Anna F: „Tausend Ideen schwirren im Kopf“

Anna F: „Tausend Ideen schwirren im Kopf“
Sightseeingtour im Bett durch Berlin – dem neuen Zuhause der steirischen Sängerin.

It’s okay, I just wanna fuck your friend“, ist der Refrain ihrer neuen Single „DNA“. 30.000 Klicks hatte der Song mit dem frechen Video auf Anhieb im Internet. Seit einigen Tagen wird er auch im Radio gespielt. Ein frisch-fröhliches Lebenszeichen von Anna F., der zweifachen Amadeus-Award-Gewinnerin.

Vor einem Jahr ist die steirische Musikerin nach Berlin übersiedelt. Auf der Suche nach der idealen Stadt, um ihr neues Album zu produzieren – von Los Angeles über New York und London – landete sie in Deutschlands Hauptstadt. „Mir gefällt Berlin mit den roughen Ecken. Wenn man von einer Straße in die nächste geht, verändert sich alles total“, sagt sie und wirft sich auf das Bett der Rikscha. „Berlin Horizontal“ – eine Sightseeing-Tour der anderen Art hat sich die 27-Jährige gewünscht.

Vom Prenzlauer Berg, wo sie als Single in einem Loft wohnt, geht es zur Volksbühne, zum Fernsehturm, zu den Museen und zum Dom. Ungeniert posiert sie für die Fotografin, schüttelt die wilde Mähne tanzend auf dem Bett und kuschelt sich unter die Tuchent. Passanten und Touristen fotografieren amüsiert.

Neues Album

Anna F: „Tausend Ideen schwirren im Kopf“
Anna F., Berlin
Mit Philipp Steinke habe sie den idealen Produzenten für ihr neues Album, das im Herbst erscheinen wird, gefunden. „Ich hab mich dann doch gegen die großen Produzenten-Namen aus L. A. entschieden. Hier fühlt es sich einfach gut an“, sagt sie mit einem ungeschminkten Augenaufschlag, der jedem Model Konkurrenz macht.

Sie spricht schnell und gestenreich. „Meine Eltern haben mir schon als Kind gesagt, ich soll endlich still sitzen. Ich bin immer in Bewegung. Sobald ich merke, ich bin wieder unruhig und krieg Herzrasen, muss ich mich runterholen, mache Yoga oder atme tief durch.“

Einen Terminkalender besitzt Anna nicht. „Deshalb hab ich ja dauernd so viel im Kopf“, sagt die Chaotin, wie sie sich selbst bezeichnet. „In meiner Wohnung schaut es aus! Ich kann nichts wegschmeißen. Aber wenn ich Ordnung mache, fühle ich mich gleich besser.“

Mit Lenny Kravitz ist sie befreundet. Vor drei Jahren spielte sie im Vorprogramm bei seiner Tournee. „Ich schicke ihm immer meine neuen Songs. Einer von meinem neuen Album gefällt ihm besonders.“ Er sei ein ganz normaler, bodenständiger Mensch. „Ganz brav, er trinkt keinen Alkohol, raucht nicht und ernährt sich gesund.“ Ihre vielen Sessions mit internationalen Songwritern haben Anna selbstbewusster gemacht. „Eigentlich bin ich sehr unsicher gewesen. Ich glaube immer, das, was aus mir rauskommt, ist nicht gut genug.“

Musik war schon als Kind ihr Leben. Bei Familientreffen wurde immer musiziert und gesungen. Ihre jüngere Schwester Kathi (25) sang als Backgroundsängerin in ihrer ersten Band und spielte Flöte. „Mein Traum war immer ein Beruf mit Musik oder als Sportreporterin“, sagt die Tochter eines Lehrerehepaars. Streng waren sie nicht.

Anna, eine gute Schülerin, nahm alles selbst in die Hand. „In Graz hab ich mit einer Freundin in einem Haus mit kaputter Heizung und Löchern im Dach gelebt, neben Anglistik alles Mögliche wie Italienisch, Philosophie und Literatur studiert und an den Wochenenden hab ich in der ATV-Sportredaktion in Wien gearbeitet.“

Hobbyfußballerin

Kicken ist immer noch die Leidenschaft des Rapid-Fans. Am Prenzlauer Berg wohnen viele ihrer Freunde und Musiker. „Wir kochen gemeinsam, gehen Fußball oder Tischtennis spielen, das ist cool.“ Wenn Österreich gegen Deutschland um die WM-Qualifikation spielt, wird sie das Match natürlich im Fernsehen verfolgen. „Jetzt überlege ich, wie ich die deutschen Freunde, mit denen ich das Match anschauen werde, dazu bringe, dass wir den österreichischen Kommentator Philipp Paternina auf ATV hören können“, sagt sie grinsend und setzt nach: „Das wird unser erster Sieg nach Cordoba.“

Anna F., mit bürgerlichem Namen Anna Wappel, lebt ihren Traum. „Das funktioniert nur dann, wenn man sein Ding macht, ohne auf etwas zu warten.“ So kam auch ihre Filmrolle in „Invasion“ auf sie zu. „Vor einem Jahr wurde der Film in Montreal ausgezeichnet“, erzählt sie stolz. Die Schauspielerei ist immer noch ein Thema. „Ich habe gerade zwei Angebote für Kinofilme bekommen“, sagt sie und rekelt sich im roten Rikscha-Bett. Ob sie eine der beiden Rollen annehmen werde, verrät sie nicht. „Jetzt suche ich mir erst einmal Musiker für eine Band und dann gehe ich in Deutschland und Österreich auf Tournee.“

Tausend Ideen schwirren in ihrem hübschen Kopf. Der Gedanke an Familie und Kinder ist aufgeschoben – „aber nicht aufgehoben“.

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