"Unser Tennis braucht Melzer"

Ein Mann mit grauem Haar spricht vor einem weißen Hintergrund mit Logos.
Ronnie Leitgeb ist seit einem Jahr ÖTV-Präsident. Der 53-Jährige zieht ein erstes Resümee.

Am 1. April 2012 trat Ronnie Leitgeb sein Amt als ÖTV-Präsident an. Im KURIER-Interview spricht der 53-Jährige, der einst als Manager von Thomas Muster erfolgreich war, über Talente, Förderstrukturen, Jürgen Melzer und Tamira Paszek.

KURIER: Sie haben die Flugangst durch Fliegen überstanden. Ist das Präsidentenamt ein Himmelfahrtskommando?Ronnie Leitgeb: Überhaupt nicht. Ich blicke auf ein erfreuliches Jahr zurück.

Jahrelang herrschten in Österreich verschiedene Lager. Sie sind angetreten mit der Ziel­vorgabe, dass alle an einem Strang ziehen. Ist dieses Vorhaben gelungen?Ja, wir haben in der ÖTV-Sportkommission Funktionäre durch ehemalige Spitzensportler und Trainer ersetzt, bei welchem anderen Sportverband ist dies gelungen? In dieser Kommission sitzen mit Gilbert Schaller, Günter Bresnik, Jürgen Waber, Hakan Dalbo, Gerald Mild oder Michael Oberleitner Toptrainer. Wer hätte gedacht, dass Schaller und Bresnik einmal im selben Boot sitzen ...

Es wurde zuletzt aber seitens einiger Manager und Trainer Kritik an Sportdirektor Clemens Trimmel laut. Barbara Haas, das größte Talent bei den Mädchen, erhielt 2012 beispielsweise keinen Cent an Förderungen. Bei den Förderungen handelt es sich grundsätzlich um öffentliche Gelder, die bewusst eingesetzt werden müssen.

Eine Tennisspielerin schlägt einen Ball mit ihrem Schläger.
Barbara Haas gewann das Turnier von Podgorica.

Unterstützt werden einerseits Tennisspieler, die sich mit ihrer Leistung bald für das Daviscup- oder Fed- Cup-Team anbieten und Jugendliche, die das Potenzial für eine Top-100-Karriere vorweisen. Für den Nachwuchs entwickeln wir derzeit Standardverträge, die dann für alle gelten. Aber es ist mir klar, dass Talente, die ihre Leistungen schon gebracht haben und bisher nichts bekommen haben, anders zu bewerten sind.

Sie wollten mehr Turniere in Österreich. Ist das gelungen? Ja, wir haben heuer drei zusätzliche Future-Turniere. Wenn die Jungen Turniere in Österreich spielen können, ersparen sie sich lange Reisen, die erstens Geld kosten und zweitens wertvolle Trainingszeit rauben. Mittlerweile haben wir acht Futures in Österreich.

Wurde zu viel verabsäumt vor Ihrem Amtsantritt? Das ist abgeschlossen, jede Zeit hat ihre Berechtigung. Aber mir ist es wichtig, dass im Rahmen der Generalversammlung vor wenigen Wochen eine deutliche Verjüngung im Präsidium vor sich gegangen ist. Als ich als Präsident antrat, war ich einer der Jüngsten, jetzt bin ich der Älteste im Präsidium. Nun arbeiten ehemalige Spieler mit exzellenter Berufsausbildung an der Spitze des zweitgrößten österreichischen Verbandes.

Sie sind ja auch Manager von Jürgen Melzer, der zuletzt groß aufgespielt hat. Er wird am 22. Mai 32 Jahre alt, wie lange wird er noch spielen? Wir hoffen, solange wie möglich – um die Lücke zu den Talenten zu schließen. Österreichs Tennis braucht ihn. Jürgen war der verdienstvollste Spieler der jüngsten zehn Jahre und die wichtigste Säule des Daviscup-Teams. Wer gewann schon drei Grand-Slam-Turniere? Ich würde mir wünschen, dass er bei Olympia in Rio 2016 noch dabei ist.

Eine Tennisspielerin mit einem Tennisschläger auf dem Platz.
Tamira Paszek of Austria reacts after losing a point against Ana Ivanovic of Serbia during their women's match at the Qatar Open tennis tournament in Doha February 11, 2013. REUTERS/Fadi Al-Assaad (QATAR - Tags: SPORT TENNIS)

Stichwort Rio. Um dorthin zu kommen, muss man zumindest zwei Mal Daviscup bzw. Fed-Cup gespielt haben. Tamira Paszek hat dem Team einen Korb gegeben. Enttäuscht?Ja, aus drei Gründen ist diese Entscheidung unverständlich. Erstens sollte es sowieso eine Ehre sein, für Österreich zu spielen; zweitens hatte sie im Vorjahr im Kreis ihrer Kolleginnen versprochen, dass sie das Team nicht im Stich lässt; und drittens haben wir uns für sie vor Olympia stark gemacht. Der ÖTV, aber auch das ÖOC um Präsident Karl Stoss haben interveniert.

