Vuelta: Solist Remco Evenepoel rettet 1:34 Minuten Vorsprung

Erschöpft: Remco Evenepoel am Ende seines Arbeitstages
Der Belgier musste erneut weitgehend ohne Helfer auskommen, trägt aber weiter das Rote Trikot.

Nicht einmal sieben Kilometer war die Königsetappe der 77. Spanien-Rundfahrt alt, da lag Wilco Kelderman auch schon auf dem Boden. Am Samstag war der niederländische Kapitän von Bora-hansgrohe vom sechsten auf den achten Gesamtrang zurückgefallen, nun sorgte er für den nächsten Tiefpunkt der bayerischen Mannschaft mit starkem Österreich-Bezug.

Damit nicht genug: Sein Teamkollege Marco Haller, vor zwei Wochen Sieger bei den Cyclassics in Hamburg, landete am Sonntag sogar im Spital. Bei der ersten Etappe der Tour of Britain war der Kärntner in Schottland mit einem Begleitmotorrad kollidiert – ebenfalls nach sieben Kilometern. Immerhin: Haller erlitt zwar "einige Wunden", wie sein Team mitteilte, "er sollte aber in einigen Tagen wieder trainieren können."

Tag des Leidens

Einen schlechten Tag hatte am Samstag auch der Mann in Rot bei der Vuelta: Eine Attacke seiner Verfolger konnte Remco Evenepoel nicht mehr kontern, und so schmolz der Vorsprung des 22-jährigen Belgiers von Quick-Step Alpha Vinyl von 2:41 Minuten auf 1:49 Minuten auf den dreifachen Titelverteidiger Primoz Roglic. Und das just am Tag vor jenem Abschnitt, der das Feld ins Hochgebirge führte. „Ich fühle mich besser“, sagte Evenepoel am Sonntagmittag, ehe die 152,6-Kilometer-Prüfung von Martos hinauf in die Sierra Nevada in Angriff genommen wurde.

Es wurde erneut sehr schnell gefahren, nach 92 Kilometern war Granada erreicht und das bis dahin flache Rennen begann wenig später von vorne. Den Anstieg zum Alto del Purche nahm Lawson Craddock (USA/BikeExchange-Jayco) mit 1:30 Minuten Vorsprung auf 28 weitere Ausreißer und 5:30 auf das Hauptfeld mit den Favoriten unter die Räder. Ein Zwischenstand, der wenig später Makulatur war.

Allein auf weiter Flur

Wie schon tags zuvor gingen Remco Evenepoel gleich einmal die Helfer aus. Im Schlussanstieg versuchte Roglics Jumbo-Visma erneut eine Attacke, was aber nur zur Folge hatte, dass die Gruppe um Evenepoel und Roglic auf zehn Mann zusammenschmolz – und da waren noch immer 21 Kilometer Anstieg zu absolvieren.

Wenig später war auch der Slowene allein, und Remco Evenepoel konnte bequem an seinem Hinterrad den Berg hinaufkurbeln. Gut zehn Kilometer vor dem Ende trat dann der Dritte im Bunde der Besten in die Pedale, und Movistars Enric Mas durfte zunächst einmal ungehindert davonziehen, mehr als 40 Sekunden Vorsprung wurden ihm aber nicht zugestanden.

Kurz vor dem Ziel zog dann auch noch Roglic nach, und Evenepoel konnte einmal mehr nicht mehr zusetzen.

Belgische Premiere

Den Sieg auf dem Alto Hoya de la Mora in 2.512 Metern Höhe holte nach 22,3 Kilometern Finale mit 7,9 Prozent Steigung der Belgier Thymen Arensman (DSM), es war sein erster Erfolg bei einer Grand Tour. Als Zweiter lag Enric Mas 1:23 Minuten zurück, Primoz Roglic folgte als Fünfter (+1:44), Remco Evenepoel kam als Zehnter ins Ziel und hat nun 1:34 Minuten Guthaben auf Roglic und 2:01 auf Mas. "Das ist das erste Mal, dass ich ein Rennen in dieser Höhe beendet habe", sagte der Gesamtführende, der am Donnerstag gestürzt war. "Ich fühle mich immer noch ein wenig steif in der Muskulatur. Aber ich habe so gut wie nichts verloren, das ist schon einmal gut."

Am Montag folgt der zweite Ruhetag, bis Sonntag sind noch drei Bergankünfte zu überstehen. Überstanden hat übrigens auch Wilco Kelderman den Sonntag: Am Ende wurde er 29. (+10:42) – zeitgleich mit Movistars Gregor Mühlberger, immerhin liegt der Niederländer nach seinem Malheur noch auf Gesamtrang 14.

Vuelta: Solist Remco Evenepoel rettet 1:34 Minuten Vorsprung

Gefeiert: Etappensieger Thymen Arensman

15. Etappe (Martos–Sierra Nevada, 152,6 km): 1. Arensman (BEL) DSM 4:17:17, 2. E. Mas (ESP) Movistar +1:23, 3. M. Á. López (COL) Astana +1:25, 5. Roglic (SLO) Jumbo-Visma +1:44, 10. Evenepoel (BEL) Quick-Step Alpha Vinyl +1:59, 32. Mühlberger (AUT) Movistar +10:42.
Gesamt: 1. Evenepoel 56:40:49, 2. Roglic +1:34, 3. E. Mas +2:01, 4. Ayuso (ESP) Emirates +4:49, 5. Rodriguez (ESO) Ineos +5:16, 57. Mühlberger +1:38:45.

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