Désirée Nick: "Bin für Mörtel Lugner viel zu intelligent"

Désirée Nick
Die selbst ernannte "Jeanne d'Arc der Golden Girls" schrieb ein "Anti-Ageism-Buch". "Es kann nicht sein, dass Frauen ab 50 unsichtbar sein sollen."

Désirée Nick, Schauspielerin, Kabarettistin, Reality-TV-Star und Autorin, hat mit "Alte weiße Frau" ein "Anti-Ageism-Buch" geschrieben. "Es kann ja nicht sein, dass Frauen ab 50 so unsichtbar sein sollen, dass sie überhaupt nicht stattfinden", sagte die selbst ernannte "Jeanne d'Arc der Golden Girls" im APA-Gespräch vor einer Lesung bei Thalia in Wien. Über ihre generell oft spitzen Aussagen meinte sie: "Bei Männern wie Jan Böhmermann nennt man es Satire, bei Frauen Zickerei".

"Der alte weiße Mann ist eine Form der legitimen Altersdiskriminierung. Durch diese Floskel gibt sich Altersdiskriminierung den Anschein der Liberalität", so die 67-Jährige. "Ich fordere Gleichberechtigung auch in der Stigmatisierung. Wenn schon, denn schon!" Es sei ein Buch "voller Pointen", betonte die Berlinerin. "Es ist allerdings Unterhaltungsliteratur mit einer Mission. Ich bin keine Witze-Erzählerin, ich möchte mit dem Buch möglichst viele Frauen erreichen."

Die ausgebildete Balletttänzerin verwies auf eine Gesellschaft im Umbruch: "Es hat noch nie eine solche selbstbestimmte, attraktive Generation in der Mitte des Lebens gegeben. Eine Frau, die in der Mitte des Lebens attraktiv und unabhängig ist, auch noch eine Message und in jeder Hinsicht eine interessante Persönlichkeit entwickelt hat, die stellt ja so manches junge Ding in den Schatten." Sie sei aber keine Soziologin, fügte Nick hinzu. "Ich schreibe Unterhaltungsliteratur. Ich möchte niemandem vorschreiben, wie er zu leben hat. Nein!" Sie habe "ein Buch zum Schmunzeln" geschrieben, das sich "unter humoristischem Aspekt" des Themas annimmt.

Désirée Nick hat keine Probleme, auf alle möglichen Arten ins Rampenlicht zu treten. Auch vor dem Dschungelcamp schreckte sie nicht zurück: "Man erreicht ein anderes Publikum als im Theater", nannte sie das Motiv. "Es gibt Leute, die schauen nur Reality-TV, die wären nie in eine Show von mir gegangen. Es gibt auch Leute, die lesen keine Bücher. Die sollen auch wissen, wer Desiree Nick ist. Sie mögen mich Zicke nennen oder Diva, aber sie kennen meinen Namen. Darauf kommt es mir an."

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Ihre mitunter provokanten Aussagen machen gute Schlagzeilen, weiß die Künstlerin, die aber festhält: "Ich mache nicht das Ereignis, ich kommentiere es nur. Medial ist es schöner für die Schlagzeile, wenn man es Beleidigung nennt. Ich habe niemals jemanden beleidigt! Ich kommentiere - und zwar satirisch."

Wie würde sich der Dauergast auf Promiseiten selbst beschreiben? "Ich bin von Haus aus Schauspielerin. Niemandem gelingt der Spagat zwischen Trash und Hochkultur so wie mir. Als Schauspielerin bin ich hauptsächlich Komödiantin. Und ich mache Musiktheater. Einen meiner großen Erfolge feierte ich in den Wiener Kammerspielen als Florence Foster Jenkins, der schlechtesten Opernsängerin. Ich habe dafür einen Kritikerpreis bekommen. Jeden Abend volles Haus, Gelächter, Menschentrauben hinterher um mich. Ich dachte, jetzt kriege ich die tollsten Angebote: Akademietheater, Burgtheater, Josefstadt - nichts kam! Da ich mit niemandem auf der Besetzungscouch scharwenzele, ist es mein einziges Gastspiel in Wien geblieben", schmunzelte Nick.

Opernball-Fiasko

Damals sei zum Opernball eingeladen gewesen, erzählte die Vielbeschäftigte und holte zu einer Anekdote aus: "Das Theater bestellte mir einen Rolls Royce, ich hatte ein wunderschönes Kleid an. Der Manager von Mörtel Lugner hat gesagt, wenn die Dame nach ihrer Vorstellung kommt, sollen wir eine Nummer wählen und dann werde ich reingeleitet. Ich habe den ganzen Abend vor der Oper verbracht, niemand ist ans Telefon gegangen. Ich bin nie reingekommen! Wissen Sie, ich glaube, ich bin für Mörtel Lugner viel zu intelligent, viel zu selbstbewusst. Und ich habe für Mörtel Lugner viel zu viel klasse."

Social-Media

Auch auf Social Media scheint sich Désirée Nick wohl zu fühlen. "Ich mache das für meine jungen Fans, die mich durch TikTok und von anderen Kanälen kennen. Ich finde es toll, das mich die Jugend so mag", so die Deutsche. "Aber ich bin ein Nichts gegen diese Mädels, die drei, vier Millionen Follower haben. Da frage ich mich oft, was machen die? Jeden Tag dasselbe, dieselben Bilder mit derselben Aussage. Sie suchen was im Kleiderschrank oder machen Schubladen auf - seit zehn Jahren! Ich finde das unglaublich langweilig. Ich versuche ja noch, etwas zu sagen. Zumindest können junge Leute bei mir noch was lernen."

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