Adelsexpertin Lisbeth Bischoff über ihre Begegnung mit der Queen
![Queen Elizabeth II.](https://image.kurier.at/images/cfs_landscape_616w_347h/7194099/gettyimages-71210265.jpg)
Queen Elizabeth II.
Seit drei Jahren schreibt sie die wöchentliche Kolumne "Adel Inside" für den KURIER. Seit Kindesbeinen ist die Vorarlberger Journalistin Lisbeth Bischoff (am heutigen Samstag 67) ein Fan der Queen: "Wir teilen sogar den Spitznamen – Lilibet. An dieser faszinierenden Frau bewundere ich seit meinem Beginn als berufliche Beobachterin (vor rund 50 Jahren) ihr Pflichtbewusstsein, ihre Disziplin, ihre Konsequenz, aber auch ihren Mutterwitz, den sie freilich nur im privaten Kreis mit Hingabe bewies."
So soll sie sämtliche Premierminister seit Amtsantritt (1952) perfekt nachgemacht haben. Eine Parodie auf Liz Truss, die Nr. 16 in dieser Liste, ging sich wohl nicht mehr aus. Subtil auch, so Bischoff: "Die Signale im Rang von Statements. So trug sie beim Besuch Donald Trumps, sicher nicht zufällig, drei Tage hindurch stets die Brosche, die ihr Barack Obama geschenkt hatte, ganz zu schweigen vom Europahut anlässlich des Brexits."
![FILES-BRITAIN-EU-POLITICS-BREXIT-ROYALS FILES-BRITAIN-EU-POLITICS-BREXIT-ROYALS](https://image.kurier.at/images/cfs_616w/7195509/46-190354148.jpg)
Okay, Mutterwitz, aber als Mutter war sie eher ein Witz, oder? "Nein", widerspricht da die Expertin, "sie hatte natürlich wenig Zeit, aber in dieser wenigen Zeit viel Geduld und Liebe." Gutes Stichwort: Die Liebe. Bischoff: "Elizabeth II hatte als ganz großes Privileg etwas, das man auch als Königin nur geschenkt bekommen kann: Sie durfte, trotz erheblicher Widerstände, mit Philip (gest. 2021) die einzige Liebe ihres Lebens heiraten."
Oft heißt es in höheren Adelskreisen ja: "Liebe ist etwas für Stubenmädchen. Doch obwohl ihr Philip mittellos war und deutsche Wurzeln hatte, setzte sie sich durch. Die beiden waren unzertrennlich und – nach der Leidenschaft der frühen Jahre – schweißte sie Vertrauen und die Kunst, gemeinsam zu lachen, ganz eng zusammen. Der Prinzgemahl mag es gelegentlich mit seinen gefürchteten Ansagen in der Öffentlichkeit übertrieben haben. Aber er nannte sie privat gern Sausage, also 'Würstchen', worüber sie sich dem Vernehmen nach königlich amüsierte."
![Elizabeth II.: Ihr Leben in Bildern Adelsexpertin Lisbeth Bischoff über ihre Begegnung mit der Queen](https://image.kurier.at/images/cfs_616w/6007940/46-176935306.jpg)
Elizabeth II.: Ihr Leben in Bildern
Elizabeth, damals 21, bei der Verlobung mit Philip, ihrer großen, lebenslangen Liebe.
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Die Hochzeit im November 1947.
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Das Medieninteresse ist groß an Elizabeths Beziehug zu dem schnittigen Kadetten Philip, in den sich die Tochter von Königs Georg VI., und dessen Ehefrau Elizabeth bereits mit 13 Jahren bereits verliebt haben soll.
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Das glückliche Paar während seiner Hochzeitsreise.
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In diesem einfachen Hotel erfuhr Elizabeth während einer Reise durch Kenia im Jahr 1952 vom Tod ihres Vaters. Sie wurde über Nacht zur Königin.
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Die aufwendige Krönung fand aber erst über ein Jahr später am 2. Juni 1953 statt. Die scheue Elizabeth wollte zuerst keine TV-Übertragung. Der Erzbischof von Canterbury verteufelte das Fernsehen sogar als "eine der großen Gefahren der Welt". Schließlich durften dann doch Millionen Menschen das Event vor den Fernsehgeräten verfolgen.
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1952 waren Elizabeth und Philip bereits zweifache Eltern - und zwar von Thronfolger Charles (li.) und Prinzessin Anne.
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1960 kam Kind Nummer drei zur Welt, Andrew. Edward folgte 1964.
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1970: Auf einer Tour durch Australien und Neuseeland führt Elizabeth II. ihre "königlichen Spaziergänge" ein - eine Art distinguiertes Bad in der Menge, bei dem die Königin in Kontakt mit ihren Untertanen tritt. Damit will die Monarchin dem Königshaus offensichtlich ein moderneres Image verschaffen.
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Am 27. August 1979 wird Lord Louis Mountbatten, Onkel von Prinz Philip und Mitglied des innersten Zirkels der Königsfamilie, durch die nordirische Untergrundorganisation IRA getötet. Seine Ermordung macht die in den 70er und 80er Jahren ständig vorhandene Gefahr für die Königsfamilie sichtbar.
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1992: Elizabeth II. erlebt ihr "annus horribilis", ihr "schreckliches Jahr": Ihre Söhne Charles und Andrew trennen sich von ihren Frauen und Prinzessin Anne wird geschieden. Zudem wird Schloss Windsor bei einem Brand schwer beschädigt. Vor allem die der Trennung folgende Schlammschlacht zwischen Diana und Charles lässt das Ansehen des Königshauses in den kommenden Jahren weiter sinken.
