Wright ist 19 Jahre älter als van Gerwen. Der 49-Jährige ist aber die schillerndste Figur im Dartssport. Seine bunten Hosen, sein Irokese und der Schlangenkopf auf der kahlen Schädelseite – das macht Peter Wright, der sich den Spitznamen „Snakebite“ (Schlangenbiss) gegeben hat, so unverwechselbar.
Wright wuchs in den 1970er-Jahren in einer der ärmsten Gegenden Londons auf. Die Mutter war mit ihrem Kind aus Schottland geflüchtet, weil sie ihr den fünfjährigen Sohn wegnehmen wollten, weil sie so jung war. Seinen Vater, der vor ein paar Jahren starb, kennt Wright nur von Fotos. „Es waren schwierige Zeiten damals. Wir wohnten nicht in der besten Gegend. Aber ich erinnere mich kaum“, sagt er.
Er hat diese Zeit verdrängt und behauptet, dass sein Leben mit seinem 13. Geburtstag begonnen hat. Damals bekam er drei Pfeile geschenkt. Für eine Scheibe hat das Geld aber noch nicht gereicht, weshalb er auf Bäumen in der Umgebung Zielscheiben malte und stundenlang seine Pfeile darauf warf.
Vier Jahre später, mit erst 17 Jahren, ist er einer der besten Spieler in London. Aber er wird nicht zum Darts-Profi, er sei zu schüchtern und zu lieb – sagt sein Umfeld. Er schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch, ist Hilfsarbeiter auf Bau oder in Fabriken. „Mit blieben rund 14 Pfund pro Woche“, sagte er in einem Interview.
„Niemand hat mich unterstützt, außer meine Frau.“ Wright wagt den Schritt zum Profi nicht einmal mit 25 Jahren. Damals, 1995, spielte er erstmals bei der WM und brachte die Nr. 1 der Welt (Richie Burnett) an den Rande einer Niederlage. Erst 13 Jahre später ließ er sich von seiner Frau Joanne überreden, mit dem Darts ernst zu machen. Die Friseurin kreierte die Kunstfigur Snakebite, benannt nach Peters Lieblingsgetränk, einer Mischung und Cider und Bier. Wright bekam bunte Haare und den Irokesen verpasst, dazu extravagante Hosen und Shirts. Joanne ist seine Managerin und fährt mit ihm durch die Darts-Geschichte, weil Peter gar keinen Führerschein hat.
Erst mit 38 wurde Wright Profi. 2008, in seinem ersten Jahr, spielte er nur 1200 Pfund (1400 Euro) an Preisgeld ein. Er wurde nicht besser, weshalb er und seine Frau beschlossen, dass er im Dezember 2013 die letzte WM in Angriff nehmen würde. Aber mit dem Ende der Darts-Karriere vor Augen warf sich Wright bis ins Finale, verdiente 100.000 Pfund (117.000 Euro) und sicherte sich so mit 43 Jahren seine Zukunft. Das Endspiel am 1. 1. 2014 verlor er gegen den damals 24-jährigen Michael van Gerwen.
Seither hat er 2,7 Millionen Pfund Preisgeld (3,16 Millionen Euro) erspielt und leistet sich mit seiner Frau ein Bauernhaus in Suffolk und ein professionelles Sportlerleben. Dort geht der sechsfache Vater morgens in den Hühnerstall und macht danach Frühstück für alle.
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