Zeitenwende im Radsport: Neustart in und mit Israel
Die glanzvollen Jahre liegen schon lange zurück. 2017 hat Chris Froome zum vierten und bislang letzten Mal die Tour de France gewonnen, 2018 reichte es für den Briten immerhin noch zum dritten Rang hinter seinem walisischen Sky-Teamkollegen Geraint Thomas und dem Niederländer Tom Dumoulin.
Doch nach seinem Sturz bei einer Streckenbesichtigung im Rahmen des Critérium du Dauphiné 2019 war die Frankreich-Rundfahrt für den Briten im vergangenen Jahr schon kein Thema mehr: Oberschenkel, Hüfte, ein Ellbogen und mehrere Rippen waren zu Bruch gegangen.
Das wichtigste Radrennen der Welt findet auch heuer ohne ihn statt. Wie erwartet hat Ineos Froome (35) und Thomas (34) nicht für die 107. Frankreich-Rundfahrt nominiert – das Duo war beim Critérium du Dauphiné nicht über die Plätze 71 und 37 hinausgekommen. An der Spitze des achtköpfigen Teams stehen somit Titelverteidiger Egan Bernal und Giro-Sieger Richard Carapaz, der Kolumbianer und der Ecuadorianer sollen fortsetzen, was Bradley Wiggins 2012 als erster Tour-Sieger begonnen hatte: die unheimliche Siegesserie der Mannschaft, die seit 2019 Ineos und nicht mehr Sky heißt.
„Für mich ist es definitiv eine Neuausrichtung von der Tour auf die Vuelta a España“, sagt Froome. „Aber wenn man sieht, wo ich herkomme nach dem fürchterlichen Sturz im letzten Jahr, hatte ich eine unglaubliche Erholung und bin froh, dass ich überhaupt schon wieder Rennen fahren kann.“
Neue Ziele mit Israel
Ab 2021 wird Chris Froome für Israel Start-up Nation fahren, zu dessen Kader auch der Vorarlberger Matthias Brändle gehört. Die erst 2015 gegründete und heuer erstmals zur obersten Liga zählende Mannschaft um den zweifachen Ö-Tour-Sieger Ben Hermans aus Belgien wurde schon für die laufende Saison kräftig aufgerüstet. Für 2021 sind neben Froome bisher fünf weitere Neuverpflichtungen fixiert. Die namhafteste ist Afrikas Radsportler des Jahres 2019 Daryl Impey (Südafrika).
Der Mann hinter dem Ganzen stammt aus Kanada: Sylvan Adams, der mit Immobiliengeschäften ein Milliardenvermögen angehäuft hat, engagiert sich gemeinsam mit Bill Gates und Warren Buffett in philanthropischen Projekten und ist selbst begeisterter Radsportler. Erst mit Ende 30 hat er das Radfahren erlernt, sechs kanadische Meistertitel und zweimal Gold bei der Masters-WM in seiner Altersklasse zeugen von Talent und Ehrgeiz.
2015 übergab Adams sein Firmenimperium an seinen Sohn Josh und zog mit seiner Frau nach Tel Aviv. Nun will er den Radsport in seiner neuen Heimat populär machen, wofür der 61-Jährige auch in die Infrastruktur investiert. Daneben hat er auch den Start des Giro d’Italia 2018 in Israel finanziert.
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