Warum Schauspieler Cornelius Obonya dunkle Rollen liebt
Zusammenfassung
- Cornelius Obonya liebt es, in dunkle und komplexe Rollen einzutauchen, um menschliche Schwächen sichtbar zu machen und das Publikum zum Nachdenken anzuregen.
- Er engagiert sich politisch, sieht Kunst als untrennbar mit gesellschaftlicher Verantwortung und wurde dafür mit dem Elfriede-Grünberg-Preis ausgezeichnet.
- Zu Silvester liest er humorvolle Texte von Ephraim Kishon im Theater Akzent und ab Februar 2026 führt gemeinsam mit seiner Frau Regie bei "Orfeo ed Euridice".
Eine Stimme wie flüssiger Bernstein, dass man sogar, selbst wenn er nur das Telefonbuch vorliest, gebannt an seinen Lippen hängt – gepaart mit einer Bühnen- und Kamerapräsenz, die sofort den Raum füllt.
Aufgewachsen in einer berühmten Schauspieldynastie wollte Cornelius Obonya (56) als Kind eigentlich Baumeister werden, inspiriert vom Vater seiner Spielgefährtin.
Später kam dann die Begeisterung für die Archäologie dazu „einfach aus meinem Geschichtsinteresse heraus. Meine Mutter (Anmerk.: Burgtheater-Doyenne Elisabeth Orth) hat nach dem Tod meines Vaters mit mir jeden Schulsommer viele Reisen unternommen, speziell nach Griechenland. Und das war toll! Die Ausgrabungen haben mich sofort interessiert und tun es noch heute.“
Dass bis auf den Grund graben, hilft auch bei der Erarbeitung einer Schauspielrolle.
„Es hat durchaus etwas mit Archäologie zu tun, weil man in Schichten runtergeht. Und wenn es eine Rolle ist, die ernster ist, wie der ,Jedermann’ zum Beispiel, dann muss man tief runter, auch an die unangenehmen Seiten, um diese hoffentlich so real wie möglich spielen zu können, damit die Menschen im Publikum das sogenannte Erlebnis haben. Sonst ist es fad“, so Obonya in der KURIER TV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“. (Immer sonntags um 18:30 Uhr auf KURIER TV)
Die ganze Sendung:
Herrlich ehrlich: Cornelius Obonya
Jedermann
Den „Jedermann“ hat er von 2013 bis 2016 gegeben – eine Rolle, die einst auch sein Großvater Attila Hörbiger (gestorben 1987) eindrücklich zum Leben erweckt hat.
Obonya habe bei der Festspieleröffnung im Jahr 2013 in der Felsenreitschule, wo sowohl sein Großvater als auch seine Großmutter Paula Wessely (gestorben 2000) oft aufgetreten sind, einen kurzen Blick gen Himmel geworfen und Danke gesagt.
„Jeder ,Jedermann’ hat seine Zeit und ist in seiner Zeit“, so der Charakterdarsteller. Es sei aber berührend, wenn jemand aus dem Publikum auch noch nach zehn Jahren auf einen zukommt „und sagt, das war wunderschön, was wir da gesehen haben, und Sie haben uns sehr gut gefallen und die Kolleginnen und Kollegen auch. Dann bin ich ein glücklicher Mensch.“
Lisa Trompisch im "Herrlich ehrlich"-Stduio mit Cornelius Obonya
Gerne wird Obonya für komplexe, vielschichtige Rollen besetzt – mit Tiefe, Kanten und auch oft moralisch ambivalent.
„Wahrscheinlich, weil ich grundsätzlich ein netter Mensch bin“, meint er lachend.
„Ich habe viel Lust, mich in etwas hineinzugraben, was mir garantiert persönlich eher fern ist.“
Es mache ihm Freude, schwierige und dunkle Rollen zu spielen, denn damit könne er menschliche Schwächen sichtbar machen. Am meisten erfüllt ihn, wenn Zuschauerinnen und Zuschauer, die darin auch etwas von sich erkennen, vielleicht dann sogar etwas an sich ändern wollen. Wenn die Rolle berührt und zum Nachdenken anregt.
Silvester im Akzent
Zu Silvester gibt’s von ihm jedenfalls Sachen zum Lachen, denn der Schauspieler liest am 31. Dezember um 16 Uhr im Wiener Theater Akzent „Ephraim Kishons süße Rache“ – ein Potpourri aus Kishon-Geschichten.
Als 16-Jähriger hat ihn schon der Humor des ungarisch-israelischen Satirikers begeistert. „Es ist so grenzgenial gut, dass es wirklich zum Schreien komisch ist, es hat aber trotzdem einen ernsthaften Hintergrund.“ (Was er über den Nahostkonflikt denkt, sehen Sie in der Sendung am Sonntag um 18.30 Uhr auf KURIER TV oder im Video oben)
Regie-Arbeit
Obonya führt aber auch Regie – und zwar gemeinsam mit seiner Ehefrau Carolin Pienkos. Ganz aktuell bei „Orfeo ed Euridice“ im Stadttheater Klagenfurt. Die Premiere ist am 5. Februar 2026. „Wir hoffen, mit dieser unglaublich schönen Musik mit den Kolleginnen und Kollegen dem Publikum Freude zu bereiten.“
Carolin Pienkos mit Cornelius Obonya
Der Schauspieler ist aber auch jemand, der seine Stimme gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt erhebt, sich politisch engagiert, weil er glaubt, dass keine Kunst unpolitisch ist.
„Da gibt es ein Zitat von Sir Peter Ustinov: Wenn wir öffentliche Menschen schon das Glück haben, durch unsere Kunst so eine Qualität und auch Popularität erreicht zu haben, dass man uns als solches wahrnimmt und gerne sieht, dann haben wir als Menschen auch die Verpflichtung, etwas damit zu tun, außer sich nur um den eigenen bauchpinselnden Ruhm zu kümmern. Denn das ist A schnell erreicht und B kann auch sehr schnell weg sein. Und dann bin ich gerne ein politisch denkender und politischer Mensch, der versucht, mit dieser Gesellschaft etwas zu tun“, so Obonya, der kürzlich mit dem Elfriede-Grünberg-Preis der Welser Initiative gegen Faschismus ausgezeichnet wurde.
Er ist auch Unicef-Ehrenbeauftragter.
Wie Schauspieler Cornelius Obonya mit dem Verlust seiner Mutter umgeht (die beiden haben vor ihrem Ableben mit viel Humor über den Tod gesprochen), wie seine Familie und er heuer Weihnachten verbringen, welche Kunstform ihm am meisten liegt und noch viel Politisches, sehen Sie im Video oben.
Infos zu Silvester im Akzent:
31. Dez., 16:00 Uhr: CORNELIUS OBONYA
31. Dez., 19:30 Uhr: SIMONE KOPMAJER & BAND
31. Dez., 23:00 Uhr: FLORIAN SCHEUBA
Karten: www.akzent.at
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