"Hört endlich auf zu jammern!"

Armin Assinger mit seiner Romy.
Der ORF-Star verrät im Buch "Bergab und doch bergauf" seinen Weg zum Erfolg. Im Interview kritisiert Assinger die verweichlichte Gesellschaft und plädiert für mehr Mut im Leben.

KURIER: Herr Assinger, Lebenshilfe- und Motivationsbücher gibt es wie Sand am Meer. Welchen Assinger-Effekt kann sich der Leser in seinem Leben von Ihrem neuen Buch "Bergab und doch bergauf" erwarten?

Armin Assinger: Ich stelle in meinem neuen Buch nicht den Anspruch, irgendetwas besser als andere Autoren zu dem Thema zu präsentieren. Ich mach’ es auf meine Weise, nämlich auf dem Sport aufbauend. Tatsache ist, Sport ist die beste Lebensschule. Es wird wohl einen Grund haben, warum ehemalige Spitzensportler Motivationsseminare vor Managern abhalten, und nicht umgekehrt. Spitzensportler machen in jungen Jahren schon so viele Grenzerfahrungen, leben entlang einer Rasierklinge und sammeln in kurzer Zeit so viele Erfahrungen, für die Nichtsportler ungefähr 20 Jahre brauchen.

In Ihrem Buch schreiben Sie: Die Ideallinie gibt es nicht, sondern nur die Siegerspur. Wie schaut die Siegerspur von Armin Assinger aus?

Ich wehre mich gegen den Begriff Ideallinie. Das ist etwas Steriles, das es nur unter Laborbedingungen gibt. Bei einer Abfahrt und auch in der Realität werden wir ständig von dieser Ideallinie verjagt. Nur wenn wir von dem, was wir tun, begeistert sind und in uns das innere Feuer lodert, wird es uns gelingen, erfolgreich unsere Ziele zu verfolgen. Dann wird die eigene Spur nicht weit weg von der Siegeslinie sein.

Wie entfacht man das nötige innere Feuer, um auf die Siegerspur zu kommen?

Wenn derjenige nicht dazu bereit ist, kann man weiß Gott was tun, von mir aus vor ihm nackt tanzen, und trotzdem wird man die Fackel nicht zum Brennen bringen. Vielleicht kurzfristig, aber sicher nicht nachhaltig. Ich glaube, wir sollten nach dem Motto leben "Yes, I can". Der Mensch muss daran glauben, dass er mit der nötigen Begeisterung etwas erreichen kann. Natürlich lodert das Feuer einmal stärker und einmal schwächer – auch das müssen wir einsehen. Aber grundsätzlich muss das Feuer da sein. Wenn die Fackel nicht brennt, wirst nichts reißen im Leben. Die Alternative ist, jahrelang mit großen Zweifeln und einer inneren Unzufriedenheit zu leben.

Durch wachsende Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise fehlen vielen die Perspektiven. Kann sich jemand wie Sie, der stets auf die Butterseite des Lebens gefallen ist, das überhaupt vorstellen?

Ich bin auf die Butterseite des Lebens gefallen? Leider kennen Sie offenbar nicht meine Verletzungsbio, aber auch im Leben nach dem Sport war bei mir keinesfalls alles immer happypeppitralala. Ich hatte schon Momente in meinem Leben ohne Perspektive. Als ich meine Rennkarriere beendete und meinen Dienst bei der Gendarmerie wieder antrat, wusste ich schnell – das ist nichts für mich. Ich war gern Gendarm und bin der Gendarmerie noch heute dankbar, mir damals so toll das Ausüben des Skirennsports ermöglicht zu haben.

Allerdings fühlte ich mich dann im Dienstbetrieb nicht wirklich wohl. Aber ich wollte nicht in der Schockstarre verharren, sondern sprang wieder einmal die Mausefalle hinunter und quittierte den Dienst. Weg vom vorprogrammierten Beamtentum, hinaus in die "freie Wildbahn" sozusagen. Das war hart. Aber ich wollte mir nie mit 50 den Vorwurf machen müssen, wenn ich mit 30 ein wenig mehr Herz gehabt hätte, mehr Mut, wäre ich jetzt nicht ein verhärmter, unzufriedener 50-jähriger Landpolizist, der nur noch auf die Pension wartet.

Es war schwierig, denn freilich hat da draußen keiner auf mich gewartet. Ich musste, wie man so schön sagt, proaktiv meinen Weg gehen und habe mich den ORF-Sportchefs als Co-Kommentator vorgeschlagen. Zum Glück ist es aufgegangen. Diesen Schritt aus der Komfortzone, auch aus der Bequemlichkeit, müssen wir dann wagen, wenn wir unzufrieden mit dem Status quo sind. Das verlangt viel Mut, aber so lange der Bequemlichkeitsgedanke und die Angst vor Neuem größer sind als eben der Mut zur Veränderung, wird sich nichts verändern und wir werden nicht glücklich werden. Und das Streben nach Glück ist ja wohl das größte Ziel des Menschen.

