Verband sperrt Jukic für zehn Monate

Und irgendwie durfte er ein bisserl stolz auf sich sein. Und die Österreicher auf ihn. Immerhin ist Dinko Jukic derzeit bester Sommersportler des Landes. Dem vierten Rang über 200 m Delfin bei den Olympischen Spielen in London sei Dank. Und jetzt?
Den Urlaub vom Schwimmen mittels Badeurlaub in Kroatien hätte sich der 23-jährige Wiener wohl etwas anders vorgestellt, wenngleich er gewusst hat, dass am Mittwoch über ihn abgestimmt wurde.
Das Urteil des unabhängigen Verbandsgerichtes des Österreichischen Schwimmverbandes: Jukic wird wegen Beleidigung von Verbandsfunktionären mit sofortiger Wirkung für die Dauer von einem Jahr von der Teilnahme an allen Wettbewerben ausgeschlossen. Das Strafmaß beträgt zehn Monate unbedingt, dazu kommen noch zwei Monate bedingt.
Jukic war die Beleidigung im Rahmen der EM in Debrecen am 27. Mai vorgeworfen worden. Er soll zwei Funktionäre und einen Kampfrichter im Teamhotel beschimpft und sogar versucht haben, diese zu attackieren. Der Satz "Ich reiße euch den Arsch auf" soll gefallen sein. Jukic selbst hat sich zu den Vorwürfen nicht geäußert. "Er hat eine mündliche Verhandlung beantragt, ist trotz Ladung aber nicht erschienen", sagte der Senatsvorsitzende Herbert Schachter.
Ablehnung
Warum er zu der Verbands-Anhörung nicht erschienen ist, erklärte der kritische Schwimmer im Magazin News damit, dass er dieses Gericht nicht anerkenne, weil es formalrechtlich nicht korrekt zusammengesetzt sei.
Laut Jukic sind nur zwei Mitglieder gewählt worden, das dritte sei lediglich nominiert worden. "Es kann mich also gar nicht für Wettkämpfe sperren", sagt Jukic. "Es ist formalrechtlich gar nicht vorhanden." In Wahrheit gehe es nur darum, ihn durch dieses Disziplinarverfahren "mundtot zu machen".
Verbandspräsident Paul Schauer versteht diese Anschuldigungen von Jukic nicht. "Nachdem ein Mitglied des Schiedsgerichtes ausgefallen ist, wurde ein Jurist legitim nachnominiert, das ist rechtlich einwandfrei", sagt Schauer. "Außerdem ist Jukic Vorwurf absurd, da der Beschluss einstimmig, also nicht nur von zwei Mitgliedern getroffen wurde."
Ankündigung
Jukic hat stets dementiert, ja sogar jüngst bei den Spielen in London angekündigt, dass er im Falle einer Sperre seine Karriere beenden wolle. Verbandspräsident Paul Schauer ließ dies stets kalt. "Drohungen im menschlichen Umgang sind nicht angebracht", sagt Schauer, der ein Karriereende bedauern würde, aber sagt: "Wenn es so wäre, würde sich die Welt dennoch weiterdrehen. Wir haben gute junge Schwimmer."
Jukic kann Entscheidung beim Verbandstag (15. September) beeinspruchen. Falls Österreichs bester Schwimmer damit nicht durchkommt, fehlt er bei der Kurzbahn-EM im November und bei der Kurzbahn-WM im Dezember. Und dann? Jukic hätte nach einer mehrjährigen Karenzzeit prinzipiell auch die Möglichkeit, für ein anderes Land zu starten.
Nach dem Urteilsspruch war Jukic noch zu keiner Stellungnahme bereit, die letzte Wende in diesem Fall dürfte noch ausstehen. Oder lässt der Verband seinen Besten wirklich ziehen?
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