Zwei Brüder, ein Olympia-Traum
Die Arme und der Nacken gebräunt, der Oberkörper breit, Schwielen an den Handflächen und an den Fingern: Bernhard und Paul Sieber sind Ruderer, das lässt sich nicht leugnen. Und sie sind Träumer. Sie träumen von Olympia 2016.
Einen ersten Schritt in Richtung Rio de Janeiro machten die Neffen von Surf-Olympiasieger (2000) Christoph Sieber am Wochenende. Die Brüder erreichten bei der Europameisterschaft in Sevilla das Finale, in dem sie im Leichtgewichts-Doppelzweier Platz fünf belegten. Ein Erfolg für die Wiener, ein Erfolg für die österreichischen Ruderer, die sich über das beste EM-Abschneiden in der Geschichte des ÖRV freuen durften: Michaela Taupe-Traer holte im Leichtgewichts-Einer ebenso Silber wie Magdalena Lobnig im schweren Einer. Weitere Finaleinzüge schafften der schwere Doppelzweier (Franek/Obrecht) und der LG-Vierer.
„Im Vorjahr waren wir noch 16 Sekunden hinter der Weltspitze, jetzt sind es auf den Europameister nur noch knapp sieben Sekunden. Das passt schon“, sagt Bernhard Sieber, der mit 22 Jahren um zwei Jahre älter ist als Paul. „Wir wollen als Brüder diesen Traum leben, erfolgreich sein und zu Olympia fahren.“
Das Umfeld für Topleistungen scheint geschaffen zu sein. Mit dem dreifachen Olympia-Ruderer Horst Nussbaumer (41) hat der Verband einen neuen Präsidenten, mit dem Dänen Carsten Hassing einen Spitzenmann als Nationaltrainer. Gemeinsam schufen sie neue Strukturen. Eng zusammengearbeitet wird mit dem Institut für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung (IMSB), professionell aufgestellt ist das Trainerteam mit fünf hauptamtlichen Verantwortlichen.
Die ersten Ergebnisse liegen seit Sonntag auf dem Tisch. „Es ist eine Aufbruchstimmung da, es macht Spaß, alle ziehen an einem Strang“, schwärmt Bernhard Sieber über den neuen Zusammenhalt im Verband. „Jeder weiß, was er zu tun hat. Wir wissen, dass wir im Leichtgewichts-Doppelzweier schnell sein wollen.“
Super Körper
Ein Freifach in der Schule führte ihn zum Rudern, pragmatisch war die Entscheidung für den Sport. „Ich hab’s gemacht, weil man damit einen super Körper bekommt“, sagt Bernhard. Paul eiferte dem älteren Bruder nach, mit 15 war er eine Nachwuchshoffnung, heute ist er gleichberechtigter Partner im Boot. Ein Duo, das sich perfekt ergänzt: Bernhard, der Emotionale, der mit dem Kopf durch die Wand gehen will; Paul, der kluge Stratege, der unauffällig die Taktik des Rennens bestimmt.
Das Team muss bis ins kleinste Detail aufeinander eingespielt sein, absolut synchron sollen die Ruderblätter ins Wasser tauchen, nur so addieren sich die Kräfte. Differenzen werden erst in der Superzeitlupe der Videoanalyse sichtbar. „Das Feilen an diesen Details ist es, das den Reiz des Ruderns ausmacht“, sagt Paul. „Das Perfektionieren macht Spaß.“
Spaß macht auch die Zusammenarbeit. Bernhard: „Natürlich kommt es auch zu Konflikten. Aber sobald wir im Boot sitzen, wissen wir, wo wir hinwollen.“
Nach Rio de Janeiro.
Rudern in Österreich: Lange Durststrecke
Termine: 21.–23. 6. Weltcup in Eton (Gb), 12.–16. 7. Weltcup in Luzern, 24.–28. 7. U-23-WM in Linz-Ottensheim, 25. 8.–1. 9. WM in Chung-Ju (SKor)
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