World Games: Sehnsucht nach Aufmerksamkeit

Wir wollen unserem Sport mehr Anerkennung verschaffen“, sagt Jasmin Ouschan. Österreichs Aushängeschild im Billard ist das prominenteste Gesicht der österreichischen Delegation bei den World Games in Kolumbien.
Die World Games sind die Weltspiele der Sportarten, die nicht im olympischen Programm, aber weit verbreitet sind. Die Titelkämpfe geben Athleten aus Randsportarten die Möglichkeit, Medaillen bei einem Großereignis zu gewinnen. „Wir haben es uns verdient, solche Momente feiern zu dürfen“, sagt Kletterin Angela Eiter, die wie Ouschan bereits Gold bei den World Games gewann.
106 Nationen nehmen in 36 Sportarten teil. „Die Spiele in Taiwan vor vier Jahren waren unglaublich professionell – eine großartige Erfahrung, sich mit den unterschiedlichsten Sportlern auszutauschen“, sagt Ouschan, die in Asien sogar eigene Fanklubs hat. Die Kärntnerin greift in Südamerika im 9-Ball-Bewerb nach dem Titel, kann mit dem Erwartungsdruck umgehen.
Ob Bogenschießen oder Jiu-Jitsu – ohne tägliches Training ist in keinem Sport das höchste Niveau erreichbar. „ Billard kann ein Spiel sein, ab einem gewissen Niveau ist es professioneller Sport. Man muss körperlich fit sein, mehre Spiele in Folge bestreiten können. Auch mental muss man auf der Höhe sein“, sagt Jasmin Ouschan, die in Klagenfurt ihr eigenes Trainingszentrum aufgebaut hat und die Elite ihres Sports fördert.
Einmaliger Augenblick
Österreichs Tanzpaar Anna Ludwig Tchemodourova und Zufar Zaripov bereitet sich seit knapp vier Monaten auf den Bewerb der lateinamerikanischen Tänze vor. „Die Kulisse vor 15.000 Zuschauern wird beeindruckend sein. Wir trainieren täglich für diesen Augenblick,“ sagt Ludwig Tchemodourova. Das Ziel ist der Semifinal-Einzug.
Auch die Flossenschwimmerinnen arbeiten zielstrebig auf ihren Einsatz hin: „Wir freuen uns auf Cali. Diese Chance, bei so einem Event dabei sein zu dürfen, bekommt man vielleicht nur einmal“, sagt Anita Kastner. Die Geschwindigkeit, mit der man durch das Wasser schießt, mache das Flossenschwimmen so besonders. „Die Bewegung kommt aus der Hüfte, es sieht aus wie bei einer Meerjungfrau.“
Das Strahlen in den Augen ist bei jedem Athleten sichtbar, die Vorfreude greifbar. Sie entschädigt für Jahre der harten Trainingsarbeit. „Meine Spieler zehren von dem Umfeld bei den World Games jahrelang“, bestätigt Österreichs Faustball-Teamchef Winfried Kronsteiner. Zahlreiche Verbände können die Reisekosten nicht zur Gänze übernehmen. „Ich bin froh, dass ich extra mit Material gesponsert werde“, sagt Bogensportlerin Andrea Raigel. Das Österreichische Olympische Komitee kann finanziell nicht unter die Arme greifen, „trotzdem wollen wir die nicht-olympischen Sportarten bestmöglich unterstützen“, sagt ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel.
Die Sehnsucht der Sportler nach mehr Aufmerksamkeit wird in Cali zumindest kurzzeitig gestillt werden.
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