Wiegele kann Comeback kaum noch erwarten
Österreichs Top-Golfer aus der Steiermark ist nach zwei Hüftoperationen bei den derzeit laufenden Lyoness Open 2012 in Atzenbrugg zwangsläufig nur Zuseher, dabei kann der 34-jährige Grazer sein Comeback kaum noch erwarten. Es könnte schon im Oktober bei den Dunhill Links in Schottland so weit sein.
Wiegele hat zwei gravierende Eingriffe in den Hüften hinter sich, bei denen zwetschkengroße Knochenwucherungen entfernt wurden. Die sogenannten "Cam-Impingements" am Oberschenkel-Kopf waren unumgänglich. "Sonst hätte ich zu 80 Prozent in wenigen Jahren künstliche Hüften gebraucht", erklärte der Steirer seine sechsmonatige Pause. "Die Operation hat meine Karriere mit Sicherheit verlängert."
Wiegeles großes Ziel ist, als stärkerer Spieler zurückzukehren. So gesehen läuft derzeit alles perfekt. "Die zweite Operation war nicht so schlimm, ich konnte schon nach zehn Tagen ohne Krücken gehen und bin dank meines Super-Teams meiner Zeit voraus", erzählte Wiegele, der schon wieder leichte Schläge absolviert und Ende September wieder bereit sein will für volle Golf-Runden.
"Mir fehlt das Spiel an sich", erklärte der Profi vom GC Erzherzog Johann in Maria Lankowitz, warum es von ihm aus noch schneller gehen könnte. "Gottseidank bremst man mich, denn sonst würde ich eine Verletzung riskieren", bedankte sich Wiegele vor allem bei Operateur Dr. Christoph Gebhardt, Teamarzt Dr. Bernhard Zwick sowie seinen Therapeuten.
Bleibt Wiegele schmerzfrei, geht's es ab Oktober wieder im "Turniermodus" weiter. Spielen kann der Steirer dank seiner Vorjahreserfolge ohne Druck. Durch seinen Verletztenstatus hat er auch 2013 eine Kategorie (8A) garantiert, die ihm viele Startplätze auf der Europa-Tour sichert.
Vier bis fünf Turniere will Wiegele in diesem Jahr noch spielen, wobei es aber hauptsächlich um den Aufbau und weniger um das Preisgeld geht. Der Grazer hat trotz seiner 34 Jahre noch viel vor und will sich vor allem seinen Traum erfüllen: "Die Qualifikation für den Ryder Cup ist mein ganz großes Lebensziel."
So gesehen könnte die Verletzungspause sogar positiv gewesen sein. Denn Wiegele hat nicht nur geheiratet, sondern auch viel nachgedacht, nachgelesen und ausprobiert. Und vor allem an seiner Putt-Technik gearbeitet. Der wichtigste Schlag im Golf war bisher seine Schwäche, die will er nun auch mit moderner Technik ausmerzen. Elektronische Helfer haben aufgezeigt, dass Wiegele beim Putten etwas zu sehr rotiert.
"Ich hoffe, dass ich es nun zu einem mittelmäßigen und irgendwann sogar zu einem guten Putter bringe. Denn das gibt dir die Chance, wirklich oft vorne mitzuspielen", ist Wiegele bewusst. "Vom Langspiel her können mir nicht viele was vormachen", verwies der Steirer gleichzeitig darauf, dass ihn die Statistiken punkto Länge und Genauigkeit Topwerte bescheiden.
Wiegele freut sich auch auf das Wiedersehen mit seinen Kollegen. "Bernd Wiesbergers Sieg in Südkorea war großartig, er hat das Golf in Österreich auf ein höheres Niveau gehoben", freut er sich über den Erfolg des 25-jährigen Burgenländers. Sollte der 44-jährige Markus Brier aufhören, wäre Wiegele der rot-weiß-rote "Senior". Nicht nur deshalb hofft er, dass der um zehn Jahre ältere Wiener weitermacht.
"Mit Markus, Bernd und mir haben es bisher drei Österreicher weit gebracht, wir sind aber drei Generationen", hofft Wiegele, dass sich auch aus dem starken ÖGV-Nachwuchs bald mehrere Spieler auf der Tour etablieren. Er selbst sieht sich noch mindestens ein Jahrzehnt im Profigeschäft. "Ein Miguel Angel Jimenez zeigt regelmäßig, was auch jenseits der 40 noch geht."
Neben weiteren Turniersiegen und dem Ryder Cup wäre natürlich der erste Major-Sieg eines Österreicher eine historische Leistung. "Das kann man aber nicht so planen wie den Ryder Cup", ist Wiegele diesbezüglich skeptisch. Wiewohl: "Ich wusste nicht, dass auch Martin Kaymer eine lange Pause hatte und dabei intensiv an seinen Putt-Schwächen gearbeitet hat." Der Deutsche gewann bekanntlich 2010 die PGA-Championship und wurde danach die Nummer eins der Golf-Welt.
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