Vorhang auf für Dominic Thiem

Der 18-Jährige steht ab sofort viel mehr im Fokus der Öffentlichkeit. Sein Coach sieht ihn in einem Jahr in den Top 200.

Per Drehbuch hätte es nicht besser inszeniert sein können. Altstar Thomas Muster holte am Dienstag nach seinem ersten Laufbahn-Ende seinen offiziellen Abschied von der großen Tennis-Bühne nach und sorgte mit der Niederlage in der Wiener Stadthalle gegen Dominic Thiem indirekt für den Karriere-Startschuss des 18-Jährigen, dessen Potenzial ihm vielleicht ähnliche Erfolge wie dem mittlerweile 44-Jährigen verspricht. Ab sofort steht Thiem viel mehr im Fokus der Öffentlichkeit.

Schon am Donnerstag wird der Niederösterreicher in seinem Achtelfinale bei den Erste Bank Open erfahren, was es heißt, als Lokalmatador bei einer Partie tausende Fans hinter sich zu wissen. Eine besondere Anspannung verspürt Thiem aber keineswegs. "Ich werde in mein nächstes Match um einiges lockerer gehen, da die Halle hinter mir steht", meinte der "Youngster" nach dem "Auswärtsmatch" gegen Muster. Schon da sei er aber weniger nervös gewesen als bei seiner ATP-Tour-Premiere in Kitzbühel.

"Ich hatte jetzt in der Partie auch einen Super-Start, das hat es um ein Vielfaches vereinfacht", fand der Neunte der Junioren-Weltrangliste eine Erklärung, warum er sich von der Kulisse der 7.500 Besucher nicht so wie allgemein vermutet hatte beeindrucken lassen. Musters Tränen der Rührung danach seien aber auch dem unbekümmerten Nachwuchsstar etwas näher gegangen. Thiem: "Als ich das gesehen habe, war es auch für mich schwierig."

Auf das Match selbst hatte ihn Coach Günter Bresnik penibel vorbereitet, bis zum ersten Service am Abend hat er den ganzen Tag bei seinem Schützling verbracht. "Seit der Auslosung am Samstag bis zum Match war es für ihn Anspannung pur", erzählte Bresnik. "Er hat sich dann mit Tommy Haas eingeschlagen und war nach der langen Aufwärmphase schon richtig heiß. Wie er das dann bewältigt hat, war sensationell. Dominic hat sich am Platz super verhalten, wie ein abgebrühter Profi."

Tipps von Tom

Anerkennung gab es auch für Muster und dessen Verhalten Thiem gegenüber. Der ehemalige Weltranglisten-Erste hatte der ÖTV-Hoffnung im Training und mit Tipps geholfen, der Leibnitzer hält viel vom jungen Lichtenwörther. "Die Sympathie von Tom für Dominic ist ungemein groß", erklärte Bresnik. "Ein Lob von ihm kommt aus dem berufensten Mund, um die Karriere eines Jungen einzuschätzen."

Und auch, wenn Thiem laut Bresnik selbst aus einer Niederlage gegen Muster Positives mitgenommen hätte, der Sieg sei für den heurigen French-Open-Finalisten bei den Junioren sehr wichtig. Mit den 20 Punkten dafür wird er sich in der Weltrangliste von Position 1.890 aus an Muster vorbei unter die Top 750 schieben. Und sein Wien-Abenteuer muss noch nicht vorbei sein. Vor einem Monat in Bangkok hat Thiem gegen den Finnen Jarkko Nieminen gezeigt, dass er mit einem Mann aus den Top 50 schon mithalten kann.

Vorerst wird es nach dieser Woche aber wieder sportliche Normalkost geben. "Ich spiele heuer noch ein Future in der Türkei,", erläuterte Thiem, "und im November und Dezember drei Jugend-Turniere in Mexiko und Amerika." Mit Jahresende scheidet er aus dem Junioren-Bereich aus. "Mit den 20 Punkten hier erspart er sich bei Futures die Qualifikation. Und in einem Jahr soll er schon in den Top 200 stehen, das ist der nächste Schritt." Damit wäre Thiem aktuell bereits Österreichs Nummer drei. In den vergangenen zehn Jahren habe er sich in der Südstadt laut Bresnik "bis aufs Blut" gequält. "Und er hat nie geraunzt. Sein Spiel basiert auf extrem harter Arbeit."

Watsch'n steht noch aus

In seinem Wien-Achtelfinale solle Thiem nicht zu viel auf den Gegner - ob Nikolaj Dawydenko (RUS-7) oder Steve Darcis (BEL-Q) - schauen, sein Spiel durchziehen. "Gegen Tom hat er sehr gut von der Rückhand-Seite returniert. Und sein 'Percentage' beim Service war sehr, sehr gut. Da steckt aber trotzdem noch viel Potenzial drinnen. Insgesamt hat er aber noch zu viel reagiert. Und für die drei Vorhand-Fehler beim kassierten Break, bekommt er schon noch seine Watsch'n", meinte Bresnik mit einem Augenzwinkern.

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