Einzigartig: Opernstar Cristina Pasaroiu singt auf Techno-Festivals

Sopranistin Cristina Pasaroiu
Bereits im zarten Alter von neun Jahren wusste die gebürtige Rumänin Cristina Pasaroiu (37) dass sie Opernsängerin werden möchte.
„Ich habe ein Konzert mit den drei Tenören Plácido Domingo, Luciano Pavarotti und José Carreras gehört und das hat mich so inspiriert. Und seitdem hab ich gesagt, das ist Liebe auf den ersten Blick und das werde ich machen“, erzählt sie in der KURIER TV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.
Die ganze Sendung:
Herrlich ehrlich: Cristina Pasaroiu
Ihre Ausbildung führte sie über Mailand auch nach Wien, wo sie 2009 ihr Studium abschloss. „Es war harte Arbeit, wie ein Sportlerleben mit sehr viel Disziplin“, so die Sopranistin, die sich Wien sehr verbunden fühlt.
„Jedes Mal, wenn ich hier singe, dann fühle ich mich wie zu Hause. Ich treffe meine Freunde, mein Publikum und es ist wie eine Rückkehr nach Hause für mich. Ich freue mich sehr, dass ich hier sein darf“, sagt Pasaroiu, die sieben Sprachen spricht.
Herzarbeit
Heimat ist dort, wo sie sich wohlfühlt, wie sie erzählt. „Ein großer Philosoph hat gesagt: ,Überall bin ich zu Hause, überall bin ich bekannt.’ Ich muss mich wohlfühlen, egal, wo ich mich befinde. Ich versuche, die Mentalität und die Kultur von den Menschen zu verstehen und mich anzupassen und jeden Menschen zu verstehen. Das ist ganz wichtig. Vor allem in unserem Beruf, wo man mit sehr viel Gefühl und Seele arbeitet. Man muss empathisch sein, es ist eine Herzarbeit. Und ich bin überall zu Hause.“

Lisa Trompisch im Gespräch mit Sopranistin Cristina Pasaroiu.
Beim Wiener Opernsommer (1. bis 19 Juli) am Heumarkt wird sie alternierend mit Nathalie Peña Comas in „La Traviata“ als Violetta auf der Bühne stehen.
„Ich glaube, dieser Opernsommer ist wirklich besonders, weil man kann in Wien eigentlich nirgendwo Oper live Open-Air erleben. Das macht sehr viel aus und ich freue mich sehr auf die Inszenierung, sehr klassisch, aber auch modern interpretiert und wahrhaftig“, sagt sie.
„Das versuche ich auch in meiner Karriere, glaubwürdig zu bleiben, ohne Klischees und ohne so Bewegungen, was man in der Oper so oft macht.“
Für ihre Auftritte gibt sie einfach alles, wie sie erzählt. „Ich weine immer mit meinem Publikum. Ich sterbe und werde wieder lebendig mit meinem Publikum. Ich bin ja auf dieser Erde, um mit meiner Kunst Liebe zu geben, um die Leute zu inspirieren.“

Sopranistin Cristina Pasaroiu
Die Oper „La Traviata“ handelt ja von der tragischen Geschichte der Pariser Kurtisane Violetta Valéry, die sich in den jungen Adligen Alfredo verliebt und versucht, ihr altes Leben hinter sich zu lassen – und auch Cristina Pasaroiu glaubt nach wie vor an die wahre Liebe.
„Ich habe für die Liebe immer alles gegeben. Ich gebe immer 200 Prozent von mir. Ich kann nicht anders, obwohl ich mich als Phönix sehe. I raised from my own ashes (Ich bin aus meiner eigenen Asche auferstanden). Ich gebe immer alles, auch wenn ich oft enttäuscht werde, aber das Leben ist viel zu kurz, um nicht alles aufrichtig zu erleben.“
Festivals
Und sie gibt auch noch in einem anderen Genre alles, sie ist nämlich die erste Sopranistin der Welt, die auf elektronischen Musikfestivals wie „Tomorrowland“ oder dem Untold-Festival auftritt – und zwar unter dem Künstlernamen AntoNetta mit selbstkomponierten Songs.
„Ich komponiere und mische zwei Genres, die komplett konträr sind: Oper und Electronic Music mit Techno. Und ich schreibe alle meine Texte in vier verschiedenen Sprachen. Ich freue mich riesig, wenn ich in einem Opernhaus 200 Menschen glücklich machen kann, aber ich freue mich immer mehr, wenn ich 60.000 Menschen erreiche und in deren Herzen etwas ändern kann. Da hab ich diese beiden Welten kombiniert“, so die Sopranistin.
„Ich glaube, so kann man auch das junge Opernpublikum anziehen. Die junge Generation muss ein bisschen inspiriert werden. Und ich glaube, wir haben sehr viel Publikum gewonnen. Auch jetzt beim Opernsommer am Heumarkt. Ich habe sehr viele Fans von AntoNetta, die ihn besuchen werden, und das finde ich schon cool. Es ist eine besondere Welt, die so wertvoll ist und muss einfach bekannter werden.“
Über 400.000 Follower hat sie auf Instagram und ihre Festivalperformances gingen viral und erreichten über 20 Millionen Zuhörerinnen und Zuhörer.
So sehr sie ihren Beruf auch liebt, gibt es aber durchaus ebenso belastende Momente. „Das einsame Leben, dass man immer reist und eigentlich nie ein Zuhause hat. Ich mache alles für meinen Beruf und das ist meine große Leidenschaft. Aber es ist nicht einfach. Dass man mit schwierigen Menschen umgehen muss oder ein unregelmäßiges Leben hat. Man schläft nicht so viel, man reist viel, man gehört nirgendwo dazu. Deswegen muss man seinen eigenen Platz finden. Meditation hilft auch und Liebe von den Menschen. Ich kommuniziere sehr viel in Social Media, über Instagram vor allem. Ich bin mit meiner Community sehr eng und dann vergesse ich die einsamen Momente.“
Warum sie früher sehr selbstkritisch war, was sie ihrem jüngeren Ich gerne sagen würde und noch viel mehr, sehen Sie im Video oben.
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