Zwei-Mann-Show von Bolt und Powell für die Presse

Sein jamaikanischer Landsmann Asafa Powell kriegte sich fast nicht mehr ein. Schon beim ersten Auftritt in London liefen die Supersprinter zu Hochform auf: In der schwül-heißen Wellblechhalle an der Brick Road spielten sich die beiden Stars die Bälle zu und boten den Medienvertretern eine Zwei-Mann-Show.
Sport und Spaß, Siege und Niederlagen, Chancen und Risiken: Keine Antwort blieben die befreundeten Rivalen schuldig. Nur ein einziges Mal waren beide zunächst sprachlos: Auf die Frage nach den 150.000 Kondomen, die im Olympischen Dorf für Safer Sex sorgen sollen. Bolt schaute Powell an: "Sag' du doch mal was!" Powell grinste zurück: "Du kannst ja Luftballons daraus machen."
Die Bühne in den jamaikanischen Nationalfarben gold-grün-schwarz gehörte den beiden ganz allein. Eigentlich sollte auch Weltmeister Yohan Blake kommen, aber der legte einen olympischen Fehlstart hin: Wegen Gepäckproblemen hatte sich der 22-Jährige verspätet und verpasste die Talkshow in der Blechbaracke. Egal. Die beiden Kollegen spielten ihren Part perfekt, Olympia kann kommen.
"Für mich geht es nur ums Gewinnen. Ich denke nie ans Verlieren. Und um den Weltrekord mache ich mir jetzt wirklich keine Sorgen", versicherte Bolt, der vor vier Jahren in Peking mit drei Goldsprints in Weltrekordzeit zum Weltstar aufgestiegen war. "Ich weiß, was ich will", sagte der 25-Jährige, "für mich ist es wichtig, meine Titel zu verteidigen". Er weiß: Nur dann kann er zur lebenden Legende in seiner Sportart werden.
Dass er zur Eröffnung die Fahne tragen darf, hat den Top-Favoriten zusätzlich motiviert. "Für mein Land würde ich alles tun. Ich liebe Jamaika. Das ist eine große Ehre für mich", sagte der Weltrekordler über 100 m (9,58 Sekunden) und 200 m (19,19 Sekunden) und grinste: "Dann komme ich mal ins Fernsehen."
Der Fehlstart im WM-Finale 2011 war für Bolt ein Schock, die Niederlagen gegen Blake bei den Trials Ende Juni in Jamaika ein "Weckruf" zur rechten Zeit. Bolt ist jetzt fit und will sich voll auf seine Rennen konzentrieren. Zudem ist er sich mit seinem Trainer Glen Mills einig: "Ich war nie ein großer Starter, und ich werde nie ein großer Starter sein. Ich hole das einfach im Rennen raus."
Ganz Jamaika wird am 5. August vor den TV-Geräten die Daumen drücken, wenn der Startschuss zum 100-m-Finale fällt. Bolt will Gold - und er könnte dann in eine historische Nacht hineinfeiern: Am 6. August jährt sich zum 50. Mal der Unabhängigkeitstag der kleinen Karibik-Insel. "Jeder erwartet einen Sieg und einen Weltrekord, um dann 'Happy birthday' zu Jamaika zu sagen", meinte Bolt. "Ich freue mich schon, 'Happy birthday, Jamaika' zu sagen."
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