Makellos: Ein perfektes Wochenende für Mikaela Shiffrin
Da stand sie nun im Zielraum von Lienz und wartete. Petra Vlhova, mit ihren 1,80 Metern eine der Größten im Skizirkus, hatte einen feinen Platz an der Sonne, zuvor hatte sie einen feinen zweiten Slalomlauf gezeigt, und es hätte alles so schön werden können für die Slowakin auf Zwischenrang eins, wenn da nicht...
... diese 24-jährige Amerikanerin gewesen wäre. Petra Vlhova schaute zu, wie sich Mikaela Shiffrin als Halbzeitführende aus dem Starthaus stieß, wie ihr Vorsprung von 0,26 Sekunden auf 0,14 schrumpfte. Und während sie zu hoffen begann, drückte die beste Skifahrerin der Gegenwart aufs Gaspedal. 0,32 Sekunden, Petra Vlhova wusste, was es geschlagen hatte und verzog sich erst einmal an ein weniger prominentes Fleckerl im Osttiroler Zielstadion.
0,61 Sekunden lagen am Ende zwischen Sieg und Platz 2. „Ich war wirklich glücklich mit meinem zweiten Lauf. Und ich habe gedacht, vielleicht kann ich sie heute schlagen – aber Miki ist so stark ... da wollte ich erst einmal für mich sein.“
Immerhin, Petra Vlhova ist und bleibt die Letzte, die Mikaela Shiffrin im Stangenwald bezwungen hat (am 8. Jänner 2019 in Flachau), und die 24-Jährige spricht von jenem „guten Kampf“, den auch ihre Rivalin aus den USA beschreibt.
Das große Duell
„Als ich Petras zweiten Lauf gesehen habe, habe ich gedacht, oh nein, so schnell kann ich nicht fahren“, sagte die um zehn Zentimeter kleinere Shiffrin. „Dass es trotzdem funktioniert hat, das macht mich wirklich zufrieden. Petra und ihr Team pushen ihr Niveau immer weiter – und damit pushen sie auch mich immer weiter.“
Seit dem 11. März 2017 gibt es im Damen-Slalom nur zwei Siegerinnen. Hier Shiffrin mit 21 Erfolgen, dort Vlhova mit vier, doch die Amerikanerin verwies mit Nachdruck auf das hohe Niveau von Lienz. „Im zweiten Lauf habe ich einige wirklich coole, athletische und schnelle Fahrten gesehen. Ich habe mich dann gefragt: Kann ich das auch? Na gut, ich versuche es einfach.“ Der Rest ist Skigeschichte.
Auf Platz drei reihte sich die Olympiasiegerin in der Kombination ein: Michelle Gisin profitierte von einem Einfädler ihrer Landsfrau Wendy Holdener, die disqualifiziert wurde. Am Samstagabend hatte die Schweizerin noch mit Eierlikör ihrer Teamkollegin Andrea Ellenberger angestoßen, nun feierte die Allrounderin aus Engelberg ihren ersten Podestplatz im Slalom. „Ich glaube, das muss ich jetzt öfter machen“, sagte Gisin lachend. „Das ist wie bei Olympia, da bin ich am Tag vor dem Rennen auf den Kopf gefallen. Aber der Eierlikör war wirklich gut. Vielleicht brauche ich jetzt nicht noch einmal 53 Versuche bis zum nächsten Slalom-Podestplatz.“
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