppe. Singen und Tanzen ist leicht, das kann ich den ganzen Tag, aber Gefühle zeigen und über alles reden, was mich verletzt hat, ist hart.
Das begann in der Kindheit…
Ja, ich musste, bis ich sieben war, einen Helm tragen, weil ich andauernd mit dem Kopf gegen die Wand gerannt bin. Keiner konnte diagnostizieren, was ich hatte, aber die Musiklehrerin kam dahinter, dass ich damit aufhöre, wenn sie anfängt zu spielen. Das hat mich zur Musik gebracht. Es war auch schon dringend nötig, denn meinem Kopf ging es gar nicht mehr so gut.
Mit 14 trafen Sie dann Ronnie, Ricky & Mike und gründeten die Band New Edition. Haben Sie nicht auch eine Talentshow gewonnen?
Nein, verloren! Aber unser Produzent (Anm.: Maurice Starr) mochte uns so sehr, dass er uns trotzdem eine Platte aufnehmen ließ. Und er buchte Auftritte, was uns das Leben gerettet hat, denn sonst wären wir auf der Straße gestorben wie so viele in unserer Gegend. Es war das Ticket raus aus dem Ghetto. Und es war die große Zeit der Boybands. Aber ich wollte kein braver Kaugummi-Popstar in kitschigen Klamotten sein, ich bin ja in den "Projects" (Anm.: das härteste Pflaster in Boston) aufgewachsen. Und genau das wollte ich auch in meiner Musik transportieren.
Dann wurden Sie gefeuert.
Die haben mich aus der Band rausgeschmissen. Ich dachte nur, ich muss die Familie erhalten– mein Sohn (Anm.: Landon, das älteste von sieben Kindern, heute 36 und Schauspieler) war gerade geboren. Dann habe ich mir die Straße ausgesucht und so begannen die Probleme. Ich war 17. Zwei Jahre später, mit 19, trat ich bei den "Soul Train Awards" auf und traf Whitney Houston.
Fühlten Sie sich denn gleich zu ihr hingezogen?
Das war verrückt. Ich saß bei meinen Buddys, Whitney kommt rüber, um mit Ihnen zu reden, und haut mir dabei dauernd auf den Kopf. Ich sagte ihr: "Merkst du nicht, dass du mir dauernd auf den Kopf haust?" und sie sagte: "Natürlich weiß ich das!" Sie hat mich voll angebraten! Die Anziehung war total da. Sehr intensiv. Die 14 Jahre, die wir miteinander verbrachten, die Liebe, das Lachen, die Tourneen, einfach alles, was wir so machten, waren wie ein Märchen. Ich kann diese Beziehung nur schwer erklären.
Für die Presse waren Sie der Böse und Whitney die reine Prinzessin. Sie waren beide am Zenit. Wie sind Sie mit all dem umgegangen?
Nicht sehr gut, wie man sah. Wir sind in die schlimmsten Situationen geschlittert – und der Drogensucht verfallen. Wie man weiß, killen Drogen alles, auch die besten Beziehungen. Sie killen die Seele und den Körper. Das war der schwerste Fehler, den wir je gemacht haben.
Wie wurden Sie clean?
Ich ging ins Gefängnis für eine Übertretung meiner Bewährung. Das hat mir das Leben gerettet, hat mich von der Straße weg und zum Entzug gebracht. Man warf mir damals vor, ich hätte Whitney ja nur wegen ihres Geldes und ihres Ruhms geheiratet. Aber das stimmt nicht, ich habe sie wirklich geliebt. Dann starb sie. Der schlimmste Tag meines Lebens. Ich wollte nur zu unserer Tochter Bobbi Kristina (Anm.: Ertrank 2015 mit 22 mit einer Überdosis in der Badewanne), aber ihre Familie war dagegen. Sie ließen mich nicht einmal zum Begräbnis von Whitney. Ich wusste noch nicht, dass ihr Verlust nicht das Schlimmste ist. Ich habe zwei meiner Kinder begraben (Anm.: Auch Bobby jun. starb früh, 2020 mit 28, an einem Mix aus Alkohol, Drogen und Tabletten) – das wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht.
Was lernten Sie daraus?
Mir Zeit zu nehmen. Ich habe mich immer mit Älteren umgeben und tat so, als könnte ich mithalten und deshalb verlor ich die Kontrolle über mein Leben. Jetzt über das alles zu sprechen, ist eine neue Erfahrung für mich. Ich will meinen Kindern die Sicherheit geben, die ich nie hatte.
Was macht Ihnen Freude?
Daheim zu sein, mit meinen kleinen Kids – sie sind 6 und 7 – und mit meiner Familie. Ich will nur in der Küche stehen und kochen – und das machen, was ich liebe. Punkt.
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