Marianne Mendt zum 80er: "Bis auf Weiteres unsterblich"

Das Leben ist zwar kein Glockenspiel, weiß sie, aber die Kennmelodie ihrer Karriere hält Marianne Mendt nicht nur locker aus, sondern auch noch nach 55 Jahren bei bester Laune: „Es soll mir nix Schlimmeres passieren, als an der Wiege einer wunderbaren Epoche gestanden zu sein.“ Mit dem ersten Tophit des Austropop („Wie a Glock’n“, Musik: Hans Salomon, Text: Gerhard Bronner, 1970) wurde aus dem gebürtigen „süßen Wiener Mädel“ mit dem etwas sperrigen Namen Krupička „die Mendt“.
Spätestens seit ihrer Rolle als tapfere Trafikantin im ORF-Dauerbrenner „Kaisermühlen Blues“ (1992–2000) stieg sie zum „Volkseigentum“ auf.
„Es stört mich nicht“, sagt die Jubilarin (morgen, Montag, 80), „wenn mich die Leute als ,Gitti Schimek‘ ansprechen. Diese Figur hab’ ich mir ja mit Autor Ernst Hinterberger bewusst auf den Leib zugeschnitten.“
Wegen ihres absoluten Gehörs „weniger erbaut“ ist sie freilich, wenn ihr die „Glock’n“ ambulant von Fremden vorgesungen wird.
„Ausdekoriert“
Genau am Ehrentag, dem 29. September, erklingt das alltägliche „Zwölfeläuten“ vom Rathaus in St. Pölten zu ihrer Melodie. Die Mendt ist allerdings verhindert: Sie weilt zu dieser Stunde in Wien, wo sie zur ersten Ehrensenatorin der Musik- und Kunst-Privatuniversität ernannt wird.
Damit gilt sie nach ROMY (1994), Nestroy-Ring (1995), den Goldenen Ehrenzeichen Niederösterreichs und Wiens (2005), dem Professor-Titel (2014) und dem „Amadeus“ (2016) als „ausdekoriert“.
Den wahren Würden und Weihen widmet sie sich zeitlebens allerdings andernorts: „Mein Traum ist immer noch, eine vollkommene ,Jazzerin‘ zu werden – so wie Ella Fitzgerald, mein ewiges Idol.“
Mendts Lebensweg ist geprägt von großen Begegnungen mit großen Geistern. Als sie sich „endlich, mit 18“, aus der bürgerlichen Zwangsjacke (auf elterlichen „Befehl“ in der Buchhaltung eines Waschmittelkonzerns) befreit hatte und rund um die Welt (und rund um die Uhr) drauflos tingelte, da traf sie auf „Großkaliber“: Gerhard Bronner engagierte sie für die legendäre „Fledermaus“, Friedrich Torberg verschrieb ihr Weltliteratur als geistige Grundnahrung, Werner Schneyder übersetzte ihr „Funny Girl“ und Josefstadt-Pate Otto Schenk huldigte ihr in einer Buch-Widmung: „Für Mariann’, die welt Partnerin, dein uralter Otti“ (wobei welt in Wien für wunderbar steht).
CD & Tournee. Das Album zu ihrem Jubiläum trägt den Titel der Frank Sinatra-Ballade „I Wish You Love“. Die Mendt singt das Liebes- und Lieblingslied mit Conchita. Weitere Duette, unter grandioser Begleitung eines 60-köpfigen Orchesters – Produzent Thomas Kugi – gibt es mit Wegbegleiter Viktor Gernot („It Had to be You“) und Mendts „musikalischer wie menschlicher Ziehtochter“, der jüngst 40-jährigen Ina Regen („All the Way“).
Die Geburtstagstournee beginnt am 10. Oktober in Gmunden. Danach folgt am 1. November die große Gala mit Gästen (u. a. Kathi Straßer) im Konzerthaus. Auch in Linz, am 14. November, und in Graz, am 28. November, ist Mendt zu erleben.
Fast ihr Lebensfilm
„Bis auf Weiteres unsterblich“ – Buch: Uli Brée – ist beinahe eine Mendt-Bio. Der Film ist am 3. November in ORF 1 zu sehen.DC
„Ausbalanciert“
Die Doppel- und Dreifachbegabung – Schauspiel, Gesang und auch als Lehrerin – ließ die Mendt bei aller künstlerischen Rastlosigkeit stets fest in sich ruhen: „Ja, man muss mutig sein in dem Beruf. Aber ich wusste, dass ich mich immer auf mich verlassen kann. Ich hatte nie Existenzängste.“ Sie ist seit vielen Jahren ohne Partner – zuletzt starb Hund „Jazzy“ –, aber nie einsam.
Was sie „ausbalanciert“, steht auf drei Säulen: „Mein Kind (Tochter Anna, eben 46), meine Musik, mein Humor.“ Das macht sie „Bis auf Weiteres unsterblich“ (so der Titel ihres neuen Films, siehe Kasten oben).
Und der Sinn des Lebens? „Dass ma, wenn ma scho da is, was draus macht.“ Nur die „Dummheit in allen Sparten“ bereitet ihr Angst: „Gegen die ist man leider machtlos ...“
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