Die wahren Helden von Rio

Der Ägypter Hamadtou demonstrierte eindrucksvoll, was ohne Hände möglich ist.
Warum die Paralympics in mancher Hinsicht erstaunlicher als die Olympischen Spiele waren.

Leere Stadien und Hallen waren befürchtet worden, doch die Paralympics sind ein Zuschauermagnet. Am Samstag vor einer Woche besuchten rund 250.000 Menschen die Sportstätten – eine Bestmarke, die es nicht einmal bei den Olympischen Spielen am gleichen Schauplatz gab. Freilich sind die Eintrittspreise überschaubar, im Gegensatz zu den Olympia-Karten sind die Paralympics-Tickets für die meisten Bürger von Rio erschwinglich. Und deshalb tummelte sich nicht nur die High Society in Barra, sondern auch der gemeine Carioca, wie sich die Menschen vom Zuckerhut selbst bezeichnen.

Auch die österreichischen Funktionärsgrößen besuchten Rio, allen voran ÖOC-Präsident Karl Stoss und sein Generalsekretär Peter Mennel. Auch Sportminister Hans Peter Doskozil schaute auf einen Abstecher vorbei. Beschämend, dass ausgerechnet IOC-Boss Thomas Bach die Paralympics egal waren. Der Deutsche verzichtete auf einen Abstecher nach Rio, vielleicht auch, weil die brasilianischen Behörden ein paar Fragen wegen der Ticket-Affäre um den irischen IOC-Funktionär Patrick Hickey an Bach haben. Was er versäumt hat? Das:

Der Sitz-Riese

Die wahren Helden von Rio
Iran's tallest sitting volleyball player Morteza Mehrzadselakjani (2nd-R) stands with teammates before a preliminary match agasint Ukraine in the Paralympic Games at Riocentro in Rio de Janeiro on September 14, 2016. / AFP PHOTO / YASUYOSHI CHIBA
"Als ich den bei der Essenausgabe sah, traute ich meinen Augen nicht", sagt Österreichs Goldmedaillengewinner Pepo Puch. Der Reiter meinte damit einen Herren, der sich das Menü auch im zweiten Stock servieren lassen kann: Morteza Mehrzad ist mit 2,47 Metern in der Wikipedia-Liste der größten lebenden Menschen nur vom Türken Sultan Kösen überragt (2,51 Meter). Der 28-Jährige Iraner ist im Sitz-Volleyball eine fixe Größe, er überragt das 1,15 Meter hohe Netz, mit dem ausgestreckten rechten Arm kommt er auf eine Höhe von 1,95 Meter. Wegen eines Unfalls als 16-Jähriger wuchs sein rechtes Bein nicht mehr, es ist nun 15 Zentimeter kürzer als das linke. Mehrzad hatte früher Angst, ausgeschlossen und gehänselt zu werden und blieb deswegen oft daheim. Nun hat er im Sport seine Leidenschaft, vor allem auch Anerkennung gefunden.

Rasante Heimkehr

An diesem Donnerstag jährt sich zum 15. Mal jener Tag, an dem Alex Zanardi 2001 bei einem schweren Unfall auf dem Lausitzring beide Beine verlor. Wie schon 2012 in London gewann der 49-jährige Italiener auch am Mittwoch in Rio das 20-Kilometer-Zeitfahren mit dem Handbike. Auf dem Gelände des Olympiaparks in Rio stand früher einmal eine Autorennstrecke. "Ich habe diesen Kurs geliebt, ich habe dort meine erste Poleposition erreicht, aber aus irgendeinem Grund habe ich dort nie gewonnen", sagte Zanardi. Nun war es so weit. "Man darf eben nie aufgeben."

Fast im Blindflug

Wahrlich Herausragendes leisteten auch die Läufer mit eingeschränktem Sehvermögen. Die ersten vier des 1500-Meter-Finals am letzten Sonntag waren schneller als einige Wochen zuvor der US-Läufer Matthew Centrowitz bei seinem Olympiasieg am 20. August an gleicher Stelle. 3:50 Minuten brauchte der US-Mann, der siegende Algerier beispielsweise war in 3:49,84 Minuten im Ziel. Freilich muss angefügt werden, dass das Olympia-Finale vor vier Wochen ungewöhnlich langsam angegangen wurde – dennoch leisten die Athleten bei den Paralympics Außergewöhnliches.

Applaus!

So zaubert Tischtennis-Spieler Ibrahim Hamadtou:

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