Wawrinka gewinnt Australian Open
Im Vorjahr war ich nach meinem unglücklichen Ausscheiden allein in der Kabine und habe geweint“, erinnerte sich Stanislas Wawrinka.
Am Sonntag hielt er die Tränen zurück. Blieb cool, auch wenn die Freude überwältigend war. Aus dem schüchternen Landwirtssprössling Stanislas Wawrinka wurde endgültig „Stan, the man“.
Der Schweizer schlug im Endspiel der Australian Open den angeschlagenen Spanier Rafael Nadal 6:3, 6:2, 3:6, 6:3 und sicherte sich seinen ersten Grand-Slam-Titel. „Morgen werde ich sehen, ob alles nur ein Traum ist. Mit dem Titel hatte ich nie gerechnet. Aber gewusst, dass ich die Besten ärgern kann“, sagte der 28-Jährige, der jahrelang Marathon-Matches verloren hatte. Glückwünsche für den Familienvater waren schon vor dem Endspiel eingetrudelt: „Ich wusste nicht, wie viele Menschen meine Telefonnummer haben.“
Geweint hat Nadal, er blieb jedoch fairer Verlierer: „Ich hatte Pech, aber Stan hat sich den Titel verdient.“
Behandlungen

Wawrinka ließ sich (wie Lendl) tatsächlich aus dem Konzept bringen, fand sich plötzlich auf einer Hochschaubahn der Gefühle wieder und aus dem Konzept gebracht, bei Nadal wirkten kurz die Schmerztabletten. Das Publikum, das den Spanier wegen seiner ständigen Behandlungen ausgepfiffen hatte, war hin- und hergerissen. Es gab plötzlich Rafa-Rufe, als dieser den dritten Satz holte. Mehr aber nicht mehr.
Der nunmehr sechsfache Turniersieger Wawrinka holte sich in seinem ersten Grand-Slam-Finale seinen ersten Titel. Einen für das Tennis-Geschichtsbuch: Seit Jänner 2005 (Marat Safin siegte in Melbourne) hatte nur ein Spieler ein Grand-Slam-Turnier gewonnen, der nicht zum erlesenen Kreis der Top Four (Nadal, Roger Federer, Novak Djokovic, Andy Murray) gehört. Der Argentinier Juan Martin del Potro siegte 2009 in New York.
Belebung
Ob Wawrinka aus den Top Four die Top Five macht? Das Alter spricht nicht für ihn, Wawrinka wird am 28. März 29 und ist damit zwar jünger als der 32-jährige Roger Federer, den er in beider Heimat als Nummer eins ablöst, aber älter als Djokovic, Murray und Nadal, der weiter auf seinen 14. Grand-Slam-Titel warten muss – aber seine Führung in der Weltrangliste ausbaut. „Ich glaube nicht, dass alles durcheinandergewirbelt wird, aber Wawrinkas Sieg tut dem Tennis unheimlich gut“, sagt Ex-Profi und Eurosport-Kommentator Alexander Antonitsch. Nicht nur, weil er gewonnen hat. „Er spielt derzeit das geilste Tennis von allen. Und sein Coach Magnus Norman hat ihn im Vorjahr gelehrt, endlich an sich selbst zu glauben“, sagt Antonitsch.
Eishockey-Fan Wawrinka gelang das, was seinem Coach verwehrt blieb: Der Schwede verlor 2000 in Paris sein einziges Major-Finale, war aber im selben Jahr die Nummer zwei der Welt.
Sein Schützling ist ab Montag zumindest die Nummer drei. Noch ein Grund, um Freudentränen zu vergießen.
Einfach „Stantastisch“.
Der Sonntag der Schweizer:
STANISLAS WAWRINKA (SUI/28 Jahre):
Geburtsdatum: 28. März 1985
Geburtsort: Lausanne
Wohnort: St. Barthelemy (Schweiz)
Familienstand: verheiratet, eine Tochter
Größe: 1,83 m
Gewicht: 81 kg
Tennis-Profi seit 2002, Rechtshänder, einhändige Rückhand
Weltranglisten-Platzierung: 8 (ab Montag Nummer 3)
Größte Erfolge:
6 Turniersiege (Melbourne 2014, Chennai 2011 und 2014, Oeiras 2013, Casablanca 2010, Umag 2006)
Doppel-Olympiasieger 2008 mit Roger Federer
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