Biathlon-WM: Deutscher Doll überrascht, Eberhard 7.

Biathlet Julian Eberhard hat dem Erwartungsdruck nicht standgehalten. Der Mitfavorit aus Salzburg musste sich am Samstag bei der Heim-WM in Hochfilzen in seiner Paradedisziplin Sprint nach zwei Strafrunden mit Rang sieben zufriedengeben. Über Gold jubelte bei Kaiserwetter vor 14.300 Zuschauern sensationell der Deutsche Benedikt Doll.
Der 26-Jährige holte nur 0,7 Sekunden vor dem ebenfalls fehlerfreien Ex-Weltmeister Johannes Thingnes Bö aus Norwegen seine erste Einzelmedaille. Topfavorit und Titelverteidiger Martin Fourcade wurde mit zwei verfehlten Scheiben Dritter (23,1).
"Mit zwei Fehlern ist man angreifbar"
Damit war der Seriensieger deutlich schneller als Eberhard (35,3), der wie der Franzose eine frühe Startnummer gewählt hatte. Der 30-Jährige galt in der kürzesten Disziplin (10 km) mit nur zweimal Schießen nach einem Sieg und Platz zwei im Jänner als heißer Medaillenanwärter. In einem Rennen mit kniffligen Bedingungen am Schießstand und einigen Überraschungen im Spitzenfeld waren zwei Strafrunden aber auch für den pfeilschnellen Saalfeldener zu viel.
"Ich glaube, ich habe eine gute Leistung gezeigt, für mein großes Ziel hätte ich einen Fehler weniger gebraucht, dann wäre es sich für ganz oben ausgegangen. Mit zwei Fehlern ist man angreifbar", sagte Eberhard. Trotz seines mit Abstand besten WM-Ergebnisses überwog die Enttäuschung. "Ich bin heute um die Medaille oder eigentlich um den Sieg gestartet. Und er wäre möglich gewesen", so Eberhard, der unmittelbar vor Rekordweltmeister Ole Einar Björndalen sein bisheriges WM-Topergebnis (26. in der Verfolgung 2016) pulverisierte.
Überraschungssieger
Die vielen Fehler im gesamten Feld waren seiner Aussage nach der ungewohnt hohen Belastung durch die warme Witterung und der teils tiefen Loipe geschuldet. Was vielen zum Verhängnis wurde, brachte Doll nicht aus dem Konzept. "Das ist ein ganz spezieller Moment. Es war einfach das perfekte Rennen. Umso schöner ist es, dass es mit 0,7 Sekunden ganz nach oben gereicht hat. Ganz ehrlich, es war mir egal, ob es der zweite oder der erste Platz wird", erklärte der strahlende Sieger.

Ärger über Fehlschüsse
Da Dominik Landertinger (17.), Simon Eder (22.) und Daniel Mosotitsch (50.) deutlich weiter hinten landeten als Eberhard, hat wohl auch nur dieser im Jagdrennen am Sonntag (14.45 Uhr) noch eine Medaillenchance. Allerdings wird zu seinem Leidweisen dabei viermal geschossen. "Es gibt sowieso nur volle Attacke, es wird noch wichtiger sein, am Schießstand ganz konzentriert zu arbeiten."
Die Vorjahresmedaillengewinner Landertinger und Eder verfehlten jeweils drei Scheiben. "Läuferisch ist es super gegangen, aber im Schießen hat es mich vor allem stehend gefressen", so Lokalmatador Landertinger. Der Druck, vor Heimpublikum besonders glänzen zu wollen, habe keine Rolle gespielt. "Das ist das Schöne am Biathlon, wenn du zehn Laktat hast, ist dir das wurscht."
Auch Eder ärgerte sich über seine Fehlschüsse. "Es ist offensichtlich, dass ich es nicht drauf habe zur Zeit. Aber es fehlt nicht so viel. Kleinigkeiten bringen mich aus dem Konzept."
10-km-Sprint Herren:
1. Benedikt Doll (GER) 23:27,4 Min. (0 Fehlschüsse=Strafrunden)
2. Johannes Thingnes Bö (NOR) +0,7 Sek. (0)
3. Martin Fourcade (FRA) +23,1 Sek. (2)
4. Lowell Bailey (USA) 29,5 (0)
5. Ondrej Moravec (CZE) 30,7 (1)
6. Krasimir Anew (BUL) +33,5 (0)
7.
Julian Eberhard (AUT) 35,3 (2)
8. Ole Einar Björndalen (NOR) 38,4 (1)
9. Simon Schempp (GER) 40,0 (1)
10. Jewgenij Garanitschew (RUS) 45,1 (1)
Weiter:
17.
Dominik Landertinger (AUT) 1:11,5 (3)
21. Anton Schipulin (RUS) 1:14,7 (3)
22.
Simon
Eder (AUT) 1:17,0 (3)
50.
Daniel Mesotitsch (AUT) 1:57,5 (2)
Die besten 60 für 12,5-km-Verfolgung am Sonntag (14.45 Uhr) qualifiziert. 102 Athleten klassiert.
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