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Thronfolger Charles bei seiner Hochzeit mit Diana, 1981. Der Ehe war bekanntlich kein Glück beschieden. In den 1990er-Jahren erreichte das Verhältnis zwischen dem Königshaus und dem Volk jedoch einen Tiefpunkt: Die Ehe zwischen Prinz Charles und Diana, der "Königin der Herzen", war zerrüttet, der Rosenkrieg wurde auch über britische Medien ausgetragen. In einem TV-Interview sagte Diana, mehr gehaucht als gesprochen, über ihre Nebenbuhlerin Camilla: "Sie war die dritte in der Ehe, und es wurde ein wenig eng."
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1997 starb Diana bei einem Autounfall in Paris. Die Queen schwieg lange, was ihr Image schädigte. Im Bild ist sie am Vorabend der Beerdigung mit Ehemann Philip zu sehen.
Die Royals gaben den Medien die Schuld. Bei einem Prozess in Frankreich im Jahr 2017 um heimlich aufgenommene Oben-ohne-Fotos von Williams Frau, Herzogin Kate, teilte William mit, er sei besonders geschockt, weil es ihn an die Belästigung erinnere, die "zum Tod meiner Mutter Diana, Prinzessin von Wales, geführt hat".
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2005 war wohl das glücklichste Jahr für Prinz Charles: Er heiratete seine Jugendliebe Camilla Parker-Bowles.
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2011 heiratete auch sein Sohn William, und zwar die Bürgerliche Catherine Middleton. Die beiden bekamen drei gemeinsame Kinder - George, Charlotte und Louis.
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2018 schloss auch Williams Prinz Harry den Bund der Ehe. Dass er und seine Frau, die frühere US-Schauspielerin Meghan Markle, sich später von der Familie abwendeten, hat die Queen wohl nie verwunden.
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Die Queen und Prinzgemahl Philip umringt von Urenkeln.
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In Trauer: Die Queen bei der Beerdigung ihres geliebten Ehemannes Philip im April 2021. Die beiden waren 74 Jahre lang verheiratet gewesen.
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Die Queen gebeugt auf der Beisetzung von Prinz Philip
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15 britische Premierminister hat Elizabeth II. erlebt, die letzte war Liz Truss.
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Als Monarchin kommentierte die Queen nie das politische Geschehen, auch wenn sie etwa den Brexit wohl vehement ablehnte. Für Aufsehen sorgte ihre Rede im Parlament 2017: Elizabeth erschien mit einem blauen Hut mit Sternen, der an die EU-Flagge erinnerte.
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2022 fand das große 70-jährige Thronjubiläum der Queen statt.
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Mit einer riesigen Parade in London, Straßenfesten und landesweiten Picknicks ließ die Bevölkerung Königin Elizabeth II. im Juni mehrere Tage lang hochleben. Trotz eher trüben Wetters feierten Zehntausende die historische Regentschaft Queen, die aus gesundheitlichen Gründen bei den Feierlichkeiten selten anwesend war, aber sich zum Abschluss am Balkon des Buckingham Palace zeigte.
Bischoff hat unzählige Dokumentationen, Beiträge und Live-Sendungen für den ORF gestaltet und moderiert. Aber ihr sehnlichster Wunsch, einmal, nur einmal, zum Interview bei der Queen vorgelassen zu werden, blieb unerfüllt und unerfüllbar. Sie gab keine Interviews. So bleibt der Tochter eines Dornbirner Geschichtslehrers und Schuldirektors nur die flüchtige, quasi mit der "Stoppuhr der Unvergesslichkeit" zu ermessende Begegnung anlässlich der Hochzeit von Charles und Camilla (9. April 2005 in Windsor Castle): "Wir Reporter aus der ganzen Welt standen Spalier. Es wurde uns eingetrichtert, die Queen nur ja nicht von sich aus anzusprechen – sie gab mir die Hand und sagte: 'Welcome. So nice to meet You.' Dabei hatte ich soviele Fragen vorbereitet gehabt."
![Adelsexpertin Lisbeth Bischoff über ihre Begegnung mit der Queen](https://image.kurier.at/images/cfs_616w/7195506/46-190358813.jpg)
Wiener Wasser im Tee
Zu den schönsten Erinnerungen zählt Bischoff die Anekdote vom einzigen Queen-Besuch in Österreich, als man ihr Londoner Wasser für den Five-o’clock-Tea nicht mitgebracht hatte und ihr heimlich und unbemerkt Wiener Hochquellwasser serviert wurde. "Ich glaube", so Bischoff, "man hat es ihr sicherheitshalber zeitlebens nicht mitgeteilt."
Die Spleens der Queen sind unverwechselbar. Oft aus reiner Notwehr. "Ihre Tasche war immer leer, um sie nicht zu belasten. Trug sie die Tasche links, hieß das für ihren Hofstaat, sie wolle schleunigst aufbrechen, mit rechts signalisierte sie hingegen: Ich fühle mich wohl, ich bleibe noch."
Was auch ihre nachfolgenden Generationen lernen konnten: "Kleine, aber kluge Outfit-Tricks, wie eine Hutnadel oder ein Bleiband im Rocksaum. Es gibt kein Bild, wo ihr der Hut weg- oder der Rock hochfliegt. Wenn ihr der Hut hochging, dann nur privat."
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