Wien dehnt sich, boxt und tanzt

Und drei. Und zwei. Und hoch die Arme." Trainerin Nathalie Maibach hört sich an wie eine Animateurin auf Ibiza.
Schauplatz ist allerdings der Herderpark mitten in Simmering. Trotz der gefühlten 30 Grad sind rund 100 Personen zum "Body Toning" gekommen.
Die Aktion "Sportplatz. Wien" bietet im August allen Sportinteressierten ein kostenloses Bewegungsprogramm an den schönsten Plätzen Wiens an. Mit professionellen Betreuern, wie Alamande Belfor, wird gemeinsam gedehnt, geturnt, geboxt und getanzt.
Schnelle Uptempo-Musik dröhnt aus den Boxen. Edith Genc gönnt sich eine Pause. Die herzkranke Frau geht mit ihrer Tochter Burcin jeden Tag zu der Sport.Platz-Aktion, egal welcher Bezirk gerade angesagt ist. "Wir leben im Gemeindebau. Da ist inzwischen alles verboten. Egal ob Fußball spielen oder skaten. Dabei sollte man die Kinder lieber motivieren und unterstützen", erklärt sie. In der Schule sei die Lage kein bisschen besser, beschwert sich ihre Tochter Burcin.
Die Schülerin wünscht sich Angebote wie Body Toning, Salsa Aerobic, Dance Fit, Zumba oder Boxing auch im Unterricht: "Da spielen wir aber immer nur Völkerball oder gehen in den Prater. Überhaupt haben wir nur zwei Mal die Woche Sport. Das ist echt wenig." Dabei mache ihr Sport "eh Spaß", nur am Angebot hapere es.
Idee aus Peking
"Die Idee zu der Aktion habe ich von meinen Reisen, etwa nach Peking, mitgebracht. Dort wird schon längst auf öffentlichen Plätzen geturnt", sagt Anja Richter, Vizepräsidentin des ASKÖ Landesverbandes WAT und Initiatorin der Sport.Platz-Aktion.
Österreich hingegen belege, was Gesundheit und Gewicht anbelangt, die hintersten Plätze im Ländervergleich. "Man muss hier schon in Kindergärten und Volksschulen ansetzen. Da findet kaum Bewegung statt", betont Richter.
Die ehemalige Spitzen-Turmspringerin will speziell ausgebildete Sportlehrer, die sich mit Kindern täglich sportlich betätigen. Wenn schon im Kleinkindalter nicht das Angebot geschaffen werde, wirke sich das dauerhaft negativ auf unsere Gesellschaft aus.
Am Interesse der Menschen Sport zu treiben, scheitert es nicht . Das demonstriert die Sport.Platz-Aktion, die noch bis zum 31. August dauert, täglich aufs Neue. "Doch den Zugang und das Angebot müssten auf Dauer Politik und Spitzensportler als Vorbilder schaffen", sagt Richter.
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