ÖSV-Team von Audienz bei Papst Franziskus angetan
Um Punkt 09.00 Uhr früh öffnete sich am Mittwoch im kleinen Empfangssaal Paolo VI. im Vatikan die Tür: Papst Franziskus ließ die 85-köpfige Delegation des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) nicht warten. Mit einem "Grüß Gott" auf den Lippen betrat das Oberhaupt der katholischen Kirche den relativ kleinen Raum unter dem Applaus der Österreicher.
Die am Dienstag von Salzburg nach Rom gereiste ÖSV-Abordnung, angeführt von Präsident Peter Schröcksnadel und rund 40 Sportlern aus allen ÖSV-Sparten, war von der etwa 15-minütigen Sonderaudienz beeindruckt. Nach drei kurzen Ansprachen schüttelte Papst Franziskus jedem einzelnen Anwesenden die Hand, danach gab es noch eine rare Sonderführung durch den wegen der Generalaudienz leeren Petersdom.
"Einheitsstiftende Kraft des Sports"
Der Papst forderte die von Hannes Reichelt, Gregor Schlierenzauer und Eva-Maria Brem angeführten Sportler auf, "immer Botschafter der einheitsstiftenden Kraft des Sports und der Aufnahme" zu sein. Und im Hinblick auf den Naturreichtum Österreichs auch "als Botschafter der Bewahrung der Umwelt und der Schönheit der Schöpfung Gottes".
ÖSV-Präsident Schröcksnadel bedankte sich beim katholischen Oberhaupt. "Mit dieser Begegnung ist ein großer Wunsch für uns alle in Erfüllung gegangen. In einer Zeit, in der materielle Werte wesentlich erscheinen, freut es mich, dass sich unsere Athletinnen und Athleten zu ethischen Grundsätzen bekennen."
Der ÖSV brachte Geschenke mit, allerdings nichts zum Angreifen: Der Verband unterstützt zwei auch vom Papst unterstützte afrikanische Projekte für Kinder, eines davon sorgt etwa dafür, dass über eine Million Kinder täglich in der Schule mit Essen versorgt werden. "Da wir wissen, Heiliger Vater, dass Sie sich für die Armen der Welt - und hier für die Ärmsten der Armen, vor allem auch für die Kinder in Afrika einsetzen - wollen wir alle, die heute hier sind, einen kleinen Beitrag leisten." Über die Höhe des finanziellen Beitrags wollte Schröcksnadel aber nichts verraten.
"Er strahlt eine große Sympathie aus"
"Er ist ein herzlicher Mensch, der für alle das Beste will. Für ihn ist jeder Mensch gleich viel wert", meinte der Weltmeister in der Nordischen Kombination, Bernhard Gruber, und Snowboarder Andreas Prommegger schwärmte: "Er strahlt eine große Sympathie aus, ich habe mich ihm sehr nahe gefühlt. Das Ganze hatte eine sehr familiäre Stimmung. Es war einzigartig und natürlich besonders schön, dass er jedem die Hand geschüttelt hat."
Eva-Maria Brem, die die kleine Weltcup-Kristallkugel im Riesentorlauf gewonnen hat, sprach von einem "unwirklich" wirkenden Erlebnis: "Dann denkt man sich, nein, das ist kein Film, er steht wirklich vor dir. Das ist ganz anders als alles, was ich bisher erlebt habe. Für einen Menschen in seiner Verantwortung und Rolle ist er voll umgänglich und freundlich. Was man nicht erwarten kann von einem Mann in so einer Position."
Und auch der nach seiner Kreuzband-OP mitgereiste Gregor Schlierenzauer war angetan. "Dass er einem die Hand schüttelt und einem in die Augen schaut, das erlebt nicht jeder. Franziskus wirkt sehr bodenständig und normal." Im Gegensatz zum ersten ÖSV-Besuch 2007 durften alle Anwesenden mit dem Handy Fotos machen. Schröcksnadel zog einen Vergleich zum Besuch von vor neun Jahren bei Papst Benedikt. "Damals war es so pompös und imposant, jetzt war es so normal - es war sehr erhebend."
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