Reichelt-Kritik: "Immer der Dodel" mit Startnummer eins
Hannes Reichelt hat die neue Startnummern-Regelung bei alpinen Speed-Events einer teils heftigen Kritik unterzogen. Dabei ging es dem Salzburger aber nur um deren Anwendung im Training, wie er in Gröden sagte. "Das ist eine Frechheit eigentlich", ärgerte sich Reichelt, der aktuell der Leidtragende des neuen Systems ist: Als Zehnter der Abfahrts-Weltrangliste ist er mit der Nummer eins Testpilot.
Das geänderte Prozedere sieht unter anderem vor, dass die besten zehn Athleten der Weltcup-Startliste (WCSL) bei Herren und Damen eine ungerade Startnummer von 1 bis 19 auswählen. Das Problem für Reichelt: Im betreffenden Ranking für die Abfahrt belegt er den zehnten Platz und muss damit mit der übrig gebliebenen, nicht ausgewählten Nummer vorlieb nehmen.
Weil im Training offensichtlich niemand als Erster starten will, hat der 36-Jährige, der sich aktuell nach einer Wirbelsäulen-Operation zurückkämpft, heuer - inklusive Donnerstag - bereits viermal den Einser ausgefasst. "Ich bin immer der Dodel", beschwerte er sich. In Val d'Isere und diese Woche in Gröden eröffnete Reichelt sämtliche Trainings, wodurch er sich jeweils im ersten Lauf ohne Erfahrungswerte an die Piste herantasten musste.
"So bringst du keine Rotation rein", meinte Reichelt. "Wenn du das auslost, erwischt es jeden einmal, dann ist es halb so wild. Aber jetzt erwischt es mich schon die zweite Abfahrtswoche, und wenn ich nur so mittelmäßige Punkte mache, erwischt es mich in Santa Caterina wieder." Laut Reichelt teilen 80 Prozent der Läufer seine Meinung. Und: Keiner habe tatsächlich gewusst, dass die Neuerung auch für Trainings gilt.
Der einzige Ausweg heißt logischerweise, auf einer anderen Weltranglisten-Position zu stehen. "Entweder ich fahre ganz miserabel, dass ich überhaupt keine Punkte mache, oder ich fahr' ganz gut, dass ich dementsprechend einen Sprung vorwärts mache", erklärte Reichelt.
Kein besserer Vorschlag
Beschlossen wurde das neue Reglement auf österreichischen Vorschlag hin beim jüngsten FIS-Kongress in Cancun im vergangenen Juni. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel "wollte es einfach spannender machen für den Zuschauer", ließ Reichelt wissen. "Wir haben dann schon mit ihm geredet, aber er hat andere Ideen gehabt, die wären noch schlimmer gewesen. Also die Top 30 auslosen und solche Sachen." Einen besseren Gegenvorschlag zur jetzigen Lösung habe es nicht gegeben.
Jansrud im 2. Training voran
Der bisherige Saisondominator Kjetil Jansrud hat am Donnerstag im zweiten Training für die Abfahrt von St. Christina/ Gröden Bestzeit erzielt. Der norwegische Doppelsieger von vor zwei Wochen in Val d'Isere war 5/100 schneller als der US-Amerikaner Steven Nyman. Die Österreicher Max Franz und Otmar Striedinger hatten als Dritter bzw. Fünfter 0,12 bzw. 0,31 Sek. Rückstand.
Auf der Saslong werden am Freitag und Samstag (jeweils 12.15 Uhr, live ORF eins) ein Super-G und eine Abfahrt gefahren.
Ergebnisse des 2. Abfahrts-Trainings in Gröden:
1.
Kjetil Jansrud (NOR) 1:57,83 Min.
2. Steven Nyman (USA) +0,05
3.
Max Franz (AUT) 0,12
4. Valentin Giraud Moine (FRA) 0,22
5.
Otmar Striedinger (AUT) 0,31
6. Aksel Lund Svindal (NOR) 0,32
7. Adrien Theaux (FRA) 0,33
8. Erik Guay (CAN) 0,42
9. Bryce Bennett (USA) 0,43
10.
Romed Baumann (AUT) 0,46
Weiter:
14. Klaus Kröll 0,61
15. Vincent Kriechmayr 0,74
22. Matthias Mayer 1,08
32. Hannes Reichelt 1,66
34. Joachim Puchner 1,68
37. Patrick Schweiger 1,85
43. Frederic Berthold 2,21
45. Christian Walder 2,28
52. Daniel Danklmaier 2,65
55. Niklas Köck 2,88
56. Johannes Kröll (alle AUT) 2,91
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