Wie damals: Auferstehung des Wiener Kult-Lokals "Roter Engel"

Ein Mann präsentiert das Buch „Roter Engel“ vor Kunstwerken in einer Galerie.
Wo Hubert von Goisern sein Lampenfieber verlor und Viktor Gernot Latzhosen trug - Michael Satke erinnert sich in Buchform.

"Wir sind alle Engel und der Teufel der kriegt Prügel, wo Musik ist, lass dich nieder und das tun wir immer wieder. Wir sind alle Engel, haben zwar nur einen Flügel, doch wir spielen und wir toben, hier im roten Himmel oben" – die Zeilen widmete einst Musiker Tschako dem Wiener Kult-Lokal „Roter Engel“, jenem Club im Bermudadreieck, wo viele Musikerkarrieren ihren Anfang nahmen.

Mehr als 7000 Live-Auftritte mit mehr als 60.000 Zuhörern – 5840 Nächte wurden hier zum Tag gemacht. „Im Roten Engel der Achtzigerjahre habe ich gelernt, um das Publikum zu kämpfen. Und ich habe damals auch gelernt, mein Lampenfieber in den Griff zu bekommen, denn ich habe mich anfangs vor jedem Auftritt ,angspiebn’“, erinnert sich zum Beispiel Hubert von Goisern.

Ein Mann mit Hut hält eine gerahmte Auszeichnung über der Schulter.

Mit seiner Westerngitarre bewaffnet versuchte Hubert von Goisern einst sein Glück im Roten Engel

Für Gäste, Liebhaber und „Meldezettelinhaber“ hat der ehemalige Hausherr Michael Satke (er betrieb das Lokal von 1981 bis 1997) viele Erinnerungen, Anekdoten und alte Fotos in einem Buch ( Falter Verlag) zusammengetragen und jetzt viele „Zeitzeugen“ von einst, wie Viktor Gernot, Leo Bei oder Shlomit Butbul, in seine Wiener Privaträumlichkeiten geladen, damit sie das Werk begutachten können.

Eine Gruppe von Menschen steht und sitzt zusammen, während ein Mann Essen serviert.

Viktor Gernot (fesch im Latzhoserl) und Jazz Gitti

"Es war für mich nicht leicht, 17 Jahre ,Engel' zu beschreiben. Euphorie, unterbrochen von Depressionen, Nächte des Fliegens, gebrochen durch Langeweile, dann wieder das Unvermutete, die Sensation. Miterleben müssen, wie hart und schwierig es für Musiker und Musikerinnen war, mit guter und aufregender Musik Erfolg in diesem Land zu haben, alles hinschmeißen wollen, dann aber mit Genugtuung verfolgen dürfen, eine oder einer hatte es wieder geschafft. Das alles war es wert durchzuhalten und weiterzumachen, so der Autor.

Ein Mann spricht auf einer Bühne mit dem Schriftzug „Roter Engel“ im Hintergrund.

Michael Satke sperrte 1981 auf.

„Leider gibt es 2018 so etwas nicht in Wien. Dabei sind solche Plätze für die kulturelle Entwicklung einer Stadt von absoluter Wichtigkeit. Es war schön, wichtig und gut, dass es den Roten Engel – aus heutiger Sicht leider – gegeben hat“, so Musiker Wickerl Adam.

Zwei Männer posieren lächelnd vor einem Gemälde und einer Skulptur in einer Galerie.

Wickerl Adam mit Viktor Gernot

Aber einmal noch wird er seine musikalischen Schwingen ausbreiten: Am 20. November werden nur für diese eine Nacht Künstler von damals live aufspielen!

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