Sie vergleichen das Leben mit einer Abfahrt auf der Streif. Was kann man davon lernen?

Das Leben ist kein Zuckerschlecken und die Streif auch nicht – deswegen der drastische Vergleich. Besonders auf der Streif habe ich gelernt, mehrmals die Arschbacken zusammenzukneifen, um ohne Sturz und hoffentlich möglichst schnell ins Ziel zu kommen. Das sollten wir auch im Leben öfters machen: ein bissl mehr aushalten, durchbeißen und nicht immer gleich jammern und aufschreien "Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr!", wenn es im übertragenen Sinn in den Oberschenkeln brennt.

Attestieren Sie unserer Gesellschaft, dass sie zu verweichlicht ist?

Pauschalieren würde ich das nicht, aber in gewissen Bereichen ist das sicher der Fall. Der Mensch hält verdammt viel aus, dessen müssen wir uns bewusst sein. Diese Erkenntnis kann uns stärken und aufbauen. Leider ist es aber heutzutage eher opportun, recht flott ein bisschen zu jammern und bald einmal zu sagen: "Das schaffe ich nicht." Wir können viel schaffen, viel aushalten, viel durchbringen, aber wir müssen es wollen. Womit wir wieder bei der Begeisterung gelandet sind. Wer sich nicht leicht unterkriegen lässt, hart arbeitet, ein konkretes, realistisch gesetzte Ziel vor Augen hat, wird mehr erreichen im Leben.

Also weniger jammern und mehr anpacken ...

Ich jammere ja auch. Aber ich habe eines gelernt im Sport – und das finde ich geil – ich kann man mich auch negativ motivieren. Nach einer gewissen Jammer- oder Suderphase heißt es bei mir: "Jetzt erst recht." Was glauben Sie, wie ich angeschossen wurde, als ich vor 13 Jahren "Millionenshow"-Moderator wurde? Auf meine Homepage wurde geschrieben: "Du dumme Bauernsau, bleib daheim bei deinen Kühen!" Oder: "Das schaffst nie, du Wappler." Ex-RTL–Info-Chef Hans Mahr hat damals gesagt: "Na, wir werden schon sehen, wie lange der ,Skilehrerschmäh‘ vom Assinger gegen unseren Jauch ziehen wird!"

Das Selbstvertrauen war nicht immer so groß, wie Sie im Buch verraten. Wie haben Sie es sich erarbeitet?

Mein Credo ist: Je härter ich arbeite, je umfassender ich trainiere , umso besser ich mich auf alle Eventualitäten vorbereite, mit umso mehr Selbstvertrauen kann ich an den Start welcher Aufgabe oder Herausforderung auch immer gehen. Es steht und fällt alles mit der Vorbereitung. Je besser die Vorbereitung, umso kleiner die Selbstzweifel oder die Versagensangst.

Die Streif hat mir für mein jetziges Leben sehr viel gebracht, vor allem, was das Selbstvertrauen angeht. Es gibt nur ganz wenige auf dieser Welt, die da halbwegs gut und schnell herunterkommen. Wer da dazugehört, ist schon ein bissl ein Auserwählter, meine ich. Auf der Streif kann ein Rennfahrer, wenn’s blöd hergeht, sterben. Also was soll mir jetzt, nachdem ich diese ganz besondere Prüfung bestanden habe, noch passieren? Eine schlechte Nachred’ von einem TV-Kritiker kann mich zwar treffen, aber ich trage zumindest keinen körperlichen Schaden davon. Und nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. So what?

Was sind die drei wichtigsten Leitlinien für ein erfülltes, selbstbestimmtes Leben?

Es ist jetzt schwierig, aus dem Sammelsurium von Glücksfaktoren ein paar herauszuklauben. Für mich ist die Grundvoraussetzung für ein erfülltes Leben die Begeisterung für das, was ich tue. Wenn ich etwas gern und mit Freude mache, ist das mit dem "schwarzen" Stress kein Thema mehr, weil ich Belastungen dann viel leichter aushalte.

Aber eine gewisse Ausdauer brauch’ ich auch, denn meistens lassen sich Ziele ja nicht gleich erreichen. Und ich glaube, dass es nur gut ist, auch ein gehöriges Maß an Fähigkeit zur Selbstkritik mitzubringen. Denn das eigene Handeln sollte doch auch immer wieder hinterfragt werden, um Lehren für die Zukunft zu ziehen.

Welche Punkte kritisiert Armin Assinger an sich selbst?

Meine Ungeduld. Zunehmendes Alter und Ungeduld sind indirekt proportional. Ich hoffe schwer, dass ich mit zunehmendem Alter geduldiger werde. Aber ich glaube, ich bin noch zu jung. (lacht)

Assingers neue Liebe

"Hört endlich auf zu jammern!"