Warum ist die Verbindung von Manager Leitgeb und Paszek Ende des Jahres 2012 gelöst worden? Jeder kann sich selbst ein Bild machen, für mich zählen eben gewisse Leistungsparameter.

Eine Wende zum Schwimmen: Wie geht’s mit Markus Rogan weiter? Er kümmert sich um sein Studium. Derzeit gibt es auch keine Großereignisse, die ihn motivieren. Was bis Rio ist, steht in den Sternen, derzeit ist er Schwimmstar in Karenz.

Was wünschen Sie sich für die nächsten 365 Tage? Zum einem, dass wir im September den Klassenerhalt mit dem Daviscup-Team schaffen, zum anderen ein klareres Bekenntnis seitens des Sportministeriums zum Tennis und zum Leistungszentrum Südstadt. Der ÖTV würde dort gerne seine Heimat haben.

Ronnie Leitgeb, geboren am 13. Mai 1959 in Mödling, übernahm 1984 Thomas Muster und führte ihn zur Nummer eins der Welt (1996). Leitgeb war u. a. zwischenzeitlich Kapitän des Österreichischen Daviscup-Teams.

1999 machte Leitgeb eine Ausbildung zum Mentalcoach in Bregenz. In Monaco gründete er ein Fitness- und Gesundheits- Camp. Leitgeb ist seit Juli 2008 mit Hotel-Erbin Bettina Steigenberger verheiratet.

Jürgen Melzer machte dank des Viertelfinales in Miami fünf Ränge in der Weltrangliste gut und liegt nun auf Platz 37.

Andy Murray hat sich auf den zweiten Platz, in Führung liegt nach wie vor unangefochten der Serbe Novak Djokovic. Der Schweizer Roger Federer ist nach dem Platztausch mit Murray wieder Dritter, Miami-Finalist David Ferrer aus Spanien verbesserte sich um eine Position auf vier. Der Niederösterreicher

Beste Österreicherin ist weiterhin Tamira Paszek auf Platz 31. An der Spitze gab es keine Veränderungen, Miami-Siegerin Serena Williams (USA) führt vor Maria Scharapowa (RUS) und Viktoria Asarenka (BLR).

Vorw. Name Land
1. -1 Novak Djokovic (SRB) 12.370 Punkte
2. -3 Andy Murray (GBR) 8.750 Punkte
3. -2 Roger Federer (SUI) 8.670 Punkte
4. -5 David Ferrer (ESP) 7.050 Punkte
5. -4 Rafael Nadal (ESP) 6.385 Punkte
6. -6 Tomas Berdych (CZE) 5.145 Punkte
7. -7 Juan Martin del Potro (ARG) 4.750 Punkte
8. -8 Jo-Wilfried Tsonga (FRA) 3.660 Punkte
9. -10 Richard Gasquet (FRA) 3.230 Punkte
10. -9 Janko Tipsarevic (SRB) 3.000 Punkte
Weiter:
37. -42 Jürgen Melzer (AUT) 1.075 Punkte
116. -115 Andreas Haider-Maurer (AUT) 467 Punkte
291. -304 Dominic Thiem (AUT) 153 Punkte
292. -320 Martin Fischer (AUT) 152 Punkte
298. -295 Gerald Melzer (AUT) 149 Punkte
332. -332 Michael Linzer (AUT) 126 Punkte
Name Land Pkte
1. ( 1) Serena Williams (USA) 11.115
2. ( 2) Maria Scharapowa (RUS) 10.015
3. ( 3) Viktoria Asarenka (BLR) 9.325
4. ( 4) Agnieszka Radwanska (POL) 6.845
5. ( 5) Li Na (CHN) 5.880
6. ( 6) Angelique Kerber (GER) 5.475
7. ( 7) Sara Errani (ITA) 5.405
8. ( 8) Petra Kvitova (CZE) 5.225
9. ( 10) Samantha Stosur (AUS) 3.865
10. ( 9) Caroline Wozniacki (DEN) 3.760
Weiter:
31. ( 31) Tamira Paszek (AUT) 1.573
134. (140) Yvonne Meusburger (AUT) 494
160. (161) Patricia Mayr-Achleitner (AUT) 407
308. (308) Melanie Klaffner (AUT) 143
Ein Mann mit weißer Kappe ballt die Faust und blickt grimmig.
Melzer verbessert sich auf Rang 37

Kommentare