Zahl der Doping-Verurteilungen verdoppelt

Im Vorjahr hat es in Österreich 110 Strafanzeigen wegen gerichtlich strafbarer Dopingvergehen (Handel, Anwendung bei anderen, Blutdoping) und damit eine minimale Steigerung gegenüber 2010 (107) gegeben. Die Zahl der Verurteilungen hat sich hingegen mehr als verdoppelt: Nach zwölf im Jahr 2010 waren es 2011 bereits 29. Erstmals wurde dabei auch eine unbedingte Freiheitsstrafe verhängt.
Von den 2011 eingebrachten 110 Anzeigen wurden 65 zurückgelegt, 19 Verfahren (Stand 24. Februar) waren noch offen, in zehn Fallen kam es zu einer außergerichtlichen Einigung. Allerdings geht aus den Zahlen der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage an das Justizministerium nicht hervor, ob die Betroffenen nicht auch parallel wegen anderer Vergehen verurteilt worden sind.
Die meisten Schuldsprüche endeten 2011 mit bedingten Freiheitsstrafen (19), in einem Fall wurde eine teilbedingte, in einem zweiten Fall eine unbedingte Haftstrafe ausgesprochen. Die restlichen Urteile (acht) waren mit Geldstrafen verbunden. Die Anfragebeantwortung des Ministeriums gab auch über die Ermittlungsmethoden Auskunft: So wurden 2011 zehn Hausdurchsuchungen und zwei Bankabfragen durchgeführt, in 16 Fällen griff man auf Telefon- und Nachrichtenüberwachung zurück.
"Die Diskussion über Doping hat sich in Österreich bisher auf den Leistungssport konzentriert, das Hauptproblem liegt aber im Freizeit- und Fitnesssport", erklärte der Nationalratsabgeordnete und SP-Konsumentenschutzsprecher Johann Maier am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Salzburg. "Besonders gefährdet ist dabei die Generation der 50- bis 70-Jährigen, die bei Volksläufen und Marathons bestehen will und unkontrolliert Mittel einnimmt." Vermutlich mit verheerenden Folgen für die Gesundheit: "Wie viele Todesfälle aufgrund der Einnahme von Dopingmitteln wie Anabolika, Steroide etc. sind dem Justizressort 2011 in Österreich bekanntgeworden?", wollte Maier in seiner parlamentarischen Anfrage wissen. Eine Antwort blieb die Anfragebeantwortung schuldig: Daten lagen dem Justizministerium dazu nicht vor.
Weil die Hersteller von Dopingmitteln laut Maier heute ident mit Arzneimittelfälschern seien, die international agieren würden, müsse dem Problem grenzüberschreitend begegnet werden. "Allerdings sind die Mitgliedsstaaten der EU nicht bereit, die Anti-Doping-Strafbestimmungen EU-weit zu harmonisieren. Österreich ist mit einem Vorstoß abgeblitzt, die Mitgliedsstaaten glauben, das Problem mit nationalen Gesetzen in den Griff zu bekommen", kritisierte Maier.
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