Armin Assinger
Eine junge Frau mit blauen Augen trägt eine blaue Militärberet mit einem Abzeichen.

Titel fehlt Sandra Schranz Gendarmeriebeamrin in …
Ein Mann im Anzug und eine Frau im rosa Kleid posieren auf einer Treppe mit rotem Teppich.

Romy 2013 - Red Carpet
Eine junge Frau mit blonden Haaren und blauen Augen blickt in die Kamera.

Titel fehlt Sandra Schranz Gendarmeriebeamtin in …
Eine Frau in Uniform zielt mit einer Pistole.

Sandra Schranz Gendarmeriebeamtin in Brunn/Geb. er…
Ein Mann mit Strickjacke und eine Frau im Dirndl posieren für ein Foto.

Stanglwirt Weißwurstparty
Eine Frau in einem weißen Kleid posiert bei einer Veranstaltung.

Eröffnung Hotel Park Hyatt Vienna
Eine Frau mit braunen Haaren lächelt in einem weißen Kleid.

Eröffnung Hotel Park Hyatt Vienna

Für Armin Assinger ist das Leben wie ein Ritt über die Kitzbüheler Streif. In seinem neuen Buch Bergab und doch bergauf zeigt der Ex-Skirennläufer, wie man seine ganz persönliche Mausefalle (steht für den Sprung ins Ungewisse), den Steilhang (Wahl der richtigen Spur) oder die Hausbergkante (das Ziel nicht aus den Augen verlieren) meistert.

Hier die zehn wichtigsten Erfolgs-Tipps:

Selbstzweifel ablegen. Assingers Methode lautet: Zweifel durch positive, motivierende Selbstgespräche ablegen.

Selbstvertrauen aufbauen. Assinger tankt Selbstvertrauen indem er sich bestmöglich auf die Herausforderungen vorbereitet. Oder anders gesagt: Einfach üben, üben, üben und das Handeln automatisieren. Das gibt Sicherheit und schaltet Selbstzweifel und Ängste aus.

Angst ausschalten. Angst entsteht durch zu viel Denken. Aber zu viel Grübeln nimmt uns die Lockerheit. Deswegen: Am besten zuerst denken, analysieren, mit sich ins Reine kommen, dann erkennen, üben und Selbstvertrauen tanken. Am Start das Denken einstellen und auf Sieg fahren!

Einstellung. Eine positive Lebenseinstellung kann sich jeder von uns antrainieren! Sie brauchen dazu den Blick für die kleinen Dinge des Lebens und eine gehörige Portion trotzigen Aufbegehrens, nach dem Motto: "Misserfolge und Rückschläge akzeptiere ich nicht!"

Motivation. Du musst brennen. Nur die Begeisterung für eine Sache trägt einen durchs Leben, lässt uns Rückschläge verkraften und immer wieder aufstehen und nach vorne schauen.

Komfortzonen verlassen. Der Ausbruch aus der Komfortzone, das Suchen von Veränderungen in unserem Leben kann das Finden neuen Lebensglücks bedeuten.

Mausefalle. Der Sprung in die Mausefalle auf der Streif, so Assinger, verlangt viel Mut, eine große Portion Überwindungsgabe und viel Selbstvertrauen. Genau das sind die Voraussetzungen, die wir verinnerlichen müssen, wenn wir beim Verlassen der Komfortzone ins Ungewisse springen .

Steilhang. Die Idealspur gibt es nicht. Zum Ziel geht es selten in der Direttissima. Ein Fehltritt bringt nicht gleich das ganze Selbstbild ins Wanken, sondern bietet eine Chance zum Wachsen. Aber wenn die Begeisterung, das innere Feuer nicht verloren geht, wird man der Erfolgsspur sehr nahe kommen.

Die Hausbergkante. Jeder hat mal einen sogenannten "Hänger". Auf der Streif setzt dieser Zustand auf der Hausbergkante ein. Wie kann ich nun meine letzten Kräfte mobilisieren? Unser Körper kann Leistungen, die wir ihm abverlangen, auf Dauer nur vollbringen, wenn wir ihm Ruhephasen gönnen, in denen er sich erholen kann. Eliminieren Sie auch tägliche Ärgerquellen, auch die kosten viel Kraft.

Zielschuss. Jetzt geht es "ans Eingemachte", um die Erfolgsspur zu finden. Unser "Eingemachtes" ist nicht der Lauf zum nächsten Baum – sondern all jene Bereiche, die wir gerne verdrängen. Sich diesen Schattenbereichen unseres Lebens zuzuwenden, kann ans "Eingemachte" gehen. Weil es wehtut, weil es an unsere letzten Reserven geht. Oft ist es aber notwendig, diese Grenzen zu erreichen, um danach sagen zu können: Ich bin über mich hinausgewachsen!

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