KURIER: Es gibt immer noch dieses Vorurteil, wenn Models beschließen, Schauspieler zu werden. Wie war das bei Ihnen?
Andie MacDowell: Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Wenn ich höre, wie Models sagen, dass sie das Modeln hassen, dann hat das meist mit dem Vorurteil zu tun, dass es ein hirnloser Job ist, mit dem man nur Geld verdient. Das ist vielen peinlich. Meine Voraussetzungen waren anders. Ich war nur in drei verschiedenen Bundesstaaten gewesen, bevor ich den Vertrag unterschrieb und auf einmal in New York lebte, dann eineinhalb Jahre in Paris, von wo aus ich jedes europäische Land bereisen konnte. Viele Models haben den Job als temporär empfunden, bis sie es als Schauspielerin schafften. Mein Problem war eher, dass ich als Model sehr erfolgreich war und mich die Leute, selbst als ich schon neun Filme gemacht hatte, nur als Model kannten.
Sie haben zu einem Zeitpunkt als Schauspielerin begonnen, als die MeToo-Bewegung noch in weiter Ferne war. Wie wurden Sie als Frau, als Ex-Model, behandelt?
Ich hatte Regisseure, die mich angebraten haben. Manche sehr subtil, andere gar nicht subtil. Das war entsetzlich frustrierend. Es war ihnen gleichgültig, dass ich glücklich verheiratet war. Und es ging ihnen nur darum, dass ich meine Sexualität einsetze.
Vor ein paar Jahren haben Sie beschlossen, sich nicht mehr die Haare zu färben…
Mir ging der Nachwuchs auf die Nerven. Und warum auch? Ich bin so alt, wie ich bin.
Und Sie sind eine Gegnerin von Botox und Fillern und plastischer Chirurgie, nicht wahr?
Ich kann leicht dagegen sein, denn ich habe genetisch wirklich viel Glück gehabt. Ich bewundere Frauen, die mit Würde altern können, ich wollte mich nie verunstalten. Diane Keaton ist jemand, den ich bewundere. Sie ist komplett authentisch, innerlich und äußerlich. Sie ist glücklich mit sich selbst, und das sieht man. Etwas, was man mit dem Alter kapieren sollte, ist, dass das Leben nicht vorbei ist, wenn man Falten bekommt. Schönheit hat kein Alterslimit, Schönheit ist ewig. Und es gibt nichts Schöneres als Weisheit.
Wie schafften Sie es, normal zu bleiben?
Ich war immer ein Familienmensch. Meine Kinder waren und sind das Wichtigste in meinem Leben. Und es hilft, dass ich nie in Los Angeles gelebt habe. Ruhm kann ein Teufel sein. Wenn du nicht beliebt warst in der Schule und auf einmal kommst du bei einem Riesenpublikum an, dann kann das dem Ego nicht guttun. Denn du bist immer noch du und nicht plötzlich wer anderer.
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