Wiggins auch nach letzter Bergankunft Tour-Leader

Nach der letzten Bergankunft der 99. Auflage auf der 17. Etappe in Peyragudes hat der britische Sky-Profi nicht zuletzt dank seiner Kapitänsrolle weiter 2:05 Minuten Vorsprung auf seinen zweitplatzierten Landsmann Christopher Froome.
Denn Edelhelfer Froome musste auf den letzten Kilometern des 143-km-Abschnitts am Donnerstag mehrfach auf seinen Chef warten, der nach dem Gewinn des ersten langen Zeitfahrens auch für die entscheidende Prüfung gegen die Uhr am Samstag als Favorit gilt. Den Tagessieg in den Pyrenäen sicherte sich der Spanier Alejandro Valverde.
Wiggins sagte, er habe sich sehr stark gefühlt und bei der Bergwertung am Col de Peyresourde, rund 6 km vor dem Ziel, an Paris gedacht. "Das war das erste Mal seit dem Start, dass ich mir gesagt habe, vielleicht habe ich die Tour gewonnen", erklärte der 32-Jährige. Im Schlussanstieg sei die Konzentration dann weg gewesen. "Ich habe an meine Familie gedacht und an die, die mir geholfen haben. Chris hat gerufen 'weiter, weiter', aber ich war in einer anderen Welt."
Froome sei ein toller Teamkollege, versicherte der mögliche erste britische Gesamtsieger der Tour. "Er kann eines Tages die Tour gewinnen, das ist sicher", betonte Wiggins. "Er ist in den Bergen vielleicht stärker als ich. Ich bin kein echter Kletterer, ich bin ein 'Chronoman', der klettert."
Valverde kletterte solo zu seinem größten Erfolg seit dem Ablauf seiner zweijährigen Dopingsperre zu Jahresbeginn. Er hatte 35 Kilometer vor dem Ziel im Anstieg zum Port de Bales attackiert und wenig später auch seinen letzten Begleiter distanziert. Froome und Wiggins kamen dem Movistar-Profi im Finish noch bis auf 19 Sekunden nahe. Das Duo erwies sich nach der Klettertour über zwei Pässe der ersten und eine Bergwertung der höchsten Kategorie (Port de Bales) als unantastbar.
Das Liquigas-Team des Italieners Vincenzo Nibali hatte zwar lange Zeit das Tempo in den Steigungen vorgegeben, um das Rennen für Wiggins und Froome schwer zu machen. Doch der Gesamt-Dritte war im Finale nicht in der Lage, eine Attacke zu starten. "Ich konnte keinen Druck machen, meine Beine haben geschmerzt, das ist enttäuschend", erklärte der Ex-Vuelta-Sieger, der als Tages-Siebenter sogar 18 Sekunden auf das Sky-Duo einbüßte und in der Gesamtwertung nun 2:41 Sekunden zurückliegt. Der Belgier Jurgen van den Broeck hat als Gesamt-Vierter 5:53 Minuten Rückstand.
Auf den letzten Kilometern des 15 km langen Schlussanstieg ins 1.605 m hoch gelegene Ziel machte Froome mächtig Tempo und zerriss die Gruppe der Besten der Gesamtwertung. Schließlich befand sich nur noch Wiggins am Hinterrad des Zweiten der Vuelta 2011. Froome wollte voll fahren, musste aber nach wenigen Metern mehrfach wieder abstellen, um auf seinen Kapitän zu warten. Immerhin zeigte er wie schon mehrfach zuvor, dass er in den Bergen der Stärkere ist. Im Zeitfahren hatte er als Zweiter nur 35 Sekunden auf Wiggins verloren.
Vorjahressieger Cadel Evans hatte seine Hoffnungen schon am Vortag begraben müssen. "Die Tour ist für mich vorbei", erklärte der 35-jährige Australier abgekämpft im Ziel. "Ich hatte vor dem Start Magenprobleme und wenn das zwei Stunden vorher passiert, kann man wenig tun", erklärte Evans, der am Donnerstag weitere Zeit einbüßte und als Gesamt-Sechster 9:57 Rückstand aufweist. "Die Dinge sind bei der Tour nicht so gelaufen, wie ich wollte, aber das Jahr ist noch nicht zu Ende."
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