US-Open-Blamage: Gipfel des Absturzes

Von "Ist das peinlich" bis hin zu "Er soll endlich aufhören". Die Internet-Foren waren gefüllt mit Sätzen von Kritikern, die sich nach dem Erstrunden-Out von Jürgen Melzer teilweise genüsslich austobten.
Freilich: Gegen die Nummer 489 der Weltrangliste auszuscheiden, das zieht keine Lobeshymnen nach sich. Seine 6:4-3:6-5:7-7:5-4:6-Niederlage gegen den Amerikaner Bradley Klahn war wohl der Tiefpunkt einer ganz schwachen Saison. Auch wenn Klahn sein bestes Karriere-Match spielte, auch wenn dieser als Qualifikant schon drei Siege in seinen 22 Jahre alten Beinen hatte.
Wenn man sich die Jahresstatistik von
Melzer ansieht, überrascht indes nichts mehr. Seit seinem Turniersieg im Februar in Memphis, ohne den Melzer nicht die Nummer 36, sondern ungefähr die Nummer 100 wäre, gab es nur sechs Matchsiege, bei keinem Turnier gelangen ihm zwei Erfolge. "Es ist der Wurm drinnen", sagt Melzer. Die Ursachen?
- Der Kopf Die mentale Stärke, in Melzers Fall die Schwäche, ist gegenwärtig das größte Problem. Viele Tennis-Asse bauen auf einen Mentaltrainer, Melzer würde ein solcher guttun. Manager Ronnie Leitgeb hätte die Ausbildung dazu, hat aber als ÖTV-Präsident zu wenig Zeit für seinen Schützling. Freilich, mit plötzlichen Erfolgen wäre schon viel geholfen. "Es sind dann zwei, drei Partien, die man gewinnen muss", sagt Melzer.
- Der Körper Melzer hat offensichtlich zwar keine konditionellen Probleme, wäre er aber topfit, würde er auch mental in fünften Sätzen besser sein. Bei Grand-Slam-Turnieren verlor er heuer drei von vier Fünf-Satz-Matches. Beim Sieg gegen den Schweizer Wawrinka wurde die Entscheidung allerdings nach einer Regenunterbrechung am folgenden Tag gespielt. Es blieb der einzige Melzer-Erfolg heuer bei einem Grand-Slam-Event. Seit zwei Monaten trainiert er bei den ehemaligen Agassi-Trainern Darren Cahill und Gil Reyes, letzterer gilt in den USA als Fitness-Guru gilt. Viel Zeit bleibt den beiden Herren nicht mehr, Melzer ist 31 und klagte 2012 über Bänderriss, Hüftverletzung und Rückenprobleme. In diesem Alter weniger leicht zu verkraften als mit 20.
- Die Medien Melzer und der Umgang mit Kritik, das ist ein besonderes Kapitel. Zuletzt verkündete Österreichs Nummer eins, dass ihm die harte Kritik am Olympia-Aus sehr missfallen habe. Er hätte immerhin mit dem Kroaten Cilic gegen einen Topspieler verloren. Gewiss, aber solche Spieler hat er 2010 reihenweise besiegt.
Melzer wird hart kritisiert, weil man von ihm mehr erwartet. Und das ist auch sein Verdienst, immerhin war er 2011 die Nummer acht der Welt. Aber er selbst weiß: "Die Vergangenheit gewinnt keine Matches."
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Analyse
-
Hintergrund
Kommentare